Können Veranstaltungen und Events ”grün” sein? Wir werfen einen Blick hinter die Kulissen!

Nach über einem Jahr mit leeren Veranstaltungshallen aufgrund der weltweiten Corona-Pandemie, wurden vergangene Woche die notwendigen Lockerungen verkündet, die einen Sommer mit Festivals, Konzerten und kulturellen Highlights wieder möglich machen. Für viele sind Veranstaltungen ein besonderer Anlass: Es werden einzigartige Erinnerungen geschaffen, die mit Freude und Spaß verbunden sind. Allerdings gibt es auch Schattenseiten! Wer kennt sie nicht,die massiven Müllberge nach Konzerten – doch das ist nicht alles, womit unsere Umwelt zu kämpfen hat. Dieser Beitrag soll dir zeigen, was sowohl Besucher*innen als auch Veranstalter*innen tun können, um jedes Event etwas grüner zu gestalten. Mit dem heutigen Post möchten wir außerdem ein Bewusstsein schaffen, dass Besucher*innen bei Veranstaltungen aufmerksamer werden und verstehen, was hinter den Maßnahmen steckt und diese zu schätzen wissen.

Das Wichtigste in Kürze

  •  Veranstaltungen sind einerseits eine enorme Umweltbelastung und andererseits aber auch ein wesentlicher Wirtschaftsfaktor in Österreich.
  • In Österreich gibt es viele Initiativen, die Standards und Maßnahmen für Green Events entwickelt haben.
  • Es ist kinderleicht als Besucher*in, durch sein eigenes Verhalten einen Beitrag zu leisten und Veranstaltungen und Events umweltverträglicher zu machen.

Definition: Was sind "Green Events"?

Unter Green Events versteht man Veranstaltungen, bei deren Planung, Organisation und Umsetzung ein großes Augenmerk auf das Thema Nachhaltigkeit gelegt wird. Dabei werden die ökologischen, ökonomischen, sozialen und kulturellen Aspekte von den Veranstalter*innen in verschiedener Intensität berücksichtigt (Klimabündnis Tirol, o.D.) Neben den Veranstalter*innen wird auch bei den Lieferant*innen, Mitarbeiter*innen und weiteren Mitwirkenden darauf geachtet, dass das zugrundeliegende Nachhaltigkeitskonzept verankert ist (vgl. Schreiber, 2012).

Hintergründe: was du über nachhaltige Veranstaltungen wissen solltest

In Österreich gibt es seit 2018 das Netzwerk Green Events Austria, bestehend aus dem BMK (Bundesministerium für Klimaschutz, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie) sowie den regionalen Initiativen zu diesem Thema (vgl. BMK, 2021). Nachstehende Abbildung zeigt die Bundesländerinitiativen:

(c) pulswerk GmbH

Das Netzwerk hat Mindeststandards für Green Events in Österreich festgelegt. Diese umfassen die Themen klimaschonende Mobilität, Verpflegung, Abfallvermeidung, Abfalltrennung, Ressourcenschonung, Barrierefreiheit und aktive Kommunikation (BMK, 2021).

Warum sollten wir Events grüner gestalten?

Das Vienna Convention Bureau veranschaulicht in harten Zahlen, wie viel Müll ein einziger Meetinggast für unsere Umwelt bedeutet: 3,5 Kilogramm Restmüll und nochmal zwei Kilo mehr Papiermüll. Darüber hinaus verursacht er einen Wasserverbrauch von 151 Litern und einen Co2-Ausstoß von 204 Kilogramm (vgl. Wien Tourismus, o.d). Bei einem Festival rechnet man mit einem Stromverbrauch zwischen 120.000 und 450.000 Kilowattstunden (vgl. EventElevator, 2013). Erinnert euch, ein österreichischer Haushalt verbraucht im Schnitt rund 4.500 Kwh. (Verlinkung Stromblog). Im Zuge einer Diplomarbeit wurde aufgezeigt, dass bei einem Musikfestival in Niederösterreich über 4 Tonnen Dosen gesammelt wurden (vgl. Schweighofer, 2011).

Betrachtet man diese Fakten, ist es höchste Zeit, dass sich der Trend der Nachhaltigkeit auch in dieser Branche ausbreitet.

Bild: Stem List / Unsplash

Welche Maßnahmen machen Events nun grüner?

Ist eine Veranstaltung denn schon ein Green Event weil es Mehrwegbecher im Einsatz hat? Viele Maßnahmen liegen auf der Hand und werden gerne als Aushängeschild zu Marketingzwecken von Veranstalter*innen genutzt. Doch wer eine Veranstaltung wirklich ressourcenschonend umsetzen möchte, der hat einiges zu bedenken!

Betrachten wir zunächst mögliche Punkte, die in der Planung von Veranstalter*innen beachtet werden müssen, anhand der oben genannten Mindestanforderungen für österreichische Veranstaltungen.

Ein Green Event beginnt schon bei der Auswahl des passenden Veranstaltungsortes. Denn schon hier sollten sich Veranstalter*innen Gedanken darüber machen, dass möglichst viele Besucher*innen mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder gar per Pedes anreisen können. Ist dies nicht möglich, so sind vertretbare Alternativen zu schaffen. Ein Beispiel dafür wäre der klassische Shuttledienst (vgl. BMNT, 2018).

Auch die Verpflegung und das Catering sind in Bezug auf Nachhaltigkeit bei vielen Events ein heiß diskutiertes Thema. Oftmals wird unter schwierigen Rahmenbedingungen und provisorischen Umständen zubereitet, doch dies darf keine Ausrede ein! Die Standards von Green Events Austria (2018) sehen den Einsatz von saisonalen und regionalen und am besten auch biologischen Lebensmitteln und Getränken vor. Für nicht heimische Produkte ist ein fairer Handel die Mindestanforderung. Auch bei der Vielfalt der Auswahl wird Diversität vorausgesetzt: mindestens eine vegetarische oder vegane Speise muss auf den Speisekarten stehen. Außerdem soll Trinkwasser bei Möglichkeit frei zugänglich gemacht werden.

Das wohl offensichtlichste Problem bei Veranstaltungen ist jedoch der Müll. Dieser sollte durch beispielsweise Mehrweggeschirr ganz vermieden oder zumindest anschließend richtig getrennt werden. Ein weiteres Praxisbeispiel zur Vermeidung unnötigen Mülls, ist der Einsatz von Portionsverpackungen wie Ketchup und Kaffeeobers (vgl. BMNT, 2018).

Der ressourcenschonende Gedanke geht weit über das Energiethema hinaus, auch bei den Drucksorten wird ein angemessener Einsatz vorgeschrieben. So soll entweder auf elektronische Alternativen ausgewichen, oder zumindest Papier doppelseitig verwendet werden, und am besten umweltfreundliches Material zum Einsatz kommen (vgl. BMNT, 2018).

Im Sinne der Nachhaltigkeit ist natürlich auch die soziale Komponente bei Green Events zu berücksichtigen. Veranstaltungen sollen für alle Besucher*innen zugänglich sein, daher sind Vorkehrungen zu treffen, um die Teilnahme für Menschen mit Beeinträchtigung barrierefrei zu ermöglichen (vgl. BMNT, 2018).

Alle Beteiligten, von Mitarbeiter*innen bis hin zu den Partner*innen und auch die Besucher*innen, müssen vor und während der Veranstaltung darüber informiert werden, dass die Veranstaltung als Green Event durchgeführt wird (vgl. BMNT,2018).

Beispiele aus der Praxis zeigen, dass sich das grüne Konzept sehr wohl umsetzen lässt und tolle Abende und Veranstaltungen entstehen können. Schnell findet man im Netz das Melt!-Festival, eines der Paradebeispiele für nachhaltige Veranstaltungen.

Doch der Ball liegt nicht nur bei den Veranstalter*innen! Auch die Besucher*innen müssen sich an der Nase nehmen. Dazu haben wir dir einen kleinen Verhaltenscodex zusammengestelt:

Tipps: wie du zur Nachhaltigkeit bei Events beitragen kannst

  • Kaufe dein Outfit doch Second-Hand, anstatt noch schnell billige Klamotten zu shoppen
  • Falls du an einem mehrtägigen Event teilnimmst, verwende biologisch abbaubare Kosmetika und am besten keine Einwegtücher für deine morgendliche Routine
  • Nutze Facebook und Co um Fahrgemeinschaften zu bilden, denn so kann man auch super neue Leute kennenlernen!
  • Vergiss deine Manieren nicht und achte bei Veranstaltungen darauf, dass du deinen Müll ordnungsgemäß entsorgst und nicht einfach auf den Boden wirfst!

(vgl. Green Friday, o.D.; vgl. Henne, 2020).

Fazit

Salopp gesagt, wer seinen Hausverstand zu Veranstaltungen und Events mitbringt, der hat schon viel richtig gemacht.

BMK. (2018). Mindestanforderungen.  https://www.bmk.gv.at/themen/klima_umwelt/nachhaltigkeit/green_events/mindestanforderungen.html abgerufen am 2.7.2021

EventElevator. (2013). Grüne Events – grün hinter den Ohren? https://eventelevator.de/storys/gruene-events-gruen-hinter-den-ohren/ abgerufen am 2.7.2021

Green Friday. (20. Februar 2019).Sommerzeit ist Festivalzeit: So feiert ihr grüner!. https://www.otto.de/reblog/author/julia-und-anna/ abgerufen am 3.7.2021

Henne, A. (2020). Tipps für ein nachhaltiges Festival. https://hoemepage.com/tipps-fur-ein-nachhaltigeres-festival/ abgerufen am 3.7.2021

Klimabündnis Österreich. (o.D.). Klimatipp: Green Events. https://www.klimabuendnis.at/green-events abgerufen am 2.7.2021

Schreiber, M. (2012). Kongresse, Tagungen und Events. Potenziale, Strategien und Trends der Veranstaltungswirtschaft. Oldenbourg Wissenschaftsverlag GmbH/München

Wiener Tourismusverband. (o.D.). Nachhaltigkeit. https://www.vienna.convention.at/de/nachhaltigkeit abgerufen am 2.7.2021

WKO. (2017). Mission Statement: eventnet Österreich. https://www.wko.at/site/eventnet/mission-statement.html abgerufen am 3.7.2021

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