Interview: Welchen Einfluss hat die Finanzbranche auf die Umwelt

Interview mit Maximilian Isak, MSc – Product Strategy Manager, DWS Group, Frankfurt am Main

Maximilian Isak arbeitet als Product Strategy Manager in Frankfurt bei Deutschlands größtem Investment Manager, der DWS Group, ein Tochterunternehmen der Deutschen Bank. Dort fokussiert er sich auf nachhaltige Anlagestrategien für institutionelle Kunden. Schon als Teenager interessierte sich der gebürtige Kärntner für die Einflüsse der Menschen auf die Umwelt und lebt auch seit gut sieben Jahren mit einem veganen Lebensstil. In diesem Interview reden wir mit ihm über seine persönlichen Ansichten, wie diese seinen Fokus in der Finanzbranche beeinflusst haben, und welche Rolle, seiner Meinung nach, große Asset Manager, die Politik, aber auch die Konsumenten im Kampf um den Klimawandel haben.

Lieber Maximilian, die Umwelt und der Einfluss des Menschen darauf ist vor allem in den letzten Jahren immer mehr in den Fokus der breiten Masse geraten. Wann und weshalb hast du dich das erste Mal mit diesem Thema auseinander gesetzt?

Ich komme aus einer ländlichen Gegend Nahe Klagenfurt und wuchs mit klassisch-österreichischen Werten und auch Kulinarik auf – das bedeutet auch mit einem hohen Fleischkonsum. Mit vierzehn Jahren zog ich dann wegen eines Schulwechsels nach Wien und habe mir dort fast täglich ein Minuten Steak mit Erbsen gekocht. Eines Tages biss ich auf ein schlechtes Stück Fleisch, und da meine damalige Freundin zu diesem Zeitpunkt schon vegetarisch lebte, war dies der perfekte Anlass für mich mir über meinen Fleischkonsum und dessen Auswirkungen Gedanken zu machen. Infolgedessen hat mich dann sechs Monate später meine Recherche über den Einfluss von Treibhausgasen auf den Klimawandel davon überzeugt vegan zu leben. Das war 2015 und seit diesem Zeitpunkt habe ich mich immer intensiver mit ESG (Environmental, Social, Governmental) Themen auseinandergesetzt und versucht das Erlernte in so gut wie jede Lebensentscheidung mit einzubeziehen. Das hat mich dann zuerst zum Studieren nach London und in späterer Folge für den Job nach Frankfurt geführt.

Die Finanzbranche hat oft nicht den besten Ruf wenn es um ethische Fragen sowie um Nachhaltigkeit geht. Wie passt das mit deinen persönlichen Ansichten zusammen, und wie kannst du deine Werte in deinen Job einbringen?

Das stimmt natürlich, und ich war schon solange ich mich für diese Branche interessiere ein großer Kritiker der unethischen und oft auch illegalen Geschäfte der Finanzwelt. Desto mehr ich mich jedoch mit dem Thema Umwelt und Nachhaltigkeit auseinandergesetzt habe, desto klarer wurde mir, dass Veränderung im großen Stil nur dort möglich ist wo das Geld liegt. Dort liegt auch die Verantwortung, denn die Asset Management Branche verwaltet weltweit um die 100 Billionen US Dollar, und entscheidet zum großen Teil selbst worin dieses Geld investiert wird. Da ist das Potential für positive Veränderung, vor allem im Hinblick auf den Klimawandel groß. In Bezug auf meine persönlichen Ansichten habe ich das Glück für die DWS zu arbeiten. Dort kreieren wir nachhaltige Investment Lösungen für unsere institutionellen- und Retail Kunden und wollen unser gesamtes Sortiment in den nächsten Jahren ESG Konform machen. Da kann ich mich auch persönlich gut einbringen und mein Wissen und meine moralischen Werte mit einbauen. Vor allem europäische Asset Manager haben das Risiko des Klimawandels schon früher erkannt und ziehen sogar freiwillig der Politik voraus und regulieren sich selbst. Die amerikanische Konkurrenz ist da leider noch nicht so weit. Im Grunde hat man es in Europa verstanden, dass die finanziellen Schäden des Klimawandels sehr bald die kurzfristigen Profite (zum Beispiel durch das Ignorieren des Klimawandels) übersteigen werden. Es ist also rational nicht mehr haltbar den Klimawandel nicht mit einzupreisen und Greenwashing und andere unethische Methoden sind nur kurzfristig gut für den Profit.

Welche Rolle spielen deiner Meinung nach Asset Manager wie die DWS Group, die Politik und die Konsumenten im Kampf um den Klimawandel?

Das ist eine gute Frage, aber benötigt eine etwas komplexere Antwort. Zu Beginn meiner Recherchen, als ich noch Schule in Wien besuchte, war ich der Überzeugung, dass die Verantwortung der Klimakrise beim Konsumenten selbst liegt. Denn immerhin entscheiden wir als Konsumenten was wir kaufen, wo wir es kaufen und wie oft wir es kaufen. Im weiteren Sinne war ich auch der Meinung, dass wir ja alle selbst Schuld sind wenn wir die Politiker wählen, die sich nicht für den Klimawandel interessieren oder sogar nicht mal daran glauben. Diese Einstellung hat sich bei mir jedoch schon am Anfang meines Bachelor Studiums in London geändert. Mir wurde klar, dass komplexe soziale Einflüsse aber auch die Einwirkung von mächtigen Interessensgruppen es gar unmöglich machen, dass sich ein normaler Bürger ein rationales Bild der Klimakrise machen kann. Interessensgruppen der Wirtschaft machen es dann auch schwierig, dass die richtige und für den Klimawandel notwendige Regulierung schnell umgesetzt wird, leider auch auf EU Ebene. 

Wie in der Beantwortung der letzten Frage schon angedeutet, bin ich heutzutage davon überzeugt, dass Asset Manager wie die DWS eine große Verantwortung (wenn auch nicht die Alleinige) haben die neuen Interessen unseres kapitalistischen Systems richtig umzusetzen. Das bedeutet die Kreation von Produkten die es einfach machen Investitionen in nachhaltige Infrastruktur und erneuerbare Energie zu tätigen, und es sehr schwierig machen in fossile Brennstoffe und Branchen mit einem hohem Ausstoß von Emissionen zu investieren. Asset Manager sitzen da an einer guten Stelle um Druck auf ganze Branchen auszuüben ihren Emissions-Haushalt in den Griff zu bekommen. Werden Unternehmen oder gar ganze Branchen als nicht ESG konform angesehen, werden sie einfach nicht in die Fonds oder andere Produkte mit aufgenommen. Zum Weiteren haben Asset Manager als Shareholder natürlich auch ein Mitspracherecht in den diversen Unternehmen und können so als „Activist Investors“ auftreten und intern Druck auf ein nachhaltigeres wirtschaften ausüben. Am Ende des Tages ist jedoch ein Zusammenspiel von Konsumenten, Politikern und der Wirtschaft notwendig. Denn um das Klima Ziel des Pariser Abkommens einhalten zu können werden Investitionen alleine nicht reichen. Es müssen jetzt schon Treibhausgase massiv reduziert werden um unumkehrbare Kipppunkte nicht zu überschreiten und das ist die Aufgabe von uns allen. 

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