Die Familie Müller liebt und lebt Wein. Je nachhaltiger desto besser. Wie sich das Marketing des Weinguts seit Corona veränderte und warum nachhaltiger Wein für die Familie so wichtig ist, erzählte uns Export- und Qualitätsmanagerin Diana Müller im Interview.

Mit 0,7 ha Rebfläche startete der Großvater der Familie 1936 das Weingut Müller in Krustetten im südlichen Kremstal. Einige Generationen später sind es nun ganze 120 ha! Den Erfolg des Unternehmens macht vor allem die gute Zusammenarbeit im Familienverbund aus, der mehrere Generationen aufeinandertreffen lässt. Diana ist mit dem Weinanbau aufgewachsen und arbeitet jetzt mit Leidenschaft im Familienbetrieb als Export- und Qualitätsmanagerin mit. Im Interview liefert sie uns einen Einblick in die Welt des Weinanbaus und erzählt uns von der Entwicklung des Weinguts in den letzten Jahren. (Vgl. Weigut Müller, o. J.)

Das Weingut Müller ist ein bereits in dritter und vierter Generation geführtes Familienunternehmen. Was bedeutet für euch das Weingut Müller und wofür steht ihr?

Für uns alle steht das Weingut Müller für ein traditionsreiches Familienweingut, welches mit viel Innovationsgeist die neuen Herausforderungen im Weinbau meistert. Wir leben alle für und vom Weinbau, daher ist es uns einfach besonders wichtig, dass der Weinbau auch für die nächsten Generationen erhalten bleibt.

 ©Weingut Müller

© Weingut Müller

Durch die Corona-Krise haben viele Unternehmen freiwillig, aber natürlich auch gezwungenermaßen den Sprung zur Digitalisierung gewagt. Was hat sich für euch während und jetzt “nach” der Krise verändert?

Für uns hat die Digitalisierung durch die Corona-Krise nicht klassisch beim Home-Office angefangen: Denn den Weingarten oder den Weinkeller kann man sich leider nur schwer mit nach Hause nehmen. Dennoch hat sich bei uns in den letzten 1,5 Jahren sehr viel im Bereich Digitalisierung getan. Wir sind zum Beispiel im gesamten Produktionsbereich von den typischen Papierlisten auf Tablets umgestiegen. Wir haben den ganzen Verwaltungsaspekt in diesem Bereich digitalisiert und auch alle unsere Rebflächen wurden digital erfasst. Nicht nur in der Verwaltung, auch am Weingut selbst hat jetzt jede Traktorfahrer:in ihr eigenes Tablet. Dadurch kann der Weingartenmanager zu jeder Zeit sehen, welcher Fahrer gerade, welche Aufgabe erledigt. Für uns war das ein wichtiger Schritt, da wir nicht nur schneller, sondern auch um einiges effizienter arbeiten können.

Viele Unternehmen haben, auch durch Corona, die Chance ergriffen, einen Online-Shop zu eröffnen. Ihr hattet den Shop zwar schon zuvor, doch wie hat sich der Online-Handel bei euch entwickelt?

Unser Online-Shop hat sich besonders zu Corona-Zeiten enorm bewährt und stark weiterentwickelt. Neben dem Ab-Hof-Verkauf ist der Online-Shop mittlerweile zum wichtigsten Vertriebsweg zum Endkunden geworden. Natürlich haben wir dementsprechend unsere Angebote im Online-Shop und unser Marketing verändert. Beispielsweise gibt es bei uns fertige Packages mit verschiedenen Weinen für Kunden zum Verkosten.Wir haben einfach gemerkt, dass es für den Kunden wesentlich einfacher ist, ein fertiges Set zu bekommen, als sich jeden einzelnen Wein selbst in einem Package zusammenzustellen. In der persönlichen Interaktion am Hof erklären wir normalerweise, welche Weine gut zusammenpassen. Da diese Interaktion im Online-Shop wegfällt, versuchen wir dieses Know-How durch die Boxen zu vermitteln.

Auf welche Marketing-Strategie setzt ihr derzeit? Würdet ihr sagen, dass ihr eventuell auch wegen der Krise nun vermehrt auf Online-Marketing setzt?

Wir arbeiten mit einem sehr breiten Marketing-Mix. Dabei achten wir vor allem darauf, jede unserer Zielgruppen anzusprechen. Da das Weingut Müller angefangen vom Fachhändler und Gastronomen bis hin zur Weintrinker:in beliefert, muss man hier auf die richtige Balance achten. Vor Corona – muss man dazu sagen – haben wir stark auf Print-Medien gesetzt, das hat sich in den letzten 1,5 Jahren stark geändert. Gerade der Newsletter ist für uns ein enorm wichtiges Kommunikationsmittel geworden, da wir durch den Online-Shop sehr viele Abonennt:innen dazu gewinnen konnten. Wir merken einfach, dass Online-Marketing immer wichtiger wird. Große Medien, in denen man früher nur Print geschalten hat, bieten jetzt auch Online-Platzierungen an, die wir natürlich auch nutzen.

Das Weingut Müller verkauft, wie bereits erwähnt, nicht nur an den Endverbraucher, sondern primär an den B2B Bereich. Inwiefern passt ihr eure Online-Präsenz an eure Zielgruppen an? Kann man hier überhaupt unterscheiden?

Unterscheiden kann man bei uns eigentlich recht klassisch nach Kanälen. Unsere Social Media Kanäle wie Facebook und Instagram sind für uns beispielsweise ganz klares Marketing an den Endverbraucher. Hier wollen wir auch noch zukünftig weiter ausbauen und in unsere Online-Präsenz investieren. Unser Newsletter hingegen wird an zwei Zielgruppen ausgeschickt. Ein Newsletter wird an B2C erstellt und versendet ein zweiter an B2B-Kunden. So können wir unsere zwei verschiedenen Zielgruppen mit den richtigen Inhalten versorgen. Die Website spricht natürlich sowohl den Endverbraucher als auch den B2B-Bereich an. Wir versuchen also auch in unserer Online-Präsenz alle unsere Zielgruppen anzusprechen.

Besonders im Hygienebereich (Bambuszahnbürsten und Co), aber auch in der Lebensmittel-Branche wird die Nachhaltigkeit von Produkten für den Konsumenten immer wichtiger. Ist dieser Nachhaltigkeits-Trend auch in der Getränke-Branche für euch spürbar?

Ja natürlich! Wir merken diesen Trend auch ganz stark in der Getränke-Branche. In Schweden gibt es beispielsweise ein Alkohol-Monopol. Wenn dieses eine Ausschreibung für Weine macht, muss der Wein in einer Leichtglasflasche oder in einer sehr speziellen Plastikflasche sein. Händler schauen also bereits beim Einkauf sehr stark auf die Nachhaltigkeit ihrer Produkte. Aber auch auf der Konsumenten-Seite merken wir, dass die Nachfrage da ist. Wir merken allerdings, dass es für Konsument:innen recht schwer ist hier zur unterscheiden, was Nachhaltigkeit überhaupt ist. Ein konventioneller Wein kann genauso nachhaltig sein wie ein Bio-Wein. Während ein Bio-Wein nicht immer nachhaltig sein muss.

Was bedeutet Nachhaltigkeit für euch beim Weingut Müller? Und wofür steht euer Nachhaltigkeitszertifikat?

Für uns beim Weingut ist Nachhaltigkeit für die ganze Familie von großer Bedeutung. Vor allem vor dem Hintergrund, dass wir ein Familienunternehmen sind und unser Weingut auch für die nächsten Generationen nachhaltig erhalten werden soll. Deshalb haben wir uns auch entschieden, uns mit dem Zertifikat „Nachhaltiger Weinbau“ zertifizieren zu lassen. Dieses wird von zwei externen Zertifizierungsstellen abgenommen. Das Wichtigste daran ist, dass das Zertifikat wirklich die gesamte Wertschöpfungskette betrifft. Das heißt, unser Weingut wurde nach ökonomischen, ökologischen und sozialen Kriterien geprüft. Von der Weinproduktion bis hin zu den sozialen Leistungen für Mitarbeiter wird der gesamte Betrieb auf Nachhaltigkeit durchleuchtet.

Inwiefern ist für euch die Nachhaltigkeit im Marketing wichtig? Und stellen für eure Kosument:innen Gütesiegel einen wichtigen Kaufanreiz dar?

Wir merken bei unseren Konsument:innen ganz stark, dass hier ein Interesse besteht zu wissen was sie kaufen und warum dieses Produkt nachhaltig ist. Ein Gütesiegel kann hier viel zum Kauf beitragen. Aber auch bei unseren B2B Kunden ist die Zertifizierung natürlich ein ausschlaggebender Punkt, dieses Produkt in ihr Sortiment aufzunehmen. Die Wichtigkeit für uns besteht einfach darin, den Konsument:innen aufzuzeigen, dass es tolle regionale Produkte gibt, die nachhaltig sind und wenn man das im Marketing rüberbringt, kann man eigentlich nur gewinnen.

QUELLEN

Weigut Müller. (o. J.). Weingut Müller. https://www.weingutmueller.at/familie/