Lehr- und Lernvideos

Lehr- und Lernvideos haben durch Home-Schooling einen wahren Schub erfahren, sie sind oftmals  Ersatz für das gesprochene Wort von PädagogInnen, egal in welcher Altersstufe. Dieser Boom hat klarerweise viele Einzelpersonen, Teams, Schulen und professionelle Anbieter auf den Plan gerufen, Lehr- und Lernvideos zu gestalten. Während für den Business-Bereich vor allem technische, organisatorische und kommunikative Themen im Vordergrund stehen, dominiert der jeweilige Lehrplan der Unterrichtsgegenstände den schulischen Bereich.

Gemäß der JIM-Studie 2019 nutzen 12-19jährige zu 99% das Smartphone. Warum dieses Device nicht für das Lernen – das multimediale Lernen – nutzen? Diese Art des Lernens verknüpft Modalität, das gesprochene Wort, die geschriebene Sprache mit der Kodalität z.B. in Form eines Bildes. Digitale Devices können diese Integration wesentlich erleichtern. Hinzu kommt die Möglichkeit der Interaktion zur Steuerung und Navigation. Dieser kurze Abriss des multimedialen Lernens liefert gleichzeitig die entscheidenden Kriterien für ‚gute‘ Lehr- und Lernvideos: die Balance zwischen Sprache, Schrift, Bild, Interaktion.

Hinweise zur Länge, Usability u.a. finden sich in zahllosen Beiträgen im Internet. Mein Fokus in diesem Blog liegt auf folgenden Punkten:

  1. Bild, Sprache und Text müssen übereinstimmen, damit sie dem Kohärenzprinzip entsprechen (Aufmerksamkeit fokussieren).
  2. Redundanzen kann man dadurch vermeiden, dass man sich entscheidet, entweder das Bild verbal zu beschreiben oder als Text anzubieten. So macht es keinen Sinn, eine Punktation zu präsentieren und zusätzlich vorzulesen – widerspricht dem Redundanzprinzip.
  3. Das Kontiguitätsprinzip besagt, dass Bild (Grafik) und der dazugehörige Text jeweils gemeinsam – räumliche Nähe – präsentiert werden sollen. Noch besser ist, wenn an Stelle des Textes das Bild besprochen wird. 
  4. Das Lernen mit Text und Bild ist eindeutig dem reinen Lernen mit Text vorzuziehen (entspricht dem Multimediaprinzip). Text und Bild verbessern den Lernprozess, aber auch die Transferleistung. Bilder übernehmen, wenn sie sinnvoll eingesetzt werden, bessere Anschauung, die Gliederung eines Textes, das Sichtbarmachen von Beziehungen aber auch die Schnittstelle zur Aufgabenstellung.
  5. Einem weiteren Prinzip – dem Modalitätsprinzip – folgen ‚gute‘ Lehr- und Lernvideos. Text, Bilder und Grafiken werden mit auditiven Texten unterlegt, was den Lerneffekt besonders bei Anfängern bzw. bei geringem Wissensstand deutlich erhöht.

Gute Lehr- und Lernvideos haben im Lernprozess kein Alleinstellungsmerkmal, sie ersetzen nicht die Lehrperson, sind aber als Unterstützung bedeutsam.

Literatur:

Niegemann, H., Weinberger, A. (2020). Handbuch Bildungstechnologie. Konzeption und Einsatz digitaler Lernumgebungen. Berlin, Heidelberg: Springer-Verlag. ISBN 978-3-662-54367-2

Kontakt zu unserem Gastschreiber
Mag. Dr. Paul Kral
Know.learn&lead

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Zeit für einen Cocktail 🙂