Ist jede Reise ins Grüne auch eine grüne Reise? Wir verraten worauf es bei einer Ökoreise ankommt!

Die ersten Sonnenstrahlen wagen sich hervor und schon kommt sie in einem hoch: die Lust auf Urlaub. Mal wieder zu verreisen und die Seele baumeln zu lassen. Es ist noch gar nicht so lange her, da wurde man für Bilder am endlosweiten Strand auf den Seychellen beneidet – heute hat sich die Meinung dazu geändert! Der Trend zur Nachhaltigkeit hält auch im Tourismus Einzug und Billigflüge stehen in der Kritik. Doch wie kann man seinen Urlaub nachhaltig gestalten und wie erkennt man, ob hinter den Slogans auch ehrliche Maßnahmen stecken? Worauf man achten sollte und mit welchen einfachen Tricks jede Reise ein bisschen grüner wird, verraten wir dir hier!

Das Wichtigste in Kürze

Tourismus trägt in vielen Ländern einen bedeutsamen Teil zur Wirtschaftsleistung bei (vgl. Statisa, 2021), doch er hat auch einige Schattenseiten, die man gerne mal ausblendet: Treibhausgase, Ausbeutung, Umweltverschmutzung und Ressourcenverschwendung (vgl. WWF Österreich, o.J.). Darum ist eine bedachte Wahl bei der Urlaubsgestaltung sehr wichtig, da hier viele einzelne Faktoren berücksichtigt werden können und müssen. Die Entscheidung über das passende Reiseziel, Fortbewegungsmittel, Unterkunft und das eigene Verhalten spielen eine große Rolle und wirken sich auf die Umwelt aus. Du siehst also schon: jeder und jede kann hier einen Beitrag leisten!

Definition: Was ist Ökotourismus?

Unter Ökotourismus oder nachhaltigem Tourismus versteht man das verantwortungsbewusste Verreisen in naturbelassene Gebiete, das die Umwelt schont, die Einheimischen fördert und den eigenen Horizont erweitert (vgl. TIES, 2015). Bei einer nachhaltigen Reise sollen alle Betroffenen davon profitieren und niemand einen Nachteil haben. Auch Begriffe wie sanfter Tourismus und nachhaltiger Tourismus werden synonym dafür verwendet (vgl. Böhmer, 2020; vgl. GSTC, 2021).

Hintergründe: Was du über Ökotourismus wissen solltest!

Hier wird nur mit regionalen Zutaten gekocht, da werden die Handtücher nur gewaschen, wenn sie am Boden liegen und im nächsten Hotel wird der Müll getrennt… Ist das nun schon genug um sich als “nachhaltig” bezeichnen zu können oder sind das doch nur schöne Phrasen, um mit dem Trend des Ökotourismus mithalten zu können?
Auch beim Thema Reisen und Tourismus kann man schnell hinter’s Licht geführt werden und von scheinbar tollen Maßnahmen bleibt bloß noch eine überzeugende Greenwashing-Kampagne. 

Doch wie gelingt es nun, den Urlaub möglichst “grün” zu gestalten? Bekannte Gütesiegel bieten hier eine erste Hilfestellung, doch aufgepasst – auch hier lauern einige Tücken, denn die Liste der vermeintlichen Auszeichnungen ist lang und oftmals wird nur ein schönes Logo verwendet. Doch mit etwas Achtsamkeit und kleiner Recherche, findet man schnell heraus, was hinter den Siegeln steckt. Außerdem gibt es natürlich auch wieder ganz einfache Tricks, die jeden Urlaub ein Stückchen nachhaltiger machen.

Welche Arten von Gütesiegeln gibt es?

Im Tourismus gibt es weltweit über 150 Gütesiegel für Reiseanbieter*innen, Beherbergungsbetriebe, Destinationen und vieles mehr. Diese Auszeichnungen können regional, national und auch international anerkannt sein und von öffentlichen oder privaten Stellen vergeben werden. Diese Vielzahl an Auszeichnungen macht eine Kontrolle auf den ersten Blick nicht einfach. Ein direkter Vergleich ist oft schwierig, da die Entscheidungskriterien verschieden sind. Dennoch sei gesagt, dass alle Anbieter*innen, die bei solchen Zertifizierungsprogrammen teilnehmen, freiwillig dazu bereit sind, höhere Standards als jene, die gesetzlich gefordert sind, anzubieten und einzuhalten (vgl. Plüss, Zotz, Monshausen, Kühhas, 2016).

Worauf du bei Gütesiegeln achten solltest!

Damit du nicht auf leere Versprechen hereinfällst, gibt es einige Punkte anhand derer du die angeführten Gütesiegel bewerten kannst. Ein wesentlicher Punkt ist die Offenlegung der Standards. Wenn in die zu erfüllenden Kriterien eingesehen werden kann, können die Reisenden selbst entscheiden, ob die wesentlichen Punkte abgedeckt werden. Schau dir an, wer die Gütesiegel vergibt. Steckt eine staatliche Stelle, ein unabhängiger Verband oder ein profitorientiertes Unternehmen dahinter? Schon dieser Punkt ermöglicht vielleicht ein Bild, welche Ziele durch die Schaffung und Vergabe eines Labels verfolgt werden. Beachte welche Organisationen bei der Zertifizierung mitwirken, denn sie geben ihre Reputation an das unterstützende Projekt weiter. Sehr aufschlussreich über die Qualität einer Zertifizierung ist das angewandte Prüfverfahren. Hier reicht die Bandbreite von Überprüfungen durch unabhängige Expert*innen vor Ort bis hin zu sogenannten Schreibtischprüfungen, bei denen Fakten aufgrund von eingereichten Unterlagen durchgeführt werden. Ebenso ist das Intervall der Rezertifizierung ein gutes Maß für die Aktualität der umgesetzten Maßnahmen (vgl. Plüss et al, 2016).

In Österreich sind folgende Gütesiegel sehr bekannt:

Österreichisches Umweltzeichen, 2020

Österreichisches Umweltzeichen: Dieses Gütesiegel kann für verschiedene Anbieter*innen vergeben werden, je nach Kategorie (wie etwa Beherbergung oder Reiseveranstalter*in) gibt es verschiedene Kriterien zu erfüllen. Das Zeichen beinhaltet Themen wie Umwelt, Soziales, Wirtschaft und Kultur, legt die Kriterien offen und es wird von einer unabhängigen Stelle vor Ort geprüft. Die Zertifizierung wird vom österreichischen Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie vergeben (vgl. Plüss et al., 2016; vgl. Österreichisches Umweltzeichen, 2020, vgl. fairunterwegs, 2021).

fairunterwegs, 2021

Blaue Schwalbe: Ein Label für ökologische Unterkünfte, welches von der Fairkehr GmbH vergeben wird. Es betrachtet die Themen Wirtschaft, Soziales und Umwelt. Die Kriterien sind teilweise offengelegt und werden teils vor Ort und teils am Schreibtisch überprüft. Derzeit gibt es 112 ausgezeichnete Betriebe (vgl. fairunterwegs, 2021; vgl. Gwinner, 2016)

Wo finde ich passende Anbieter für nachhaltige Reisen?

Mittlerweile gibt es viele Anbieter, die nachhaltige Reisen & Unterkünfte anbieten. Hier gilt dasselbe wie bereits erwähnt – prüfe erst die vorliegenden Informationen und entscheide dann.

Auf der Website des Österreichischen Umweltzeichens gibt es in der jeweiligen Kategorie eine Liste der derzeit zertifizierten Partner*innen. Derzeit sind alleine 206 Beherberungsbetriebe gelistet (vgl. Österreichisches Umweltzeichen, 2020). Es gibt verschiedene Plattformen die Anbieter*innen für nachhaltiges Reisen anführen . So etwa der Treeday-Index, der  Unternehmen im Sinne der Nachhaltigkeit anhand von 29 verschiedenen Faktoren rankt (vgl. Biorama, 2017) oder Green Pearls® Unique Places (2020), welche sich als Plattform für „nachhaltige, handverlesene und einzigartige Orte weltweit“ verstehen.

Natürlich gibt es auch Apps, die sich diesem Thema widmen. So etwa die Tourism2030 – Travel Green Europe App, diese bietet verantwortungsbewussten Reisenden eine Live-Liste von Produkten, Dienstleistungen und Reisezielen, die für nachhaltigen Tourismus zertifiziert sind (ECOTRANS, 2021).

Bild: Comfreak / Pixabay

Tipps für deine Ökoreise:

Abschließend möchten wir dir noch kleine, leicht umsetzbare Tipps mitgeben, damit du deine nächste Reise grüner gestalten kannst:

·        Bedenke schon bei der Anreise: Bahn vor Auto vor Flugzeug

·        Nutze vor Ort öffentliche Verkehrsmittel, leih dir ein Fahrrad oder legen manche Strecke zu Fuß zurück

·        Achte bei der Wahl deiner Unterkunft auf seriöse Gütesiegel

·        Kaufe auf Märkten und bei lokalen Anbietern ein

·        Verursache keinen Müll, bzw. achte auf eine entsprechende Entsorgung

(vgl. Gwinner 2019, WWF Österreich n.d., Böhmer 2020)

Fazit

Wir machen Urlaub, um uns von den Strapazen unseres Alltags zu erholen – bedenken wir doch bei dieser Entscheidung, dass sich die Welt von ihren Strapazen nur dann erholen kann, wenn wir unseren Beitrag leisten! Lass uns daher  doch auch im Urlaub auf unser Verhalten achten und  die oben genannten Punkte berücksichtigen!

BIORAMA. 2017. In diesen österreichischen Hotels kannst du nachhaltig Urlaub machen. https://www.biorama.eu/nachhaltige-hotels-oesterreich/ abgerufen am 2.5.2021

BMK. 2020. Österreichisches Umweltzeichen. Ihr unabhängiges Gütesiegel für Umwelt und Qualität. https://www.umweltzeichen.at/ abgerufen am 2.5.2021

Böhmer. 2020. Ökotrourismus: So geht nachhaltiger Tourismus. https://utopia.de/ratgeber/oekotourismus-so-geht-nachhaltiger-tourismus/ 
abgerufen am 2.5.2021

ECOTRANS. 2021. Die Tourism2030 -Travel Green Europe APP. https://destinet.eu/market-place/green-travel-maps/green-travel-maps-europe/travel-green-europe-app/ abgerufen am 2.5.2021

fairunterwegs. 2021. Vor der Reise. https://www.fairunterwegs.org/vor-der-reise/
abgerufen am 2.5.2021

Green Pearls® GmbH Unique Places. 2020. Über uns. https://www.greenpearls.com/de/meet-us/ abgerufen am 2.5.2021

GSTC. 2021. GSTC Sustainable Tourism Glossary: Definitions of Important Terms. https://www.gstcouncil.org/gstc-criteria/glossary/ abgerufen am 2.5.2021 

Gwinner. 2019. Fünf Tipps für eine nachhaltige Reise. https://www.wirsindanderswo.de/themen/detail/beitrag/fuenf-tipps-fuer-eine-nachhaltige-reise/ abgerufen am 2.5.2021

Gwinner. 2016. Umweltzeichen für den Urlaub. https://www.wirsindanderswo.de/themen/detail/beitrag/umweltzeichen-fuer-den-urlaub/ abgerufen am 2.5.2021

Statista. 2021. Beitrag der Tourismusbranche zum BIP in ausgewählten Ländern und Regionen in den Jahren 2018 und 2019*. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/289171/umfrage/beitrag-der-spanischen-tourismusbranche-zum-bip-im-vergleich/ abgerufen am 2.5.2021

TIES. 2015. What is Ecotourism. https://ecotourism.org/what-is-ecotourism/ abgerufen am 2.5.2021

WWF Österreich. n.d. Der Reise-Klima-Fußabdruck. Auswirkungen auf Klima und Umwelt. www.wwf.at/de/der-reise-klima-fussabdruck/ abgerufen am 2.5.2021

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