Taxonomien mit Kopf, Herz und Hand

„Und das ist lernen: Plötzlich begreifst du etwas,
das du schon immer begriffen hast,
auf eine ganz neue Art und Weise.“

Doris Lessing

Wie können wir als Lehrende nun die Lernenden bei diesem immer wieder neu Begreifen begleiten und eine Lernumgebung schaffen, die dies ermöglicht? Wie können wir die Ziele für unseren Unterricht und unser zum Lernen anregendes Lehren so gestalten, dass dies möglich wird?

Quelle: Elisa Riva und OpenClipart-Vectors/pixabay, neu kombiniert von eduCocktail

Allein der Begriff „Begreifen“ zeigt, dass Lernen mehr ist als nur denken. Schon der Schweizer Pädagoge Johann Heinrich Pestalozzi (1746-1827) betonte, dass es ein Lernen mit „Kopf, Herz und Hand“ benötigt. Auch die Taxonomien nach Benjamin Bloom und weiterentwickelt durch Anderson & Krathwohl (2001), spiegeln diesen Gedanken wider. Bloom erkannte, dass seine im Jahr 1956 entwickelte kognitive Taxonomie (der Kopf) zwar wesentlich für die Formulierung und Einordnung von Lernzielen und Lernergebnissen ist, aber in einem gesamten Konzept des Lernens noch erweitert werden muss. Daher beschäftigte sich Bloom gemeinsam mit David R. Krathwohl und Bertram B. Masia in den 60er Jahren mit der Entwicklung einer affektiven Taxonomie, also dem Herzen, wenn wir nach Pestalozzi denken. Mit der psychomotorischen Taxonomie, die Ravindra H. Dave ergänzend entwickelte, wird auch die Hand berücksichtigt. Pestalozzi hatte in seinen Überlegungen vor allem Kinder im Sinne, Bloom/Krathwohl/Masia bedachten bereits ältere Lernende mit. Doris Lessings eingangs erwähntes Zitat zeigt aber ganz deutlich, dass Lernen wohl keine Altersgrenze kennt.

Die kognitive Taxonomie ist wohl die bekannteste der drei Taxonomien. Hier findet man einen kurzen Überblick über den Grundaufbau, zudem geht der Blogartikel Spicy Lesson detallierter darauf ein. So wie sich Lehr- und Lernprozesse laufend verändern, vor allem durch die immer größer werdenden digitalen Möglichkeiten, so werden auch die bewährten Taxonomien immer wieder angepasst. Ein Beispiel dafür ist die Darstellung im folgenden Video für den Fachbereich Informatik, das aber auch sehr gut aus der Sicht anderer Fächer betrachtet werden kann:

Das folgende Video bietet eine kompakte Zusammenfassung der Taxonomie-Entwicklung und bezieht sich speziell auf die Veränderungen, die sich durch digital unterstützte Lehr- und Lernprozesse ergeben:

Informatikdidaktik kurz gefasst, CC-BY-NC-SA Peer Stechert

Die affektive Taxonomie

Die affektive Taxonomie wurde von David R. Krathwohl, Benjamin S. Bloom und Bertram B. Masia in den 60er Jahren als Ergänzung zur kognitiven Taxonomie entwickelt. Ziel ist es, im Rahmen eines fünfstufigen Internalisierungsprozesses, Lernende dabei zu unterstützen, ihre eigene persönliche Lebensphilosophie und Weltanschauung zu entwickeln. Dieser Prozess unterliegt einem ständigen Wandel und die einzelnen Stufen sind nicht immer von den Lehrenden definitiv überprüfbar.

Die wesentlichen Punkte der affektiven Taxonomie, zusammengefasst in einem Video, cc-by educocktail

Psychomotorische Taxonomie

Das dritte Element im Zusammenspiel von Lernen ist die Bewegung/Motorik. Simon Paul Atkinson hat sich mit der psychomotorischen Taxonomie nach Ravindra H. Dave auseinandergesetzt und diese auch mit anderen psychomotorischen Taxonomien verglichen.

Erklärt in 10 Minuten: Dave’s Psychomotor Domain (and others)

Zeit für einen Cocktail 🙂

Quellenangaben:

Atkinson, S.P. (2012). Dave´s Taxonomy. Abgerufen am 11.02.2021 von https://sijen.com/tag/daves-taxonomy/

Bachner, M. (2012). Kopf, Herz und Hand. Abgerufen am 11.02.2021 von file:///C:/Users/U100266004557/Downloads/BS_2_APR12.pdf

Baumgartner, P. (2014). Taxonomie von Unterrichtsmethoden. Ein Plädoyer für didaktische Vielfalt. Münster: Waxmann Verlag.

Krathwohl, D.; Bloom, B.; Masia, B. (1975). Taxonomie von Lernzielen im affektiven Bereich. Weinheim, Basel: Beltz Verlag.