Learning Outcomes

Im vorangegangenen Beitrag haben wir uns bereits mit dem Modell des Constructive Alignments beschäftigt, doch wie werden nun intendierte Learning Outcomes korrekt formuliert?

Learning Outcomes definieren, welche Kompetenzen Lernende am Ende eines Lernprozesses demonstrieren können (Cedefop, 2017, S. 13), somit werden Kompetenzen als tatsächlich erzielte Lernergebnisse verstanden. Lernende können somit ihr Wissen und ihre Fähigkeiten autonom anwenden (Cedefop, 2017, S. 31). Fähigkeiten und Fertigkeiten werden durch formulierte Lernergebnisse transparent und nachvollziehbar. Die kompetenz- und lernendenorientierte Lehr- und Lernkultur kann durch korrekt formulierte Learning Outcomes gefördert werden.

Als Grundlage bilden Blooms´s Taxonomien aus dem Jahre 1956, die von Anderson und Krathwohl 2001 überarbeitet wurden. Die sechs Lernzieltaxonomien bilden kognitive Wissensdimensionen ab, davon können die für den Lernprozess intendierten Learning Outcomes abgeleitet werden.

Der nachfolgende Film bietet eine kurze Einführung in die überarbeiteten Lernzieltaxonomien nach Anderson & Krathwohl (rpi-virtuell, 2012):

Quelle: rpi virtuell – YouTube; Lizenz: CC-BY-NC-SA (Creative Commons Lizenz mit Quellenangabe – Wiederverwendung erlaubt)

Zur korrekten Formulierung von intendierten Learning Outcomes bedarf es laut Cedefop (2017, S. 64) einem stringenten Satzbau.

Angelehnt an diese Vorgabe werden Learning Outcomes mit einem Subjekt (die Lernenden), Objekt (Ziel und Umfang des Lernergebnisses), eventuell einer weiteren Spezifikation des Kontextes und einem Verb, das dem kognitiven Prozess entspricht, formuliert. Nachfolgende Abbildung lässt dies anschaulich mit Beispielen verdeutlichen:

Angelehnt an Blooms überarbeiteter Taxonomie bieten Baumgartner & Grundschober eine Verbenliste an, die für die Formulierung von Learning Outcomes herangezogen werden kann.

Bei der Formulierung bitte unbedingt unklare Verben, die im Sinne des Constructive Alignments und somit mittels Performance nicht abgeprüft werden können, vermeiden!

Somit sollten folgende Verben zur Formulierung von Learning Outcomes NICHT verwendet werden:

  • Kennen
  • Lernen
  • Wissen
  • Verstehen
  • Merken
  • Bewusst sein
  • Beherrschen

Conclusio

  • Pro Lernergebnis ein aktives Verb verwenden
  • Den Satzbau zur korrekten Formulierung berücksichtigen
  • Learning Outcomes mit Lernaktivitäten und Prüfungsform abgleichen
  • Mindestens drei und maximal sieben Learning Outcomes je Lernsequenz verwenden
  • Unklare Verben vermeiden

Anbei für interessierte Leser*innen ein Podcast rund um das Thema Learning Outcomes!

Zeit für einen Cocktail 🙂

Literatur

Anderson, L. W.; Krathwohl, D. R. (Hrsg.). (2001): A Taxonomy for Learning, Teaching, and Assessing: A Revision of Bloom’s Taxonomy of Educational Objectives. New York: Longman Publishing Group.

Baumgartner, P.; Grundschober, I. (2015). Writing Learning Outcomes: Use Appropiate Verbs! Abgerufen am 10.01.2021 von  LO_Keywords_11092105.pdf (valeru.net)

Biggs, J., & Tang, C. (2011). Teaching for Quality Learning at University. New York: McGraw Hill.

Cedefop (2017). Defining, writing and applying learning outcomes: A European Handbook. Luxenburg: Publications Office. DOI 10.2801/566770

Grundschober, I. (2018a). Lernergebnisse und Blooms Taxonomie. Abgerufen am 11.02.2021 von https://isabellgru.eu/index.php/2018/01/02/lernergebnisse-und-blooms-taxonomie/

Grundschober, I. (2018b). Wie man Lernergebnisse schreibt. Faustregeln zum Formulieren von Lernergebnissen. Krems: Donau Universität. Abgerufen am 11.02.2021 von https://isabellgru.eu/index.php/2018/02/27/how-to-write-learning-outcomes-rules-of-thumb/

rpi-virtuell (2012). Lernziele – Kompetenzen in Kategorien. Abgerufen am 11.02.2021 von https://www.youtube.com/watch?v=sxrMk2HQgHg

 

Constructive Alignment

Das didaktische Modell des Constructive Alignments wurde bereits im Jahr 1999 von John Biggs, einem australischen Pädagogen, erstmalig veröffentlicht. Das Constructive Alignment ist bei der Planung von Lehrveranstaltungen für jegliche Altersstufe immer noch aktuell, um Lernziele, Lehr- und Lernmethoden und die Prüfungsform kohärent aufeinander abzustimmen. Der Perspektivenwechsel „Shift from Teaching To Learning“ stellt das Lernen und somit die Lernenden, und nicht das Lehren, in den Mittelpunkt eines jeden didaktischen Szenarios. Daher stehen folgende, konstruktivistische Ansätze bei der Planung der Lehre im Vordergrund:

  1. Welche Lernziele bzw. intendierte Learning Outcomes werden in der Lehre erwartet?
  2. Durch welche Prüfungsform können diese Learning Outcomes abgefragt werden?
  3. Welche Lehr- und Lernmethoden bzw. welche Lernaktivitäten können eingesetzt werden, um die Learning Outcomes zu erreichen?

Diese Abbildung veranschaulicht das Modell. Die Implementierung verspricht eine zusammenhängende und transparente Lehrveranstaltungsplanung. Diese drei Elemente werden in der Literatur gerne als das „Goldene Dreieck“ dargestellt und bieten einen Ansatz zur kompetenzorientierten Lehre, die dadurch dem Bologna-Prozess gerecht wird.

Durch dieses Verknüpfen der drei Elemente stellen Lehrende sicher, dass intendierte Learning Outcomes klar und eindeutig an die Lernenden kommuniziert werden. Learning Outcomes beschreiben, was am Ende einer Einheit bzw. Lektion gekonnt werden sollte. Je strukturierter und klarer diese mithilfe der Lernzieltaxonomien und Verben formuliert werden, desto leichter fällt den Lehrenden die Gestaltung der Lehr- und Lernmethoden sowie der Prüfungsform.

Je nach formuliertem Learning Outcome unterscheiden Biggs und Tang zwischen dem deklarativen und prozeduralen Wissen. Sollen Lernende Wissen ausschließlich verbal wiedergeben, eignen sich Lernaktivitäten wie Peer-Teaching oder Tests. Sollen Aktivitäten mit Handlungen abgeprüft werden, so sind die geforderten Tätigkeiten in die Lehre zu integrieren. Die Vorbereitung von Lernenden auf eine Prüfung ist daher stark vom angekündigten Format abhängig. Beispielsweise werden Multiple-Choice-Aufgaben leichter als offene Antwortformate empfunden, daher werden dadurch eher oberflächliche Lernstrategien ausgewählt.

Bei der Konzipierung von intendierten Learning Outcomes bedarf es einer professionellen Vorgehensweise, denn sie sollten klar, transparent und präzise formuliert werden.

Der Vorteil dieser exakten Formulierung ist eindeutig: Lernende können sich wesentlich besser orientieren, welche Kompetenzen sie in der Lehre erwerben und welche Fähigkeiten und Fertigkeiten anschließend bei der Prüfung gezeigt werden sollten. Lernende werden partizipativ und fair durch angepasste Lernaktivitäten an die Prüfungsform und somit an die intendierten Learning Outcomes herangeführt. Als Kritikpunkt wird die hohe Ergebnisorientierung des Modells konstatiert, denn das Modell wurde in den letzten Jahren immer mehr instrumentalisiert. Lehrende und Lernende wurden als Objekte dargestellt, welche ausschließlich Interventionen durchführen. Die Rolle des Lehrenden mitsamt der einhergehenden Urteilskraft und Verantwortung darf jedoch bei keinem Modelldenken verloren gehen.

Hast du Interesse an der korrekten Formulierung von Learning Outcomes? Dann haben wir den passenden Blogbeitrag für dich!

Lust auf mehr informative, didaktische Inputs? Dann viel Spaß mit unseren Literatur-Tipps!

Zeit für einen Cocktail 🙂

Literatur

Biggs, J., & Tang, C. (2011). Teaching for Quality Learning at University. New York: McGraw Hill. Abgerufen am 04. 02. 2021 von https://cetl.ppu.edu/sites/default/files/publications/-John_Biggs_and_Catherine_Tang-_Teaching_for_Quali-BookFiorg-.pdf

e-teaching.org. (2020). Constructive Alignment. Abgerufen am 06. 01. 2021 von https://www.e-teaching.org/didaktik/konzeption/constructive-alignment

Gallagher, G. (o.J.). Aligning for Learning: Including Feedback in the Constructive Alignment Model. All Ireland Journal of Teaching and Learning in Higher Education. Abgerufen am 04. 02. 2021 von http://ojs.aishe.org/index.php/aishe-j/article/view/301/504

Hoffmann, F. (2015). Constructive Alignment – 1. Ein hilfreiches Konzept für die Lehre. Didaktikblog Hohenheim – Impulse zu Hochschullhere und Lehrentwicklung. Abgerufen am 31. 01. 2021 von https://didaktikblog.uni-hohenheim.de/2015/08/constructive-alignment/

Reinmann, G. (Februar 2018). Impact Free – Journal für freie Bildungswissenschaftler. Hamburg. Abgerufen am 14. 01. 2021 von https://gabi-reinmann.de/wp-content/uploads/2018/02/Impact-Free-14.pdf

Schaperunter, N., Reis, O., Wildt, J., Horvath, E., & Bender, E. (2012). Fachgutachten zur Kompetenzorientierung in Studium und Lehre. Abgerufen am 04. 02. 2021 von https://www.hrk-nexus.de/fileadmin/redaktion/hrk-nexus/07-Downloads/07-02-Publikationen/fachgutachten_kompetenzorientierung.pdf

Wildt, J. & Wildt, B. (2011): Lernprozessorientiertes Prüfen im „Constructive Alignment”: In B. Berendt, H.-P. Voss & J. Wildt (Hrsg.), Neues Handbuch Hochschullehre, Teil H: Prüfungen und Leistungskontrollen. Weiterentwicklung des Prüfungssystems in der Konsequenz des Bologna-Prozesses (S. 1-46). Berlin: Raabe.