Greenwashing in der Getränkeindustrie – Wie grün sind Getränke in Österreich?

In diesem Blogartikel möchten wir einen Überblick über Greenwashing in der Getränkeindustrie geben. Dabei möchten wir dir Unternehmen präsentieren, die sich nachweislich nur für Marketing- und öffentliche Zwecke nachhaltig engagieren und Verantwortung zeigen. Wir zeigen dir aber natürlich auch, welche Unternehmen du mit dem Kauf eines Getränks ruhigen Gewissens unterstützen kannst. Zudem geben wir dir kleine Tipps und Tricks.

Das Wichtigste in Kürze

Wir Verbraucher*innen werden leider immer noch viel zu häufig getäuscht und genau das muss sich ändern.

  • Greenwashing wird in vielen großen Konzernen betrieben, um das Image durch “grüne” Maßnahmen aufzupolieren
  • Bei vielen Produkten sieht man die Täuschung erst auf den zweiten Blick 
  • Verschleierte Aktivitäten schaden dem Image langfristig

Was überhaupt ist Greenwashing?

Was genau Greenwashing ist, haben wir bereits in einem Blogbeitrag näher erklärt und beschrieben. 

Warum nutzen Unternehmen eigentlich Greenwashing?

Der Trend hin zu mehr Umweltbewusstsein, Nachhaltigkeit und Regionalität deutet eindeutig nach oben. Das versuchen auch so einige Unternehmen in direkter Konkurrenz zu anderen für sich zu nutzen, denn in Zeiten des Überflusses ist das Aufmerksammachen durch gezielte Aktionen und Maßnahmen gerade im Bereich der Umweltfreundlichkeit wichtiger denn je. Konsument*innen erwarten ein gewisses „grünes“ Bild und Image und ziehen dieses oft als entscheidendes Kaufmerkmal heran. So setzen Unternehmen Greenwashing bewusst oder auch unbewusst (das lässt sich meist nicht eindeutig klären) ein, um uns zu überzeugen. (vgl. Phase Grün, 30. Juni 2020)

Welche Unternehmen betreiben Greenwashing?

Wenn man an das Wort „Greenwashing“ denkt, kommen einem zumeist großen Marken in den Sinn. In diesem Beitrag schauen wir uns die beispielsweise Unternehmen wie Nestlé, Nespresso und Coca Cola näher an und beantworten Fragen wie,  „Wie ist das Auftreten der Unternehmen nach außen“ und „wie sind die Produktionsbedingungen“. Was steckt dahinter? Dem gehen wir in den nächsten Zeilen etwas auf den Grund.

Es ist uns natürlich bewusst, dass dies nur ein kleiner Ausschnitt an Unternehmen ist, die auf die Masche des Greenwashings setzen. Wir möchten dir damit aber trotzdem einen Überblick verschaffen.

Die Problematik bei Nestlé

Nestlé ist ein weltweiter Konzern, zu dem mehr als 2.000 Marken gehören. Mit dieser Markenflut ist Nestlé lt. Greenpace allerdings auch mitverantwortlich für enorme Plastikmüllberge. So wurden von Greenpeace Plastikinseln auf Indonesien entdeckt, die auf den Konzernriesen zurückzuführen sind. Nestlé reagierte auf öffentliche Kritik und will bis 2025 mehr recyceltes oder wiederverwendbares Plastik einsetzen. Mit einigen Marken hat das Unternehmen 2017 die „NaturALL Bottle Alliance“ gegründet. Hier soll nach ökologischen Verpackungslösungen geforscht werden. (vgl. Greenpeace, n.d.)

Privatisierung von Wasserrechten – Mit einem Problem ist es nicht getan

Der weltweite Kauf von Wasserrechten aus staatlichen Wasserbehörden stellt zudem ein zusätzliches Problem dar. Damit ist es Unternehmen möglich, Wasser direkt aus dem Grundwasser abzupumpen, zu reinigen, abzufüllen und als Wasser in Plastikflaschen weiterzuverkaufen. Vor allem in armen Ländern Afrikas, wo Wasser ohnehin ein knappes und wertvolles Gut ist, wird Wasser abgezogen. (vgl. Glose, 05. Oktober 2019)

Zudem nutzt Nestlé lt. Greenpace für die Produktion gewisser Lebensmittel Palmöl, rodet Regenwälder, führt Kosmetik-Versuche an Tieren durch und verkauft mangelhafte Babynahrung. Im Rahmen dieses Beitrags kann nicht alles überprüft werden, wir werden uns aber in weiteren Beiträgen damit beschäftigen.

Nespresso – Alles nur ein grüner Schein?

Der Kaffeehersteller Nespresso wirbt auf seinen Unternehmens-Kanälen mit nachhaltig angebautem Kaffee, 100% nachhaltig genutztem Aluminium, CO2-Neutralität und hat sogar einen Recycling-Tracker auf der Website installiert, um eingesparte CO2-Äquivalent-Emissionen durch das Recycling von Nespresso Kapseln zu veranschaulichen (vgl. Nespresso, n.d.). Doch wie nachhaltig arbeitet Nespresso wirklich?

Wenn große Produzenten Milliarden Kapseln aus Aluminium verwenden, ist es generell schwierig zu behaupten, etwas Gutes für die Umwelt zu tun. So ist auch die Ankündigung von Nespresso, 100% der Kapseln zu recyceln, völlig unrealistisch, denn es gelangen niemals 100% der gebrauchten Kapseln zu Nespresso zurück, um „fachgerecht“ recycled zu werden. Natürlich sollte auch der/die Konsument*in seinen Beitrag dazu beitragen und Kapseln nicht im Restmüll entsorgen.

Zudem ist der Abbau ökologisch sehr bedenklich, energieaufwändig und Treibhausgas-intensiv.

Nespresso Kapseln

Nachhaltigkeitsprogramm als Schritt in die richtige Richtung

Positiv zu erwähnen ist jedoch, dass Nespresso ein Nachhaltigkeitsprogramm auf die Beine gestellt hat, wo in Zusammenarbeit mit einer unabhängigen Zertifizierung durch Rainforest Alliance und Fairtrade gearbeitet wird. Doch Achtung, nur wo Fairtrade drauf steht, ist auch wirklich Fairtrade drin. Nespresso bietet zwar Kaffeekapseln mit dem Fairtrade-Siegel an, jedoch ist nur eine Kapsel aus dem gesamten Kaffeesortiment (aktuell 28) in Österreich auch zertifiziert. Schau also genau hin, bevor du „Fairtrade“-Kaffee von Nespresso kaufst.

Aber auch das Fairtrade-Siegel ändert nichts daran, dass problematische Aluminium-Kapseln verwendet werden.

Unternehmen, die mit dem Trend zu Umweltbewusstsein arbeiten, setzen darauf, um Kund*innen nachhalig an die Marke zu binden.

Selbst wenn Nespresso einen gewissen Aufwand im Bereich sozialer und ökologischer Nachhaltigkeit betreibt, bleibt der Eindruck, dass einzelne positive Aspekte betont werden, um andere negative Seiten des Produkts zu verschleiern. Es sollte nicht darüber hinwegtäuschen, dass es sich bei Kapselkaffee per se, aufgrund des Ressourcenaufwands, um kein nachhaltiges, kein grünes Produkt handelt. Auch weiterhin vertreibt Nespresso ein Produkt, das es früher schon gab, nur neu und unökologisch verpackt – aber das eben mit dem intensiven Beigeschmack von Lifestyle. (vgl. VKI, 12.03.2020)

Wenn du wirklich nachhaltigen Kaffee genießen möchtest, kauf lieber Bio-Fair-Trade-Kaffee, wo du nachvollziehen kannst, unter welchen Bedingungen die Kaffeebauern arbeiten. Noch als kleine Anregung, um Verpackung zu sparen, greif zu größeren Kaufeinheiten, wie 1 kg oder sogar 5kg oder besuche einen Zero-Waste-Shop.

Coca Cola und der Plastikmüll

Der internationale Limonadenkonzern wird ebenso wie Nestlé mitverantwortlich für Tonnen an Plastikmüll gemacht und soll nach Angaben von Greenpeace sogar gegen Umweltschutz lobbyieren. Das Unternehmen versucht zwar ein nachhaltiges und „grünes“ Image aufzubauen, indem gewisse Mehrwegquoten erfüllt und Pfandsysteme eingeführt werden, dies gelingt jedoch nur mit mäßigem Erfolg.  

Pro Minute werden weltweit rund 200.000 Einweg-Plastikflaschen für Coca Cola produziert. Aus klimaschädlichem Erdöl und noch dazu mit großem Energieaufwand werden diese Unmengen an Wegwerfplastik in Umlauf begracht und das, obwohl die meisten Flaschen nach einmaligem Benutzen im Müll landen. Bis zu 300.000 Plastikflaschen verlassen stündlich das Cola-Werk im Burgenland. Um von diesen Müllbergen abzulenken, setzt der Konzern unter anderem auf Recycling. Allein in Österreich werden nur 28% der PET-Flaschen wiederverwendet, um neue Flaschen herzustellen. Durch die nicht korrekte Entsorgung der Plastikflasche wird die weltweite Plastikkrise zu einer echten Meereskrise. Bis zu 12,7 Millionen Tonnen Plastik gelangen jedes Jahr in die Meere. Das ist eine LKW-Ladung pro Minute. (vgl. Greenpeace, n.d.)

Ähnliche Probleme haben natürlich alle Produzent*innen, die auf Plastikflaschen setzen.

Coca Cola Plastikmüll

Doch es geht nicht nur um Plastikflaschen, auch Alu-Getränkedosen leisten ihren Beitrag. Oder wie würdest du es sehen, wenn du eine Coca Cola aus der Aludose trinkst, auf der steht „lass uns besser auf die Umwelt achtgeben“? Ziemlich widersprüchlich finden wir.

Coca Cola Life

Dass ein grünes Etikett nicht immer auf Umweltbewusstsein hindeutet, lässt sich am Beispiel Coca Cola Life zeigen. Grün und vermeintlich gesünder kam 2015 diese neue Coca-Cola-Sorte auf den Markt, doch in Wahrheit enthielt eine 0,5 Liter Flasche ganze elf Stück Zucker, das sind etwa 36 Gramm. Zum Vergleich: Die WHO empfiehlt eine tägliche Höchstmenge von 25 Gramm Zucker bei Erwachsenen. Von einem kalorienarmen Getränke war also keine Rede. Hier wurde den Kund*innen eindeutig vorgetäuscht, dass es sich um eine gesündere Abwandlung der allseits bekannten Cola handelt.

Die PET-Flasche sollte zudem zu 30% aus pflanzlichem Material bestanden haben und voll recycelbar gewesen sein. Diesen Anschein erweckte auch das grüne Etikett. (vgl. Füßler, 22. Mai 2015)

Gehalten hat sich das Getränk auf dem Markt jedoch nicht.

Tipps

  • Fall nicht auf Design und Verpackung rein, nur weil mit der Farbe Grün gearbeitet wird, heißt es nicht, dass auch der Inhalt „grün“ ist.
  • Kaufe größere Verpackungen, um Verpackungsmüll zu reduzieren.
  • Achte beim Kauf auf bestimmte Siegel und Zertifizierungen und informiere dich darüber.
  • Doku-Tipp: Schaue dir unbedingt die Doku „Die Grüne Lüge“ von Werner Boote an. Dort erhältst du einen noch tieferen Einblick in Unternehmen, die Greenwashing betreiben.

Fazit

Beim Greenwashing besteht die Gefahr, dass die Verbraucher*innen eine Täuschung wahrnehmen und das Unternehmen somit einen Imageschaden erleidet. Wenn nicht das Umweltbewusstsein sondern der Profit, der daraus resultieren könnte, im Vordergrund steht, so schadet dies der Glaubwürdigkeit des Unternehmens. Außerdem können Firmen, die nachweislich Greenwashing betreiben, von der Konkurrenz verklagt werden.

Natürlich betreibt nicht jedes Unternehmen, das seine umweltpolitischen Aktivitäten auch in Kampagnen oder auf Produktverpackungen zeigt, Greenwashing. Solange sich das Unternehmen tatsächlich aktiv für Themen wie Umwelt-, Tierschutz und Nachhaltigkeit engagiert, kann man nicht von Greenwashing sprechen. Dazu muss das Unternehmen jedoch Haltung zeigen, entsprechende Maßnahmen in seine Unternehmenskultur integrieren und Umweltbewusstsein aktiv in die Tat umsetzen.

Phase Grün (30. Juni 2020). Greenwashing – Täuschung oder guter Wille? https://www.phasegruen.de/greenwashing-taeuschung-oder-guter-willen/, abgerufen am 15.3.21

Füßler, Claudia (22. Mai 2015) Coca Cola Life: Macht auf grün, bleibt aber auf Zucker. https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2015-05/coca-cola-life-stevia-zucker , abgerufen am 16.3.21

Nespresso. (n.d.) Jeder Beitrag zählt. https://www.nespresso.com/at/de/thepositivecup, abgerufen am 15.3.21

VKI (12.03.2020) Greenwashing. https://www.konsument.at/greenwashing022019?pn=3, abgerufen am 15.3.21

Greenpeace (n.d.) Die Akte Coca Cola. https://greenpeace.at/assets/uploads/pdf/presse/Coca-Cola-Dossier.pdf, abgerufen am 16.3.21

Glose (05.10.2019) Warum Nestlé so unbeliebt ist. https://www.handelsblatt.com/unternehmen/handel-konsumgueter/lebensmittelkonzern-warum-nestle-so-unbeliebt-ist/26287122.html?ticket=ST-2154788-Gt450fcCfAPpf1RxpfgI-ap6, abgerufen am 15.3.21

Lin-Hin, N. (n.d.). Greenwashing. In Wirtschaftslexikon Gabler. https://wirtschaftslexikon.gabler.de/definition/greenwashing-51592, abgerufen am 14.3.21

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