Der Bitcoin kratzt diese Woche wiedermal an der 50.000€ Marke. Aber noch viel höher als der Kurs, ist der Preis den unsere Umwelt für die Internetwährung zahlt. Falls du nun also überlegst, ob du dir heute Abend den Wein aus Chile und das Thunfish Steak aus Japan zum Abendessen gönnen kannst, lies in diesem Artikel die Hard Facts zum Thema Stromverbrauch der Kryptowährung und dein schlechtes (Umwelt)Gewissen verfliegt ganz schnell. Kryptowährungen sind eine echte Umweltsau.
Bis Ende Juli wurden weltweit knapp 660 Millionen Transaktionen durchgeführt und der Trend geht weiter deutlich nach oben. Jede einzelnen Transaktion benötigt in etwa soviel Strom, wie ein durchschnittlicher amerikanischer Haushalt in 23 Tagen. Und das dabei Länder wie zum Beispiel China, Kassachstan oder Chile nicht unbedingt nur auf Strom aus erneuerbaren Energien setzen ist auch keine unbekannte Tatsache mehr. (Klemm, 2021)
Die simple Gleichung für den großen Stromverbrauch der Kryptowährungen lautet:
Bitcoin = Rechenleistung
Der große Verbrauch liegt also daran, dass Bitcoin und Co. virtuelle Kryptowährungen sind. Sie werden von einem Peer-to-Peer-Computernetzwerk transferiert. Peer-to-Peer, oder auch P2P Netzwerk, ist ein dezentrales Netzwerk, das im Gegensatz zu zentralen Netzwerken weniger anfällig für Totalausfälle und auch Angriffe von Außen ist. Ein P2P Netzwerk kann also schwerer lahmlegt werden. Dieses Netz bilden alle TeilnehmerInnen, die in diesem Fall die Software des Bitcoin-Client ausführen. Die Transaktionen werden per Blockchain dokumentiert und jeder im Netzwerk bekommt eine Kopie, die wiederum mit allen anderen Kopien verknüpft ist. Dadurch soll es unmöglich sein, das System zu manipulieren. (Digiconomist)
Jeder kann ein Teil des Netzwerks werden – einzige Voraussetzung ist ein dementsprechend leistungsstarker, speziell angefertigter Computer.
Diese Computer lösen immer schwierigere mathematische Probleme, um alles am Laufen zu halten und neue Bitcoin zu schürfen. Damit die geschäftigen Maschinen nicht heiß laufen, benötigt es zusätzlich eine leistungsstarke Kühlanlage.
Die BetreiberInnen dieser Computer sind die sogenannte Miner. Sie werden für ihre Mühen mit Bitcoin belohnt. Je mehr Rechenleistung sie haben, desto höher sind ihre Chancen, Bitcoin zu schürfen. Sobald aber der Preis des Bitcoin steigt, ist es auch notwenig in noch schnellere, stärkere und bessere Technologie zu investieren. Sobald aber mehr Computer im Netzwerk sind, werden die Rechenaufgaben schwieriger und somit braucht es wieder mehr Technologie, um sie erfolgreich zu lösen. Da auch die Transaktionsgebühren an die Miner gehen, sind diese Einnahmen ein zusätzlicher, finanzieller Anreiz für diese. Leider steigt im Umkehrschluss natürlich auch wieder der Energieverbrauch und der Elektroschrott. (Handelszeitung.ch, 2021)
Die Mining-Industrie verlangt inzwischen eigene Spezialcomputer, die mit hohem Tempo wieder erneuert werden müssen um den jeweils aktuellen Ansprüchen gerecht zu werden. Das bedeutet das im Schnitt nach nur 18 Monaten so eine Schaltungs-Konstruktion ausgetauscht werden muss. Unterschiedliche Verschwendungs-Rechnungen kommen zu dem Ergebnis, dass der jährliche Hardware-Bedarf der Bitcoin-Industrie in etwa jenem von Luxemburg entspricht. Oder anders kalkuliert:
Mit einer Bitcoin-Transaktion wechseln immer auch etwa 135 Gramm Elektroschrott die Hand. (Laurent, 2021)
Spätestens seit im Mai diesen Jahres Tesla CEO Elon Musk in einem Tweet verlautbarte, dass Tesla das Bezahlen mit Bitcoin aussetzt, hat die Branche das Problem erkannt und arbeitet an einer grüneren Lösung.
„Wir sind besorgt über die schnell zunehmende Nutzung fossiler Brennstoffe für das Schürfen von Bitcoin – und die damit verbundenen Transaktionen“, schrieb Musk in diesem Beitrag. Insbesondere der Einsatz von „Kohle, die die schlimmsten Emissionen aller Brennstoffe hat“, bereite ihm Sorgen. (Musk, 2021)
Ethereum-Erfinder Vitalik Buterin prescht nun vor und will die Kryptowährung Ethereum schneller grüner werden lassen. Seit einigen Monaten arbeitet man daran, die Blockchain von dem stromfressenden „Proof-of-Work-Prinzip“ auf das umweltfreundliche „Proof-of-Stake-Prinzip“ umzustellen. „Proof-of-Work“ bedeutet, dass das Kryptogeld durch komplizierte Rechnungen erzeugt wird, die nur dazu da sind, nachzuweisen, dass ein Rechner Energie aufgewendet hat, um beispielsweise einen Bitcoin zu erzeugen. (Handelszeitung.ch, 2021)
Vereinfacht gesagt: Bei „Proof-of-Work“ wird aus Energie Geld.
Beim „Proof-of-Stake-Verfahren“ hingegen entstehen neue Wert dadurch, dass die Inhaber dem Netzwerk Kryptogeld zur Verfügung stellen (staken) und dafür belohnt werden. Das Ganze erinnert dann im Ergebnis an Zinsen, die man im herkömmlichen Finanzsystem erhält, wenn man sein Geld anlegt und dafür darauf verzichtet, jederzeit darauf zugreifen zu können.
Zu den Bekanntesten gehören, Cardano, Polkadot, EOS oder Tron. Bei Etherium wird die Umstellung auf „Proof-of-Stake“ allerdings etwas komplizierter, da es sich nicht nur um eine Internetwährung handelt, sondern um ein ganzes Ökosystem, auf dem beispielsweise auch Smart Contracts laufen.
Ethereum soll nun mit Ende 2021 auf das „Proof-of-Stake-Verfahren“ umgestellt werden. Experten prognostizieren damit eine Senkung des Energieverbrauchs um etwa 99 Prozent. Ob und bis wann der Bitcoin ähnliche Wege geht ist noch offen, fest steht aber, dass der Druck auf den Krypto-Platzhirsch steigt.
Quellen:
Digiconomist. Bitcoin Energy Consumption Index. Abgerufen am 02.09.2021, von https://digiconomist.net/bitcoin-energy-consumption
Digiconomist. A solution to Bitcoin’s Environmental Impact. Abgerufen am 02.09.2021, von https://digiconomist.net/a-solution-to-bitcoins-environmental-impact/
Handelszeitung.ch (2021). Krypto gegen Klima. Der Bitcoin ist eine Umweltsau. Abgerufen am 02.09.2021, von https://www.handelszeitung.ch/geld/krypto-gegen-klima-der-bitcoin-ist-eine-umweltsau
Klemm T. (2021). Bitcoin ist schädlich. Abgerufen am 01.09.2021, von https://www.faz.net/aktuell/finanzen/bitcoin-ist-schaedlich-hoher-stromverbrauch-17128082.html
Laurent L. (2021). Bitcoin Is an Incredibly Dirty Business. This is virtual money with a real carbon footprint. Abgerufen am 02.09.2021, von https://www.bloomberg.com/opinion/articles/2021-01-26/is-bitcoin-mining-worth-the-environmental-cost
Musk E. (2021). Abgerufen am 02.09.2021, von https://twitter.com/elonmusk/status/1392602041025843203
Statista (2021). Gesamtzahl aller Bitcoin-Transaktinen weltweit von Februar 2017 bis September 2021. Abgerufen am 01.09.2021, von https://de.statista.com/statistik/daten/studie/315084/umfrage/gesamtzahl-aller-bitcoin-transaktionen-weltweit/
Statista (2021). Primärenergieverbrauch in China nach Energieträger in den Jahren 2019 und 2020. Abgerufen am 02.09.2021, von https://de.statista.com/statistik/daten/studie/42410/umfrage/primaerenergieverbrauch-von-china-nach-brennstoffen-in-oelaequivalent/
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Abb.1: Canva.com