Feines Feedback formulieren

Mit QWIQR die Feedbackerfahrung erweitern.

Liebe auf den ersten Klick.
Ich darf euch heute eines meiner momentanen Lieblingswerkzeuge im Bereich Feedbackgebung vorstellen. Gerade in Zeiten des Distance Learnings gibt es immer wieder Rückmeldungen von den Studis, dass sie gerne trotz oder gerade wegen der örtlichen, zeitlichen und auch teilweise diskursiven Distanz differenzierteres Feedback zu bestimmten Arbeitsaufträgen und Abschlussarbeiten bekommen würden.

Das echte Leben und Corona. Und ein bisschen Herzblut.
Es ist damit gemeint, dass so etwas wie real life f2f-Feedbacksessions durch Corona etwas vernachlässigt werden (müssen) und Studis oftmals nur kurze geschriebene Rückmeldungen über die Lernplattform bekommen (das ist natürlich nicht verallgemeinernd gemeint). Dennoch, das Desiderat ist mehr als gerechtfertigt, da ja in den meisten Fällen die Lernenden enorm viel Zeit und Herzblut in ihre Projekte investieren und natürlich auch dementsprechend ausführliches Feedback erwarten. Klingt nachvollziehbar – würde man meinen 😉 . Natürlich darf man nicht vergessen, dass auch die Dozierenden Lawinen an verschiedenen Texten und Produktionen erst einmal durchackern müssen und dies natürlich auch an die Substanz bzw. feedbacktechnische Qualität gehen kann.

Über den Tellerrand blicken, Konventionen sprengen.
Hier kann möglicherweise QWIQR (https://qwiqr.education) Abhilfe schaffen, da dieses Tool eines sehr gut macht: Audio- bzw. Videofeedback der Lehrkraft für den Studi mittels QR-Code oder Link über einen DSGVO-konformen EU-Server zur Verfügung stellen. Genau, Audio- und Videofeedback, klingt jetzt nicht extrem revolutionär, ist aber immer noch nicht State-of-the-Art bei der Feedbackgebung. Nun gut, das Feedback muss die Lehrkraft schon selber produzieren, aber man kann in Windeseile ein Video- oder Audiofeedback erstellen und es als QR-Code verpacken. Das „Einzige“, was die Lehrkraft tun muss, ist das Feedback aufzunehmen und das macht nicht jeder so gerne, schließlich hört man die eigene Stimme oder sieht sich selber auf dem Video – nicht jedermenschs Sache, einen Versuch ist es allemal wert, einfach mal über den Tellerrand schauen.

Audio-/Videofeedback ist wie Brotbacken. Liebe zum Detail.
Neues ausprobieren, tun und taten ja schon viele Menschen im Lockdown. Wenn Menschen Brot backen können, schaffen sie es auch sich selber mit dem Smartphone aufzunehmen. Der Vorteil: Feedback gelingt oftmals ausführlicher und differenzierter im gesprochenen Text. So ist es halt bei mir, ich muss mich weniger auf das Getippse und Layout konzentrieren und kann wirklich – basierend auf meinen ausführlichen Aufzeichnungen – ein Audio-/Videofeedback produzieren, das sicherlich mehr in die Tiefe gehen kann als der geschriebene Text, weil beim Schreiben – je nach Tippaffinität – sich nur auf das „Wesentliche“ konzentriert wird. Und genau das ist der springende Punkt, oftmals sind bei der Feedbackgebung nicht immer nur das Wesentliche, sondern kleine Nebeninfos oder curious facts besonders relevant für den Lernenden. Und nochmals, dies sehe ich persönlich so und hat nichts mit wissenschaftlicher Evidenz zu tun.

Einer geht noch!
Wenn ich mein Audio- oder Videofeedback dann auch noch mit einem Screencast kombiniere (sprich die Lernenden sehen auch ihre Arbeit, ihr Projekt und jene Stellen, die ich genau rückmelde), kann man da schon von einer mehrkanaligen Feedbackerfahrung sprechen. Das Tool ist in der Basic-Version ideal zum Ausprobieren. Sieht man dann die ersten teilweise enthusiasmierten Rückmeldungen der Studis zum Audio-/Videofeedback, nimmt man auch gerne die 15 Euro Jahresgebühr mit unbegrenztem Speichervolumen in Kauf. Und natürlich, das Tool allein bringt’s nicht, die Qualität des Feedbacks liegt noch immer beim Dozierenden, genauso soll auch bei Edu-Tools sein.

Kontakt zu unserem Gastschreiber
HS-Prof. Univ.-Lektor Mag. Dr. Thomas Strasser
Hochschulprofessor für Fremdsprachendidaktik und technologieunterstütztes Lehren und Lernen
Zentrum für Lerntechnologie und Innovation
Institut für übergreifende Bildungsschwerpunkte (IBS)

Website: http://www.bildungshipster.online
Mail: thomas.strasser@phwien.ac.at
Twitter: @thomas_strasser

Zeit für einen Cocktail 🙂

3 Gründe für ein agiles Lerndesign

Die agile Entwicklung von Lerndesigns für Schule und Hochschule birgt einige Vorteile im Lernprozess. Bei der agilen Unterrichtsplanung wird nicht mehr dem Wasserfallmodell entsprechend geplant, durchgeführt und beim nächsten Durchgang eine eventuell angepasste Planung wieder durchgeführt. Es handelt sich vielmehr um eine iterative Entwicklung des Lerndesigns. Welche Vorteile das iterative Vorgehen hat, wird in diesem Blogpost erläutert.

Bei der agilen Entwicklung von Lerndesigns wird Constructive Alignment (Biggs & Tang, 2011) kontinuierlich hergestellt. Passen die intendierten Lernergebnisse, die Lernaktivitäten und die Formen von Überprüfung und Bewertung zusammen? Die Abstimmung unterstützt Lernende in ihrem Lernprozess und gibt ihnen die Chancen den Lernprozess selbst besser steuern zu können, denn: Für den Lernenden ist die Prüfung das Curriculum (Kennedy, 2006).
Wenn klar ist, wie und was geprüft wird und wie dies mit dem Lernergebnis in Verhältnis steht, können Lernende erkennen, welche Lernaktivitäten sie brauchen, um das intendierte Lernergebnis am Ende der Lernphase zeigen zu können.

Ein Beispiel für ein agiles Modell zur Lerndesignentwicklung bieten etwa Allen & Sites mit ihrem Successive Approximation Model.

Was spricht nun für ein agiles Lerndesign, in dem die Lernaktivitäten und vielleicht sogar die Dokumentations- und Prüfungsmethoden im Lernprozess flexibel angepasst werden?

Lernen ist nicht komplett antizipierbar
Jede/r lernt anders, jede/r hat andere Präferenzen im Lernprozess, andere Vorerfahrungen und Interessen. Bei gewissen Basisfähigkeiten lässt sich zwar gut Unterricht planen, jedoch bei komplexen Problemen aus der Praxis, bei denen es keinen eindeutigen Lösungsweg gibt, sieht es anders aus. Werden “Higher Order Thinking Skills” wie etwa “analysieren”, “evaluieren” oder “gestalten” angesprochen, ist der Lernprozess nicht komplett im Vorhinein antizipierbar.

Lernen in Freizeit und Beruf lässt sich einbinden
Lernen passiert überall – nicht nur in der Schule oder Hochschule. Im echten Leben wird man ständig mit Problemen konfrontiert, die persönlich bedeutsam sind und gute Lernchancen bieten. Dies lässt sich durch ein agiles Lerndesign aufgreifen.

Fehler werden schneller behoben
Ein weiterer Vorteil der agilen Unterrichtsplanung ist, dass Fehler schneller sichtbar werden. Durch die kollaborative Natur des agilen Ansatzes wird auf einzelne Iterationen schnell rückgemeldet, diese angepasst und angewandt. Damit nähert sich das Lerndesign Schritt für Schritt an die Bedürfnisse der Lernenden zum Erreichen der intendierten Lernergebnisse an.

Frage an Sie!
Können Sie sich vorstellen, agil Lern- und Lehreinheiten zu planen? Könnte es Akzeptanzprobleme geben bei den Lernenden? Und wie müssen Lernergebnisse formuliert werden, wenn man die Lernaktivitäten im Lernprozess anpasst? Was bedeutet das für den ersten Planungsprototypen, den man zu Beginn erstellt?

Literatur

Biggs, J. B., & Tang, C. (2011). Teaching for Quality Learning at University: What the Student Does. Society for Research into Higher Education & Open University Press.

Kennedy, D., Hyland, A., & Ryan, N. (2006). Writing and Using Learning Outcomes: A Practical Guide. In E. Froment, J. Kohler, & L. Purser (Hrsg.), EUA Bologna Handbook—Making Bologna Work. (S. article C 3.4-1). Raabe Verlag.

Kontakt zu unserer Gastschreiberin
Isabell Grundschober, BEd, BSc, MA
Stv. Leitung des Zentrums für
angewandte Forschung und Innovation in Lifelong Learning, Donau-Universität Krems

Blog: https://isabellgru.eu/
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Lehr- und Lernvideos

Lehr- und Lernvideos haben durch Home-Schooling einen wahren Schub erfahren, sie sind oftmals  Ersatz für das gesprochene Wort von PädagogInnen, egal in welcher Altersstufe. Dieser Boom hat klarerweise viele Einzelpersonen, Teams, Schulen und professionelle Anbieter auf den Plan gerufen, Lehr- und Lernvideos zu gestalten. Während für den Business-Bereich vor allem technische, organisatorische und kommunikative Themen im Vordergrund stehen, dominiert der jeweilige Lehrplan der Unterrichtsgegenstände den schulischen Bereich.

Gemäß der JIM-Studie 2019 nutzen 12-19jährige zu 99% das Smartphone. Warum dieses Device nicht für das Lernen – das multimediale Lernen – nutzen? Diese Art des Lernens verknüpft Modalität, das gesprochene Wort, die geschriebene Sprache mit der Kodalität z.B. in Form eines Bildes. Digitale Devices können diese Integration wesentlich erleichtern. Hinzu kommt die Möglichkeit der Interaktion zur Steuerung und Navigation. Dieser kurze Abriss des multimedialen Lernens liefert gleichzeitig die entscheidenden Kriterien für ‚gute‘ Lehr- und Lernvideos: die Balance zwischen Sprache, Schrift, Bild, Interaktion.

Hinweise zur Länge, Usability u.a. finden sich in zahllosen Beiträgen im Internet. Mein Fokus in diesem Blog liegt auf folgenden Punkten:

  1. Bild, Sprache und Text müssen übereinstimmen, damit sie dem Kohärenzprinzip entsprechen (Aufmerksamkeit fokussieren).
  2. Redundanzen kann man dadurch vermeiden, dass man sich entscheidet, entweder das Bild verbal zu beschreiben oder als Text anzubieten. So macht es keinen Sinn, eine Punktation zu präsentieren und zusätzlich vorzulesen – widerspricht dem Redundanzprinzip.
  3. Das Kontiguitätsprinzip besagt, dass Bild (Grafik) und der dazugehörige Text jeweils gemeinsam – räumliche Nähe – präsentiert werden sollen. Noch besser ist, wenn an Stelle des Textes das Bild besprochen wird. 
  4. Das Lernen mit Text und Bild ist eindeutig dem reinen Lernen mit Text vorzuziehen (entspricht dem Multimediaprinzip). Text und Bild verbessern den Lernprozess, aber auch die Transferleistung. Bilder übernehmen, wenn sie sinnvoll eingesetzt werden, bessere Anschauung, die Gliederung eines Textes, das Sichtbarmachen von Beziehungen aber auch die Schnittstelle zur Aufgabenstellung.
  5. Einem weiteren Prinzip – dem Modalitätsprinzip – folgen ‚gute‘ Lehr- und Lernvideos. Text, Bilder und Grafiken werden mit auditiven Texten unterlegt, was den Lerneffekt besonders bei Anfängern bzw. bei geringem Wissensstand deutlich erhöht.

Gute Lehr- und Lernvideos haben im Lernprozess kein Alleinstellungsmerkmal, sie ersetzen nicht die Lehrperson, sind aber als Unterstützung bedeutsam.

Literatur:

Niegemann, H., Weinberger, A. (2020). Handbuch Bildungstechnologie. Konzeption und Einsatz digitaler Lernumgebungen. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag. ISBN 978-3-662-54367-2

Kontakt zu unserem Gastschreiber
Mag. Dr. Paul Kral
Know.learn&lead

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