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Interview: Webdeveloper mit KI

© Conversory

Roland Scheidel ist Website-Developer bei Conversory, einer Digitalen Marketing Agentur in Graz und programmiert seit über eineinhalb Jahren mit Hilfe von Künstlicher Intelligenz. Er erzählt uns in diesem Interview über seine Anfänge mit der KI, seinen Berufsalltag und ob ein:e Marketing Manager:in mit KI auch ihre:seine eigene Website programmieren könnte.

AIHubYou: Herzlich Willkommen Roland Scheidel! Vielen Dank, dass du dich als Website-Developer einer Marketing-Agentur für ein Interview zur Verfügung stellst! Kannst du dich bitte kurz vorstellen und uns deinen Aufgabenbereich erklären?

Roland: Ja sehr gerne! Ich arbeite bei einer Digitalen Marketing Agentur in Graz als Backend Developer. Größtenteils bin ich für die Entwicklung von Webseiten, Webshops oder Webserverprogrammen zuständig. Ich arbeite mit den Programmiersprachen PHP, JavaScript oder Phyton. Zur Unterstützung meiner Arbeit nütze ich ein Programm mit Künstlicher Intelligenz. Wir haben in unserer Agentur auch bereits einen automatisierten Chatbot für eine Website programmiert, der mit einigen wenigen vorgefertigten Frage/Antwort Beispielen, mit jeder Interaktion durch einen User immer mehr dazu lernt.

AIHubYou: Der Chatbot ist ein wichtiger Teil in der Marketing Automation. Kannst du darüber noch etwas erzählen?

Ja klar. Das war mein erster Chatbot, der in Kooperation mit dem Know Center Graz umgesetzt wurde. Die haben das Grundgerüst geliefert, auf dem ich dann aufgebaut habe.
Unser Chatbot hat einen völlig anderer Ansatz als z.B. ChatGPT, der mit einem universellen Sprachmodell arbeitet und versucht auf jeden mögliche sprachlichen Input einen passenden Output zu generieren. Diese universellen Sprachmodelle sind wie man bei ChatGPT sieht, inzwischen extrem flexibel und leistungsfähig, das genaue Ergebnis ist aber nicht vorhersagbar. Die Antworten sind nicht immer faktisch korrekt, können beleidigend oder auf andere Weise schädlich sein.
Unser Chatbot ist eher ein klassischer Chatbot, der im Support eingesetzt wird. Es geht vor allem darum, zu erkennen ob die Anfrage des Benutzers einem von vorher definierten Problemfällen entspricht, und ihm dann eine vorher definiere Antwort zu geben, oder automatisch eine Aktion zu setzen wie z.B. ein Dokument an den Kunden zu schicken. Oft ist es auch notwendig, zusätzliche Daten vom Kunden zu erfragen, Bilder-Uploads einzufordern usw., damit dann ein menschliche Support bereits alles hat um die Kundenanfrage möglichst zeiteffizient abzuarbeiten.
Obwohl man den Chatbot hier komplett auf ein Themenfeld einschränkt, darf man das von den technischen Anforderungen nicht unterschätzen.

AIHubYou: Wie bist du darauf gekommen, KI in deinen Arbeitsalltag einzubinden?

Roland: Vor eineinhalb Jahren bin ich mit KI erstmals in Berührung gekommen. Ich habe die News in diesem Bereich immer mitverfolgt. Zum Glück gibt es ja durch KI einen Algorithmus im Netz, der sich die Themen, die mich interessieren, merkt. Somit war ich auch immer an den neuesten News dran. Seit ich damit arbeite, hat sich auch viel weiterentwickelt. Vor allem verändert sich der eigene Umgang mit der KI. Man weiß inzwischen, wann sie nützlich ist und wo sie mehr Zeit als üblich kosten würde. Trotzdem ist es bereits ein fixer Bestandteil in meinem Berufsleben geworden.

AIHubYou: Erzähle bitte mehr über deine Arbeit mit Künstlicher Intelligenz. Wie lange setzt du die KI bereits in deinem Arbeitsalltag ein? Welche Programme nutzt du hautpsächlich?

Roland: Meine Anfänge habe ich mit dem Tool Tabnine gemacht. Seit einiger Zeit bin ich aber auf GitHub Copilot umgestiegen und bin sehr zufrieden damit! Umgestiegen bin ich, weil das andere Tool eher begrenzt einsetzbar war und GitHub Copilot sich dagegen stark weiterentwickelt hat. Mit Copilot spare ich zur Zeit etwa 10% meiner Arbeitszeit ein.

Ich nutze das Programm zur Vervollständigung von Code Zeilen. Anstatt die korrekte Syntax eines Befehls zu recherchieren, schreibe ich einen kurzen Kommentar an das Programm und dieses schreibt meine nächste Zeile. Oder es präsentiert mir Vorschläge, aus denen ich den richtigen Code aussuchen kann. Hilfreich ist es vor allem dann, wenn ich an neuen Projekten arbeite. Heutzutage baut man selten eine Website von 0 weg. Man baut meistens auf einem bestehenden Projekt auf, wie z.B. bei WordPress. Jedes Projekt hat seine eigene Art und Weise, wie bestimmte Dinge gemacht werden. Copilot erkennt das eigentlich recht gut und macht passende Vorschläge. Das Tool ist Programmier-Sprachen unabhängig. Ich programmiere in PHP, JavaScript und Phyton. Das Programm erkennt automatisch jede Programmiersprache, die ich anwende.

AIHubYou: Braucht man Vorkenntnisse, wenn man mit KI programmieren möchte oder kann jemand der im Marketing tätig ist auch mit KI programmieren?

Roland: Wenn es darum geht, eine komplexe Website zu programmieren, ist das ohne Vorkenntnisse wirklich schwer. Was durchaus auch für Marketing Manager:innen möglich ist ist, Kleinigkeiten in einen WordPress Post einzuprogrammieren. Ein Kollege aus dem Marketing nutzt ChatGPT für einfache Aufgaben. Zum Beispiel, für die Analyse von Kampagnen, einen Tracking Code erstellen zu lassen und diesen für ein Social Media Profil zu nutzen. ChatGPT hat ihm nicht nur den korrekten Programmcode erzeugt, sondern auch eine Anleitung für alle notwendig Schritte gegeben. Selbst wenn etwas nicht klappt, kann die KI einem einen Lösungsansatz vorschlagen. Wenn man selbst lernt, Fragen an die KI in richtiger Sprache zu formulieren, hat man eine bessere Chance, die richtigen Dinge rauszubekommen. Da die KI aber selbst noch nicht 100% richtige Antworten ausspuckt, sollte man zumindest ein Basis-Wissen haben, um die Antworten zu überprüfen. Für komplexere Sachen sind somit definitiv Vorkenntnisse vonnöten.

AIHubYou: Für unser zentrales Thema, Marketing Automation, ist es wichtig, dass die Performance und Funktionalität einer Website passt. Kann man sich darauf verlassen, dass die KI einen einwandfreien Code ausspielt, der sich nicht negativ auf das Ranking in der Suchmaschine auswirkt?

Roland: Nein, man sollte sich noch nicht zu 100% auf die KI verlassen. Die KI lernt immer das, was man ihr vorgibt, eventuell auch einen veralteten oder fehlerhaften Code. Hat man selbst einen Code fehlerhaft programmiert, setzt die KI die eigenen Fehler fort oder schlägt den falschen Code vor. Es besteht eher die Gefahr, wenn man unkritisch mit Künstlicher Intelligenz programmiert, Sicherheitslücken in den Code integriert zu bekommen, als diese zu verhindern.

AIHubYou: Was würdest du jemanden raten, der Webseiten mit KI programmieren möchte und noch in den Startlöchern steht? KI als Hilfe – ja oder nein?

Roland: Ich würde empfehlen, von Anfang an mit KI zu lernen und zu arbeiten. Ich finde, dass es ein sehr hilfreiches Tool ist, um das Programmieren in jeglicher Sprache zu lernen. Man bekommt auf seine Fragen oft schneller eine Antwort, als mit einer klassischen Suche. Man wird in Zukunft nicht mehr ohne KI auskommen.

AIHubYou: Wie glaubst du, in welche Richtung wird sich dein Job in Zukunft entwickeln?

Roland: Ich glaube, dass sich mein Beruf stark verändern wird. Aber er wird nicht verschwinden. Wer lernt mit Künstlicher Intelligenz umzugehen, wird deutlich schneller im Programmieren sein. Standard-Webseiten werden in einem Bruchteil der jetzigen Zeit entwickelt werden können. Der Schwerpunkt wird weniger darauf liegen, eine bestimmte Programmiersprache einwandfrei und detailliert zu beherrschen, als ein gutes Verständnis für Abläufe und Konzepte zu haben.

AIHubYou: Vielen Dank für die Zeit und das spannende Interview!

Roland: Sehr gerne, danke für die Einladung!

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