Lassen sich Nachhaltigkeit und Fischfang vereinbaren? – Von Überfischung bis zu Siegel-Kennzeichnungen

Den Ozeanen droht der Kollaps. Umweltverschmutzung, Klimawandel und auch die Fischindustrie sind Gründe, dass in den Meeren immer weniger Leben zu finden ist.

In diesem Blogbeitrag haben wir dir Zahlen und Fakten zur weltweiten Fischerei zusammengesucht. Dabei schreiben wir auch über den nachhaltigen Aspekt der Fischerei sowie über Fischzucht als mögliche Option statt Überfischung der Meere. 

Außerdem erfährst du, was es mit den diversen Siegeln auf Verpackungen von Fischprodukten zu tun hat und ob du diesen vertrauen kannst.

Das Wichtigste in Kürze

  • Fischerei gilt als weltweites Problem, Mitauslöser ist der Mensch und sein handeln selbst
  • Nachhaltig gefangener Fisch und Fischzucht als Option zur Bekämpfung des Problems
  • Zertifizierungen als Kauforientierung für Konsument*innen

Definition: Was versteht man unter Überfischung?

“Mit Überfischung bezeichnet man die übermäßige Dezimierung des Fischbestandes in einem Gewässer durch Fischfang. Überfischung liegt vor, wenn in einem Gewässer dauerhaft mehr Fische gefangen werden, als durch natürliche Vermehrung nachwachsen oder zuwandern.” (Biologie Seite, n.d.) 

Überfischung ist vor allem ein menschlicher Eingriff in das Ökosystem der Meere. 

Überfischung – die Faktenübersicht

Die weltweite Überfischung gilt als eine der größten Bedrohung für die Gesundheit der Meere und das Überleben der Meeresbewohner. Täglich werden tausende Tonnen Fisch mehr aus dem Meer gefischt, als auf natürliche Weise nachkommen können. Um das Problem der Überfischung der Meere greifbar zu machen, sind Zahlen, Fakten und Statistiken notwendig. Sie zeigen, wie dringend wir neue Wege einschlagen müssen und Lösungen zur Rettung der Meere benötigen.

Gleich zu Beginn ein eher schockierender Überblick, wie sehr unsere Meere bereits überfischt sind:

  • Mehr als 61% der globalen Fischbestände gelten als maximal befischt.
  • 29% der globalen Fischbestände gelten als überfischt.
  • Nur 10% der globalen Fischbestände gelten als „unterfischt“.

Aber auch das Verhalten von uns Menschen hat sich in den letzten Jahren nachweislich verändert. So isst heute jeder Mensch durchschnittlich 19,2 kg Fisch pro Jahr, das ist etwa doppelt so viel wie noch vor 50 Jahren.

Zwischen 1970 und 2010 ging die Fischpopulation weltweit um etwa 50% zurück. Besonders stark betroffen waren wichtige Fischarten wie Makrele, Thunfisch und Bonito – 74% Prozent im selben Jahreszeitraum. (vgl. WWF, n.d.)

Die Schwierigkeiten mit der Fischerei

Die Verschmutzung der Meere zählt zu einer der Hauptursachen, weshalb die Gesundheit unserer Meere gefährdet ist. Über 150 Tonnen Plastikmüll sollen lt. WWF bereits in unseren Ozeanen “schwimmen” und jährlich wird diese Zahl höher. Vor allem Mikroplastik ist ein essentielles Problem, da es schlussendlich als Plastik in der Nahrungskette auch wieder bei uns Menschen auf dem Teller landet. Zudem entsorgen Fabriken ihre Abwässer vermehrt in naheliegenden Gewässer, welche wiederum im Meer münden. Ein Beispiel dafür ist die Fast Fashion Industrie. Auch Öl-Katastrophen und andere Verschmutzungen fördern die Zerstörung des Lebensraums Meer.

Der Klimawandel zählt zu den Hauptursachen für den Rückgang der Artenvielfalt und der Fischbestände. Er trägt massiv dazu bei, dass der pH-Wert des Meerwassers sinkt und es zur Übersäuerung der Meere kommt. (vgl. Schulz, 24. Juli 2019)

Das Problem Fischflotte

Ein weiteres Problem ist der industrielle Fischfang mit Fischflotten. Sie gehen auf Raubzüge orten dort große Schwärme per Echolot, Radar oder Hubschrauber und fischen mit kilometerlangen Leinen und Netzen innerhalb kurzer Zeit riesige Mengen an Meerestieren. In der Ringwadenfischerei kommen Fischsammler zum Einsatz. Mit riesigen Netzen werden Thunfischschwärme zusammen mit anderen Meerestieren wie Haien, Rochen und Schildkröten umkreist und gefangen. Der weltgrößte Thunfischfänger „Albatun Tres“ aus Spanien kann auf nur einer Fischreise bis zu 3.200 Tonnen Fisch erbeuten. (Vgl. Greenpace, n.d.)

Nachhaltiger Fischfang als Lösung

Wie du bereits lesen konntest gefährdet nicht-nachhaltiger Fischfang die Artenvielfalt und den Lebensraum Meer. Über Jahrhunderte glaubte man die Meere als unerschöpfliche Quelle an Fisch und Meeresfrüchten, doch heute wissen wir, dass dies nicht so ist.  

Beim nachhaltigen Fischfang und der Fischzucht sind einige Vorteile gegenüber der industriellen Fischerei geboten. Höchstfangmengen werden so definiert, dass nur so viele Meerestiere entnommen werden dürfen, wie natürlich nachwachsen. Das Fischereimanagement ist flexibel und reagiert auf Schwankungen in den Bestandsgrößen. Außerdem minimiert die Fischerei mit bedachtem Eingreifen in den Lebensraum die Auswirkungen auf Fische. Vor allem können unerwünschte „Beifänge“ (Schildkröten, Haie, …) minimiert werden. Und auch für uns Menschen ist nicht unerheblich, wird der Einsatz von Chemikalien, Antibiotika und Hormonen gerade in der Fischzucht reduziert oder sogar ganz abgestellt. (vgl. WWF, n.d.)

Doch löst die Fischzucht tatsächlich das Problem der Überfischung? 

Vermutlich löst die Fischzucht nicht das Problem der Überfischung zur Gänze, jedoch kann sie Teil der Lösung sein. Fischbestände können auf Nachfrage gezüchtet werden. Schädliche Schifffahrten auf das Meer entfallen, der Beifang von unerwünschten Meeresbewohnern fällt weg und der Mensch nimmt durch gezüchtete Fische kein Mikroplastik mehr über die Nahrung auf. 

Doch nichts desto trotz müssen die Folgen für Natur und Mensch im Blick zu behalten. Mit künstlichen Anlagen gehen wichtige Laich- und Rückzugsgebiete für viele Tierarten im Meer verloren. (vgl. WWF, n.d.)

Wäre sogar die vegane Ernährung ein Weg, um die Weltmeere zu retten? Mehr zu diesem Thema findest du ein unserem Artikel „Ist vegane Ernährung für die Umwelt am besten?“

Wie erkennst du nachhaltigen Fisch?

Am einfachsten ist nachhaltiger Fisch an einer entsprechenden Kennzeichnung zu erkennen. Diese Produkte tragen Zertifikate oder Siegel. (z.B. MSC für wild gefangenen Fisch oder ASC und Bio-Siegel für Zuchtfisch).

Zertifizierung von Fisch

Beim Fischkauf versprechen Gütesiegel oft schnelle Orientierungshilfe, ob es sich um nachhaltigen Fisch handelt oder nicht. Doch diese Siegel gerieten zuletzt immer mehr in Kritik – allen voran MSC. Welchen Siegeln kann man trauen? Der WWF gibt klar eine Empfehlung: besser Bio-, MSC- oder ASC-zertifizierten Fisch kaufen als nichtzertifizierten!

Bio-Fisch aus Österreich sollte die erste Wahl sein, alleine hinsichtlich Frische, Qualität und kurzer Transportwege. Gerade in Österreich kann man sicher sein, wo Bio drauf steht, muss Bio drin sein. Da Österreich aber rund 95% des konsumierten Fischs importiert, stammt der überwiegende Großteil aus den Meeren oder weltweiter Aquakultur. (Vgl. WWF, n.d.)

MSC - Der Marine Stewardship Council

“Das blaue MSC-Siegel ist das weltweit strengste Umweltsiegel für Wildfisch. Fischprodukte mit MSC-Siegel kommen aus nachhaltigen, umweltschonenden Fischereien. Der MSC ist eine gemeinnützige, internationale Organisation zum Schutz der Meere und Fischbestände. Er wurde 1997 als NGO gegründet, um die globale Fischerei durch ein Zertifizierungsprogramm und strenge Umweltkriterien nachhaltiger zu machen. Fische oder Fischprodukte, die das blaue MSC Logo tragen, kommen aus einer kontrolliert nachhaltigen, zertifizierten Fischerei. Sie wurden umweltfreundlich gefangen und stammen aus einem nicht überfischten Bestand.” (MSC, n.d.) 

Der MSC hat in den Jahren seines Bestehens dazu beigetragen, dass Umweltstandards für Fischereien geschaffen wurde und Aufmerksamkeit auf das Thema gelenkt wurde. Doch laut WWF bestehen aktuell Mängel in der Qualitätserhaltung beim MSC. Die Zertifizierung von Fisch hat in den letzten Jahren an Bedeutung gewonnen, dies ist auch beim MSC bemerkbar. In jedem Wachstum besteht die Herausforderung die Qualität gleichbleibend zu halten. So auch bei MSC die Herausforderung, die Qualität für jede einzelne Zertifizierung sicherzustellen. (vgl. WWF, n.d.)

Doch außer Frage bleibt, dass nicht-zertifizierte Fischereien das große Problem darstellen und den größten Anteil an der Überfischung der Meere beitragen.  

Tipps

  • Kaufe bevorzugt Fisch aus Österreich und Bio-Fisch, hier bekommst du, was du erwartest.
  • Achte beim Kauf von Fischprodukten auf eine Zertifizierung und informiere dich auch darüber.
  • Geh bedacht mit deinen Lebensmitteln um und sehe diese nicht als selbstverständlich an. 
  • Doku-Tipp: Schaue dir die Doku „Seaspiracy“ an. Dort siehst du, wie wir Menschen unsere Meere zerstören und welche Lösungsansätze vorgeschlagen werden.
  • Wenn du dich mehr über Mikroplastik in Kinderspielzeug informieren möchtest, lies diesen Artikel.

Fazit

Die Weiten der Ozeane erscheinen für uns alle grenzenlos, ihre Ressourcen sind es jedoch nicht. Genau das muss uns allen beim Konsum von Fischprodukten bewusst werden. Besser nur selten zu Fisch greifen, dafür aber zu qualitativ hochwertigem Fisch, der nicht unter widrigen Bedingungen für Tier und Mensch gefangen wurde. 

Regelmäßig informieren und Lebensmittel mit bedacht auswählen hilft um die Überfischung der Meere zu stoppen. Gemeinsam können wir viele kleine Schritte gehen und vielleicht sogar einen großen Schritt machen.

Greenpace. (n.d.). Fischerei. Leere Meere verhindern. https://www.greenpeace.de/biodiversitaet/meere/fischerei, abgerufen am 7.12.21

MSC. (n.d.). Wofür steht das MSC-Siegel? https://www.msc.org/de/ueber-uns/der-msc , abgerufen am 7.12.21

Schulz, C., (24. Juli.2019). Überfischung der Meere. https://www.careelite.de/ueberfischung-der-meere/ , abgerufen am 7.12.21

WWF. (n.d.). Überfischung – Eine Tatsache in Zahlen. https://www.fishforward.eu/de/project/ueberfischung-eine-tatsache-in-zahlen, abgerufen am 7.12.21

WWF. (n.d.). Weshalb ist nachhaltiger Fisch gut für…die Umwelt. https://www.fishforward.eu/de/environment/#topcontent ,  abgerufen am 7.12.21

WWF. (n.d.). Kritik am MSC-Gütesiegel: So steht der WWF zu diesem Thema. https://www.wwf.at/artikel/msc-kritik/ , abgerufen am 7.12.21

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