Was die Blockchain für das Human Resource Management tun kann

Im War for Talents ist das Human Resource Management gefordert wie nie. Es stellt sich die Frage, ob die Blockchain-Technologie Abhilfe schaffen kann. Ausgeschriebene Stellen mit den richtigen Personen zu besetzen, ist eine der größten Herausforderungen für Unternehmen. Der „Perfect Fit“ ist ein wirtschaftlicher Erfolgsfaktor. Wer Stellen falsch besetzt verliert Zeit und Geld. Was kann oder muss sich ändern im Human Resource Management und welche Rolle spielt die Blockchain-Technologie dabei? Dieser Beitrag liefert dazu fünf konkrete Denkanstöße.

Die Herausforderungen im Human Resource Management

Personalabteilungen sind mit vielfältigen Aufgaben konfrontiert. In den meisten Unternehmen sind digitale Personalakten vorhanden, die es zu pflegen gilt. Weiterbildungen fallen ebenso in den Aufgabenbereich der Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Personalabteilung. Die Arbeitsverträge und Gehaltsabrechnungen werden auch von der Personalabteilung aufgesetzt respektive abgerechnet. Ein sehr zeitintensives Aufgabengebiet ist auch das Recruiting. Manche Unternehmen lagern diese Aufgabe sogar an externe Agenturen aus, weil ihnen intern die Ressourcen fehlen. (Joos & Schmitz, 2021; Li et al., 2021, S. 312)

Wer sich bereits ein wenig mit dem Thema Blockchain-Technologie auseinandergesetzt hat, hat nach dieser Auflistung an Aufgaben vielleicht schon die ersten Ideen zum Einsatz der Blockchain-Technologie im Bereich Human Resources.

1. Blockchain als Unterstützung im Recruiting

Eine der größten Herausforderungen für Personalabteilungen ist es offene Stellen richtig zu besetzen. Es fließt mehrheitlich sehr viel Zeit und Energie in die Auswahl von Bewerbern. Die zugesandten Bewerberunterlagen müssten eigentlich auf Herz und Nieren geprüft werden. Nicht in jedem Unternehmen ist dafür genug Zeit, Geld und Personal verfügbar. Die zeitintensive Arbeit wird gern ausgelagert an Agenturen. Oft sehen sich Recruiter zudem mit falschen Angaben seitens Bewerberinnen und Bewerber konfrontiert (Michailidis, 2018, S. 1-2; Yi et al., 2020, S. 134–136)

Die Blockchain-Technologie könnte im Recruiting wertvolle Unterstützung liefern. Die Blockchain schafft für Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber wie auch Arbeitnehmerinnen und Arbeitnehmer mehr Transparenz. Der Grundgedanke ist ein Bewerberprofil respektive ein Lebenslauf in der Blockchain. Durch die Unveränderbarkeit und Fälschungssicherheit wäre gewährleistet, dass alle Stationen der Ausbildung und alle vorherigen Arbeitgeber dokumentiert wären. Ein Frisieren des Lebenslaufs würde so wegfallen. Neben akademischen Graden und vorherigen Positionen könnten auch Hardskills und Softskills in der Blockchain dokumentiert werden. Sind diese durch den Arbeitgeber verifiziert, ergibt sich so ein nahezu lückenloses Bewerberprofil. Auf diese Weise wäre es wesentlich einfacher den perfekten Bewerber für eine Position zu finden. (Fachrunnisa & Hussain, 2020, S. 3);

Wenn Bewerber diese Informationen dem potenziellen Arbeitgeber zur Verfügung stellen, fallen auch die Vermittlungskosten einer Agentur weg. (Mishra & Venkatesan, 2021, S. 535)

2. Rechtemanagement mittels Blockchain

Gerade in großen Konzernen müssen sich Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter authentifizieren und identifizieren. Viele Unternehmen nutzen dafür Zugangskarten mit Chips, auf denen Rechte hinterlegt sind. Wenn man das mit der Blockchain verbindet, werden alle Daten sicher gespeichert und die Zugangsmöglichkeiten können so einfach verwaltet werden. So wird das Rechtemanagement dezentralisiert. Wird eine Rolle oder ein Zugriffsrecht entzogen oder hinzugefügt, muss das in der Blockchain als Eintrag hinzugefügt werden. Dadurch, dass alle Daten über die Mitarbeiterinnen oder den Mitarbeiter erst nach der Verifizierung in der Blockchain gespeichert werden, kann deren Identität zweifelsfrei nachgewiesen werden. Werden die Einträge in der Blockchain gewissenhaft und lückenlos geführt, wird Single-Sign-On zum Kinderspiel. Theoretisch würde das ein unternehmenseigenes Identitätsmanagement obsolet machen. (Joos & Schmitz, 2021; Welzel et al., 2017, S. 20)

3. Digitale Personalakten auf Blockchain-Basis

Im Regelfall existiert über jede Mitarbeiterin und jeden Mitarbeiter eine Personalakte. Inzwischen hat sich in den meisten Unternehmen die digitale Variante durchgesetzt. Bei der Weitergabe dieser Daten ergeben sich jedoch Probleme. Zum einen haben die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter größtenteils keinen Überblick, wer Einsicht in ihre Daten genommen hat. Zum anderen können durch Weiterleitung von digitalen Unterlagen zahlreiche Versionen innerhalb eines Unternehmens kursieren.

Durch eine in der Blockchain gespeicherte Personalakte hat die Mitarbeiterin oder der Mitarbeiter die Kontrolle über seine Daten. Es kann auch protokolliert werden, wer Einsicht in die Personalakte hat und an wen sie weitergeleitet wurde. Wer nicht die Berechtigung hat, die Personalakte einzusehen, kann über die Blockchain vom Zugriff ausgeschlossen werden. Jene Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, die Zugriff auf die Akten haben, können sich über das mit Blockchain realisierte Rechtemanagement authentifizieren. Auf diese Weise geraten die Personaldaten nicht in unbefugte Hände. (Joos & Schmitz, 2021; Yi et al., 2020, S. 136–137)

4. Smart Contracts für Arbeitsverträge

Hat man eine passende Mitarbeiterin oder einen passenden Mitarbeiter gefunden, so fällt gleich eine Menge Papierkram an. Die Gestaltung und Durchführung eines Arbeitsvertrages kann viel Zeit in Anspruch nehmen. Grade bei Zeitarbeitern würde man sich diesen langwierigen Prozess gern ersparen. Mithilfe von Smart Contracts lassen sich Arbeitsverträge schnell und digital abwickeln. Durch die Unveränderbarkeit und Manipulationssicherheit gewinnen beide Parteien ein hohes Maß an Sicherheit. Smart Contracts erlauben zudem, automatisierte Boni oder andere Sonderzahlungen anzuweisen, wenn ein zuvor im Vertrag festgelegtes Ziel erreicht ist. Auch bei der Arbeit an zeitlich begrenzten Projekten würde sich diese Art des Vertragsabschlusses anbieten. (Joos & Schmitz, 2021)

5. Gehaltsabrechnungen mit der Blockchain

Gehaltsabrechnungen sind meist eine langwierige Sache. Nicht alle Unternehmen schaffen es immer zum selben Stichtag das Gehalt zu überweisen. Bei internationalen Gehaltszahlungen kann die Abwicklung sogar noch etwas länger dauern und ist zudem mit zusätzlichen Kosten verbunden. Bei Zeitarbeiterinnen und Zeitarbeitern ergeben sich andere Zahlungstermine als bei Vollzeitbeschäftigten eines Unternehmens. Boni-Zahlungen und Reisekostenabrechnungen bilden als von der Norm abweichende Zusatzzahlungen ebenfalls einen weiteren Ressourcenaufwand. Kurz und gut: die Gehalts- und Lohnabrechnung ist eine zeit- und kostenintensive Angelegenheit. Die Blockchain-Technologie kann auch hier Erleichterung bringen. Zeitabrechnung, Zahlläufe, Personalplanung, aber auch Reisekostenabrechnungen könnten vom Einsatz der Blockchain Technologie profitieren (Morabito, 2017, S. 130; Spence, 2018, S. 21–26; Onik et al., 2018, S. 14)

Dabei müssen noch nicht einmal Kryptowährungen ins Spiel kommen. Allein der Einsatz von Smart Contracts, also Verträge, die in der Blockchain festgehalten sind und eine Art Wenn-Dann-Funktion beinhalten, kann zu mehr Automatisierung in der Gehaltsabrechnung führen. Zudem werden die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter der Personalabteilung entlastet und können sich anderen wichtigen Aufgaben widmen. (Joos & Schmitz, 2021)

Fazit

Es gibt viel zu tun für Personalabteilungen. Noch mag die Blockchain-Technologie im Human Resources Bereich noch nicht so weitverbreitet sein, aber die Vorteile sprechen für sich. Was alle Einsatzszenarios gemeinsam haben ist der Umstand, dass sowohl Kosten als auch Zeit gespart werden könnte. Natürlich gilt es im eigenen Unternehmen einen kritischen Blick auf die Möglichkeiten zu werfen und Aufwand und Nutzen im Einzelfall gegenüberzustellen.

Wer sich jetzt fragt, wie man jetzt die Blockchain im Unternehmen implementiert, kann das in diesem Beitrag von Lisa nachlesen: Blockchain Implementierung – der Weg zum Ziel!

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Ursi
2 Jahre zuvor

Super!

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