Im zweiten Teil des Interviews mit Henry Murray, Chief Commercial Officer bei Waterdrop, gibt es weitere spannende Details und Einblicke, wie der Mikrodrink-Hersteller seine Produkte für nachhaltiges Trinken vermarktet.

Die Zielgruppe für nachhaltiges Trinken ist sehr breit. Wie stellt Waterdrop sicher, dass sich alle Zielgruppen angesprochen fühlen?

Zum einen, nicht jedes Produkt spricht jede Zielgruppe an. Deswegen haben wir unser Produktportfolio auch differenziert. Wir haben z.B. ein schwarzes, koffeinhaltiges Getränk oder einen super fruchtigen Geschmack in hellen Pastellfarben.

Zum anderen hat sich das Online Marketing in den letzten Jahren so entwickelt, dass man es verstärkt den Algorithmen überlässt, die richtigen Kunden zu finden. Man testet Botschaften, Bilder, etc. und sobald es Käufer*innen gibt, sucht der Algorithmus ähnliche Personen, denen er das Produkt vorschlägt. So haben wir verschiedene Zielgruppen aufgebaut und versuchen dementsprechend die richtige Botschaft bzw. das richtige Produkt anzubieten.

Waterdrop ist in den Sozialen Medien stark vertreten. Was macht gutes Community Management deiner Meinung nach aus? Wie können Unternehmer*innen Facebook, Instagram, LinkedIn und Co. optimal nutzen, um ihre Nachhaltigkeit zu zeigen?

Man muss sich mit den Stimmen der Kund*innen und potentiell Interessierten, aber auch Kritikern, wirklich auseinandersetzen. Deswegen ist es für uns das Um und Auf, dort präsent zu sein, wo unsere Kund*innen sich tummeln – und das sind die Sozialen Medien. Wir wollen authentische Einblicke geben und de facto keine Frage unbeantwortet lassen, und auch eine Plattform bieten, auf der sich Leute austauschen können.

Die wichtigsten Plattformen sind für uns Facebook und Instagram, da dort der Kundenaustausch stattfindet. Wir haben auch einen TikTok-Kanal, der eine viel jüngere Zielgruppe anspricht und wo wir vor allem die Marke bekannt machen wollen. Auf LinkedIn geht es darum, über das Unternehmen, auch aus Personalsicht, zu informieren. Twitter nutzen wir für den journalistischen Austausch bzw. in Märkten wie den USA auch stärker für den Austausch mit den Konsument*innen.

Wie geht ihr mit kritischen Stimmen um?

Kritische Stimmen sind extrem wichtig und werden auf jeden Fall beantwortet. Hinter einer kritischen Stimme steht meist eine berechtigte Frage und man kann davon sehr viel lernen. Es geht auch nicht darum, Personen vom Gegenteil zu überzeugen. Wenn jemand einen Geschmack nicht mag, ist das legitim. Von uns gibt es dann z.B. eine Einladung, etwas anderes auszuprobieren oder vorbeizukommen. Auf keinen Fall werden solche Posts gelöscht oder ausgeblendet, da in den Sozialen Medien alle anderen mitlesen. Darum ist es umso wichtiger, die Antwort so zu geben, dass die Leute merken, wie wir mit Kritik umgehen und wie transparent wir sind.

Hatte die Corona-Krise Auswirkungen auf das Marketing von Waterdrop? Wenn ja, welche?

Die Corona-Krise hat uns in dem bestärkt, was wir sowieso schon tun. Das heißt, wir haben noch stärker fokussiert, dass wir die Leute online erreichen. Außerdem haben wir auch versucht, antizyklisch zu handeln, also nicht das zu machen, was zu dem Zeitpunkt jeder macht. Durch die Absage von großen Sportevents, die Reiserestriktionen, etc. hat es für viele Unternehmen keinen Sinn gemacht, diese Themen zu bewerben, sodass die Preise für TV-Werbung gesunken sind. Gleichzeitig war im ersten Lockdown jeder zu Hause, wodurch die Fernseh-Reichweiten wiederum gestiegen sind. Das haben wir als Anlass genutzt, Fernsehwerbung zu schalten, was für uns sehr gut funktioniert hat. Das hätten wir ohne Corona so und zu dem Zeitpunkt wahrscheinlich nicht gemacht.

Viele Start-ups sowie Klein- und Mittelbetriebe (KMU) setzen nachhaltige Aktivitäten um, sind aber kaum bekannt, was oft am kleinen Budget und fehlenden Mitarbeitern für das Marketing liegt. Was würdest du diesen raten, wie sie das Ganze angehen sollen? Welche Fehler sollten sie vermeiden?

Ich bin überzeugt, dass die besten Werbeträger die eigenen Kunden sind. Darum muss man zuerst herausfinden, wer und wo diese sind. Im Online Bereich ist es möglich, auch mit kleinem Budget erste Schritte zu testen. Allerdings muss man geduldig sein und davon ausgehen, dass von 10 Dingen, die man ausprobiert, im besten Fall ein bis zwei funktionieren. Man kann sich auch anschauen, was ähnliche Unternehmen machen. Allerdings würde ich nicht empfehlen, alles nachzumachen, sondern eine eigene Strategie zu entwickeln.

Was waren die größten Herausforderungen im Marketing für Waterdrop? Und wie habt ihr diese gemeistert? Was waren eure größten Learnings, die ihr mit anderen Start-ups und KMU in der Lebensmittel- und Getränkebranche teilen könnt?

Die größte Herausforderung war für uns von Anfang an, eine neue Produktkategorie zu erklären. Wir haben damit gekämpft, dass es zu viel Zeit gebraucht hat, bis jemand unser Produkt und den Nutzen verstanden hat. Gerade im Online-Bereich ist das ein Problem, da die Aufmerksamkeitsspanne sehr kurz ist. Unsere Botschaften haben wir daher immer weiter gekürzt und geschärft, damit diese so einfach wie möglich sind. Die Herausforderung haben wir immer noch, aber je größer die Markenbekanntheit, desto leichter wird es.

Abschließend noch ein kurzer Blick in die Zukunft: Was denkst du, wie wird sich nachhaltiges Marketing in den nächsten Jahren verändern? Wo geht die Reise hin?

Wenn es um Firmen und Produkte geht, die nachhaltig sind, wird es diesen Begriff, denke ich, so nicht mehr geben. Bei Produkten und Neuentwicklungen wird es eine Grundbedingung sein, dass diese nachhaltig sind und nicht mehr ein USP (Unique Selling Proposition; auf Deutsch: Alleinstellungsmerkmal). Ich glaube auch nicht, dass es darum gehen wird, wie das Produkt vermarktet, sondern wie es ganzheitlich gedacht wird – wie wird es entwickelt, wie wird das Produkt gelebt.

Ich denke auch, dass das klassische kurzfristige Kampagnendenken von einem fragmentierten Marketing abgelöst wird. Dieses wird über eine Vielzahl von Sozialen Medien laufen, die immer weiterwachsen und zu denen neue Kanäle hinzukommen. Dadurch würden auch kleinere Firmen bessere Chancen haben, mehr Kund*innen mit weniger Budget zu erreichen, da sie eben nicht mehr von den großen Werbekanälen abhängig sind.

Vielen Dank für das Interview!

Du willst noch mehr Inspiration, wie du als Lebensmittel- und Getränkehersteller*in Marketing für deine nachhaltigen Produkte machen kannst? Dann wirf einen Blick in unsere Kategorie „Abschauen“.

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Quelle: Interview mit Henry Murray, Chief Commercial Officer bei Waterdrop, am 12. April 2021

Bildquelle: Waterdrop, www.waterdrop.com