Die Philosophie vom BIO-Weingut Gessl ist klar definiert: “Arbeiten im Einklang der Natur”. Sie haben sich jedoch noch ein weiteres Ziel gesetzt: Durch nachhaltiges Marketing möchten sie das Bewusstsein für biologische Produkte bei den Konsumenten steigern und Aufklärungsarbeit für einen nachhaltigen Lebensstil leisten.

Bio-Weingut Gessl

Katharina, möchtest du das Bio-Weingut Gessl kurz vorstellen?

Wir sind ein 20 Hektar großes Familienweingut im Herzen des Retzer Landes. Also genauer gesagt, ist unser Weingut in Zellerndorf. Wir arbeiten alle nach der All-Hands-On-Deck-Mentalität. Wir bewirtschaften unsere 20 Hektar Weingarten, sowie unsere 150 Hektar Ackerwirtschaft biologisch, nachhaltig und sind zusätzlich noch vegan zertifiziert.

Im Unternehmensnamen ist bei euch ja bereits BIO enthalten. Könntest du mir kurz erklären, welche Themen der biologische Bewirtschaftung euch besonders am Herzen liegen?

Bio-Wein hat hauptsächlich mit der Verarbeitung im Weingarten und der Kellerwirtschaft zu tun. Ich beginne einmal kurz zu erläutern, was uns besonders im Weinbau am Herzen liegt: Wir verzichten komplett auf Herbizide und wir versuchen natürlich mit der Umwelt im Einklang zu arbeiten. Das bedeutet, wir arbeiten hauptsächlich mit Kupfer und mit Pflanzenschutzmittel, welche alle selbst vom Boden hergestellt werden können. Natürlich sind dadurch mehr Arbeitsschritte, gerade in so einem Jahr wie heuer, nötig. Umso mehr Regen, umso öfter müssen wir die Reben unterstützen. Uns persönlich ist einfach am wichtigsten, zurück zu schrauben und mehr darauf zu schauen, was der Weingarten wirklich braucht. Es geht darum wie wir den Weingarten am besten unterstützen können, sodass im Endeffekt qualitativ hochwertige Trauben herauskommen. Auch im Keller arbeiten wir nach dem Leitsatz “Weniger ist mehr”. Wir schauen uns genau an, was wir dem Wein hinzufügen. So kontrollieren wir zum Beispiel ob die Mostschönungen oder die Hefe biologisch vertretbar sind. Alles im Allen bedeutet das biologische Arbeiten eine viel größere Beschäftigung mit dem Wein selbst, von der Rebe bis zum fertigen Wein.

Würdest du sagen, dass ihr zusätzlich zur biologischen Bewirtschaftung auch ein nachhaltiges Geschäftsmodell anstrebt?

Wir sind seit diesem Jahr nachhaltig zertifiziert. Das heißt wir beschäftigen uns nicht mehr nur mit dem biologischen Aspekt, sondern auch mit dem ökologisch und dem sozialen Aspekt. Das bedeutet, wir wollen nicht nur in unserem Weingärten und in unserem Keller nachhaltig arbeiten, sondern wir wollen auch ökonomisch und sozial arbeiten. Zum Beispiel haben wir etliche Pensionisten bei uns am Weingut beschäftigt. Wir sind gerade dabei, ein Mitarbeiterhaus zu bauen. Dies geschieht mit verschiedenen Vertragspartner, welche eben auch auf diese Dinge Rücksicht nehmen. Ein anderes Beispiel ist, dass wir mit Maschinenring zusammenarbeiten und auch hier genau darauf schauen, dass die MitarbeiterInnen auch unter den gleichen sozialen Aspekten arbeiten.

Vermarktet ihr euer Weingut nachhaltig? Und wenn ja, was versteht ihr unter Nachhaltigem Marketing?

Ja, wir konzentrieren uns darauf unser Weingut möglichst nachhaltig zu vermarkten. Das bedeutet für uns einerseits, dass der Großteil des Contents, welchen wir produzieren, sich auf nachhaltige Themen spezialisiert. Dadurch wollen wir das Bewusstsein für biologische Produkte bei den Konsumenten steigern und Aufklärungsarbeit für ein nachhaltigen Lebensstil leisten. Andererseits versuchen wir, beim Vermarkten unseres Weinguts, möglichst wenig CO2 zu verursachen. Das gelingt uns durch verschiedene Tools, welche zum Beispiel in unserer Website integriert sind, um die Bildgrößen zu reduzieren und dadurch CO2 zu sparen.

Welche konkreten Marketingmaßnahmen wendet ihr an, um die Markenbekanntheit eures Weinguts zu steigern?

Zum Beispiel versuchen wir den Konsumenten bei der gesamten Arbeit über das Jahr verteilt im Weingarten und im Keller mitzunehmen und zu erklären, was genau in einem Bio-Weingut passiert, bzw. was der Unterschied zu einem konventionellen Weingut bei den einzelnen Arbeiten ist. Ein anderes Beispiel ist, dass wir bei den Etiketten auch genau darauf achten, welches Papier verwenden und von wo dieses stammt und genau das wollen wir dem Konsumenten dann auch mitgeben. Wir sind außerdem gerade dabei, unseren Newsletter auf Samenpapier zu drucken und an unsere Konsumenten auszuteilen. Die Samen können dann von den Konsumenten gepflanzt werden und so bekommt der Newsletter gleich einmal eine andere Bedeutung. Ganz grundsätzlich betreiben wir einen Instagram Kanal, bei welchem wir unsere Kunden vor allem hautnah bei den Arbeiten im Weingarten und Keller mitnehmen wollen. Zusätzlich dazu haben wir einen Blog auf unserer Website mit Themen wie zum Beispiel, was man im Retzerland alles unternehmen kann. 4 Mal pro Jahr verschicken wir einen Newsletter, wie eben erwähnt auf Samenpapier.

Welchen abschließenden Tipp würdest du einem Unternehmen geben, welches gerade erst damit startet, Nachhaltigkeit zu kommunizieren?

Man muss sich definitiv mit dem Thema voll und ganz identifizieren, wenn man es glaubwürdig vermarkten möchte.

QUELLEN:

Interview mit freundlicher Genehmigung von Katharina Gessl.