Kunststoff, Glas, Papier oder doch ganz unverpackt? Diese Frage stellen sich viele Hersteller*innen von Nahrungsmitteln und Getränken, denn die Grüne Verpackung gewinnt zunehmend an Bedeutung. Worauf es beim nachhaltigen Verpacken ankommt, liest du in diesem Beitrag.

Der Anstieg im Onlinehandel, immer kleinere Verpackungsgrößen sowie vorportionierte Produkte im Supermarkt tragen dazu bei, dass die Menge an Müll zunimmt (PwC, 2018). Im Jahr 2018 fielen in Österreich insgesamt rund 1,41 Millionen Tonnen Verpackungsabfälle an und belasten die Umwelt (Hezel, 2021). Studien zeigen aber, dass Konsument*innen sich diesem Problem immer mehr bewusst werden und bei der Wahl eines Produkts verstärkt auf Art und Menge der Verpackung achten. Zudem werden so genannte Zero Waste bzw. «Unverpackt Läden» immer beliebter (Tacker et al., 2014). Der Trend geht also ganz klar zur Natürlichkeit: Nicht nur die Ökobilanz des Produkts – also dessen Umweltwirkung über den gesamten Lebenszyklus – ist für Kund*innen wichtig, sondern auch eine grüne Verpackung (Institut für Umweltinformatik, k.D.). Aber wie können Lebensmittel und Getränke am besten umweltfreundlich verpackt werden?

Welche Verpackung ist am nachhaltigsten?

Bei der Wahl der Verpackung solltest du dich am 3-V-Grundsatz orientieren. Dieser lautet:

Vermeiden – Vermindern – Verwerten

Vermeiden

Du kannst es dir wahrscheinlich schon denken: am nachhaltigsten ist es, wenn du KEINE Verpackung verwendest. In erster Linie solltest du daher versuchen, auf Verpackungen, wo immer möglich, zu verzichten. Diverse Lebensmittel wie z.B. Banane, Ei oder Nuss bieten eine natürliche «Verpackung», die noch dazu biologisch abbaubar ist. Von der Natur können wir uns also einiges abschauen und diese Gegebenheiten nutzen (Wir leben nachhaltig, 2015).

Tipp:

Überprüfe für alle Produkte in deinem Sortiment, ob eine Verpackung wirklich erforderlich ist. Falls nicht, biete diese Nahrungsmittel deinen Kund*innen unverpackt im Laden an.

Vermindern

Es gibt selbstverständlich Produkte, die verpackt werden müssen. Einerseits um diese zu schützen und ihre Produktqualität sowie Haltbarkeit garantieren zu können. Andererseits gibt es gewisse Kennzeichnungen, die für Lebensmittel und Getränke verpflichtend sind und auch einen wichtigen Beitrag zur Transparenz leisten (Ja! Natürlich, 2021). Ist es deswegen nicht möglich, auf eine Verpackung zu verzichten, dann solltest du auf jeden Fall ein Augenmerk darauf legen, nicht mehr Verpackungsmaterial als unbedingt notwendig zu verwenden.

Tipp:

Achte schon bei der Auswahl deiner Lieferfirmen auf Nachhaltigkeit und meide Produkte, die mit unnötig viel Verpackungsmaterial geliefert werden.

Verwerten

«Rohstoffe im Kreislauf halten, Ressourcen effizient nutzen, Abfall reduzieren und das Klima schützen: Diese Ziele verfolgt die Kreislaufwirtschaft.» Für dich als Unternehmer*in bedeutet das, Lebensmittel- und Getränkeverpackungen so zu wählen, dass diese wiederverwendet werden können. Ist das Verpackungsmaterial z.B. aufgrund von Verschleiß nicht mehr zu gebrauchen, soll dieses verwertet werden und so lange wie möglich im Stoffkreislauf bleiben. Hier spielt das Recycling von Gütern eine besonders wichtige Rolle. Österreich spart pro Jahr rund 700.000 Tonnen CO₂ durch Verpackungsrecycling ein und liegt hierbei im EU-Spitzenfeld. Dies gilt zumindest für Papier, Glas und Metall, denn von Kunststoffverpackungen wird erst ein Viertel recycelt, sodass es in diesem Bereich starken Aufholbedarf gibt (Redaktion, 2020).

Tipp:

Nutze z.B. für das Versenden deiner Lebensmittel und Getränke keine Einweg-Kartons, sondern Mehrweg-Boxen. Diese können deine Kund*innen anschließend wieder an dich retournieren, sodass du sie wiederverwenden kannst.

Ökologische Verpackung: Der Mythos Bio-Plastik

Obwohl Kunststoff ein Multitalent ist und viele nützliche Funktionen bietet, ist er sehr schädlich für die Umwelt. Seit dem Frühjahr 2019 gilt daher die EU-Einwegkunststoff-Richtlinie (Single-Use Plastics Directive, SUP), welche Vorgaben für Kunststoffverpackungen beinhaltet (Redaktion, 2020). Demzufolge müssen bis 2023 Getränkeflaschen aus Einweg-Plastik zu mindestens 30 % aus recyceltem Kunststoff bestehen (Diallo-Strobl, 2019).

Ausgelöst durch all die negativen Diskussionen zum Thema Kunststoff und die neuen Einschränkungen durch die Gesetzgebung, machen sich immer mehr Unternehmen daran, «nachhaltige» Alternativen zu entwickeln. Begriffe wie biobasiert, kompostierbar oder biologisch abbaubar werden in diesem Zusammenhang häufig genannt (Trinkl, 2020). Aber sind diese neuartigen Verpackungsmaterialien wirklich grün und nachhaltig? Nicht unbedingt, wie die nachfolgenden Begriffserklärungen zeigen:

  • Biobasiertes Material besteht komplett oder teilweise aus nachwachsenden Rohstoffen. Diese Verpackungen sind aber nicht zwangsläufig biologisch abbaubar, da sie oft anderes Material wie z.B. Verbundstoffe enthalten (Trinkl, 2020).
  • Biologisch abbaubar sind Stoffe, „die durch Mikroorganismen wie Bakterien zersetzt werden können“. Bei Bio-Plastik ist das zwar der Fall, allerdings kann der Zersetzungsprozess extrem lange dauern und das dabei entstehende Mikroplastik, das in die Erde oder ins Meer sickert, steht stark in der Kritik von Umweltverbänden (Trinkl, 2020). Mehr zu Mikroplastik gibt`s in diesem Beitrag von Greenious.
  • Kompostierbar bezeichnet Stoffe, die sich unter bestimmten Bedingungen in bestimmten Zeiträumen biologisch abbauen. Diese Bezeichnung ist somit als einzige an konkrete Kriterien geknüpft (Trinkl, 2020).

Die oben genannten Ausführungen verdeutlichen, dass nicht überall, wo BIO draufsteht, auch echte Nachhaltigkeit drin steckt (Trinkl, 2020).

Auf die Ökobilanz kommt`s an

Die Nachhaltigkeit von Verpackungen hängt in erster Linie davon ab, wie umweltfreundlich das verwendete Material ist. Aber auch Faktoren wie Energieverbrauch für die Herstellung und die Haltbarkeit sind zu berücksichtigen. Als Faustregel kannst du dir einfach merken: Je einfacher der Verpackungsaufbau, desto klarer – und oft besser – die Ökobilanz. Zusätzlich gibt dir die nachfolgende Rangliste einen groben Überblick zur Ökobilanz der verschiedenen Verpackungsarten, welche von Platz 1 = sehr nachhaltig bis Platz 5 = wenig nachhaltig reichen:

  1. Ohne Verpackung
  2. Mehrwegverpackungen
  3. Papier und Karton
  4. Bio-Plastik
  5. Kunststoff aus fossilen Rohstoffen (Trinkl, 2020)

«So wenig Verpackung wie möglich, so viel Verpackung wie nötig» (Umweltberatung, 2019). Mit den vorgestellten Grundsätzen ist es gar nicht schwer, Lebensmittel und Getränke nachhaltig zu verpacken. Und damit tust du nicht nur etwas Gutes für dein Unternehmen, sondern auch für unsere Umwelt.

Hast du noch Fragen oder Anmerkungen zu diesem Thema? Dann schreib‘ diese gerne in die Kommentare.

Viele weitere interessante Tipps und Anregungen von Experten findest du in der Rubrik „Im Gespräch“.

Im Gespräch

Quellen:

Diallo-Strobl, B. (2019). EU-Plastik-Richtlinie verabschiedet. ÖHV. https://www.oehv.at/themen-recht/nachhaltigkeit/plastik-vermeiden/eu-plastik-richtlinie-verabschiedet, abgerufen am: 01.11.2021

Hezel, P. (2021). Österreich—Aufkommen der Verpackungsabfälle nach Packstoff 2018. Statista. https://de.statista.com/statistik/daten/studie/816672/umfrage/aufkommen-der-verpackungsabfaelle-in-oesterreich-nach-packstoff, abgerufen am: 01.11.2021

Institut für Umweltinformatik. (k.D.). Ökobilanz (LCA) – Definition. Institut für Umweltinformatik. https://www.ifu.com/de/oekobilanz, abgerufen am: 01.11.2021

Ja! Natürlich. (2021). Muss Bio-Ware verpackt sein? – Ja! Natürlich. https://www.janatuerlich.at/magazin/muss-bio-ware-verpackt-sein, abgerufen am: 01.11.2021

PwC. (2018, März 6). PwC-Verbraucherstudie zu Verpackungen: Deutsche Verbraucher legen Wert auf nachhaltige Verpackungen. Packreport. https://www.packreport.de/news/unternehmen/berater-und-dienstleister/pwc-Verbraucherstudie-zu-Verpackungen-Deutsche-Verbraucher-legen-Wert-auf-nachhaltige-Verpackungen-8277, abgerufen am: 01.11.2021

Redaktion. (2020, Juni 29). Kreislauf­wirtschaft braucht eine ganz­heitliche Sicht. Österreich isst informiert. https://www.oesterreich-isst-informiert.at/verantwortung/kreislaufwirtschaft-braucht-eine-ganzheitliche-sicht, abgerufen am: 01.11.2021

Trinkl, L. (2020, Februar 27). Nachhaltige Verpackungen—Auf diese Faktoren kommt es an. ratioform Blog. https://blog.ratioform.de/green-packaging-was-eine-nachhaltige-verpackung-ausmacht, abgerufen am: 01.11.2021

Tacker, M., Nadherny-Borutin, S., Gürlich, U. & Rosenkranz, A. (2019). Studie zur Österreichischen Verpackungswirtschaft im Auftrag der Österreichischen Forschungsförderungsgesellschaft FFG. FH Campus Wien. https://www.ffg.at/sites/default/files/downloads/FFG-Studie%20Verpackungswirtschaft%202019.pdf, abgerufen am: 01.11.2021

Umweltberatung. (2019). Verpackungsabfälle vermeiden. DIE UMWELTBERATUNG. https://www.umweltberatung.at/verpackungsabfaelle-vermeiden, abgerufen am: 01.11.2021

Wir leben nachhaltig. (2015). Verpackungsmaterial—Teil1. Wir Leben Nachhaltig. https://www.wir-leben-nachhaltig.at/aktuell/detailansicht/verpackungsmaterial-teil-1, abgerufen am: 01.11.2021

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