Marc Elsberg ist österreichischer Bestsellerautor. Zu seinen Werken zählen die internationalen Bestseller BLACKOUT, ZERO und HELIX. Marc Elsberg hat sich als gefragter Gesprächspartner für Politik und Wirtschaft etabliert. Dieses Interview hat Elke Rock mit ihm geführt.
Marc Elsberg:
Die alternativen Energien brauchen wir ganz dringend. Wir müssen raus aus der Carbon basierten Energie. Das Problem liegt vielmehr an den Netzen und den Speichermöglichkeiten und vorallem auch an den Technologien dazu, die wir teilweise noch nicht haben. In den nächsten Jahren und Jahrzehnten sollten aber auch hier dementsprechende Möglichkeiten existieren. Und die werden wir auch benötigen um genügend Strom aus erneuerbaren Energien zu haben. Nicht nur der zusehend wachsenden Elektroverkehr, auch die immer populärere Blockchain Technologie und die Miningprozesse stellen uns hier vor neue Herausforderungen.
Marc Elsberg:
Kryptowährungen haben im laufenden Betrieb einen relativ konstanten Stromverbrauch. Sie sind daher keine richtige Bedrohung. Darüberhinaus könnte man sie bei Bedarf auch einfach vom Stromnetz nehmen. Allerdings ist es auch ein Faktum, dass ein System, das dezentral kommuniziert, zwangsläufig einen gigantischen Energieaufwand hat, der ja dann langfristig auch noch systemimmanent exponentiell wächst. Man sollte also ernsthaft die Frage stellen, in wie weit man solche Stromfresser wie Kryptowährungen generell unterstützen muss. Speziell bei Bitcoin zeigt sich, dass das Mining immer aufwändiger wird und hier stellt sich die Frage wie effizient das grundsätzlich ist – sowohl ökonomisch als auch ökologisch.
Marc Elsberg:
In meinem Buch Blackout beschreibe ich ein solches Szenario. Unser Alltagsleben wird im Prinzip sofort gestoppt. Telefon und Internet sind weg. Mobiltelefone sind binnen dreißig bis sechzig Minuten weg. Fernsehen fällt aus. Es wird nur noch Radioempfang mit einem batteriebetrieben Radio möglich sein.
Auch die Trinkwasserversorgung oder die Toilettenspülung wird zu einem Großteil nicht mehr funktionieren. Es fallen sofort praktisch alle Tankstellen aus. Das heißt sämtliche Versorgungen mit Lebensmitteln, industriellen Gütern oder auch Medikamenten brechen binnen Stunden zusammen, sobald die LKW’s mit leerem Tank am Straßenrand liegen.
Und natürlich auch die Geldversorgung. Geld muss gedruckt werden, muss an Bankfilialen verteilt werden. Physisches Geld macht ohnehin nur mehr fünf bis maximal zehn Prozent aller Zahlungstätigkeiten aus, der Rest läuft heute schon elektronisch. Das alles funktioniert dann nicht mehr und betrifft daher auch sämtliche Kryptowährungen und Coins.
Marc Elsberg:
Das kann schon funktionieren. Wir müssen uns nur eben fragen ob diese Systeme nachhaltig genug sind. Das klassischen Geldsystem verbraucht auch Geld und Energie. Papiergeld muss gedruckt werden und an Bankfiliale verteilt werden. Auch die elektronischen Zahlungswege die wir heute schon haben, brauchen bereits jetzt sehr viel Energie.
Aber im Falle eines Infrastrukturzusammenbruchs sind letztendlich alle gleichermaßen betroffen. Da müssen wir uns als Gesellschaft überlegen, wie man in einem solchen Fall damit umgeht. Vermutlich werden wir, und das beschreibe ich auch in meinem Buch, auf sehr rudimentäre Ersatzwährungen bis hin zu einzelnen Waren, die man austauscht, zurückfallen. Solche Szenarien kennen wir aus Krisen- und Kriegsgebieten.
Marc Elsberg:
In erster Linien gilt es zu wissen, was der Grund des Blackouts ist. Ist es ein Blackout, der aus „natürlichen“ Gründen passiert ist, sprich menschliche Fehler, technisches Versagen, wegen irgendwelcher Wetterkapriolen oder Ähnlichem.
In diesem Fall könnte man den Stromausfall binnen Stunden, maximal Tagen, wieder beheben. Auch unsere Wallets und Kryptowährungen sind nach einem Stromausfall nicht weg.
Vorallem muss man bedenken, dass Miningfarmen zu einem Großteil in China oder in den USA stehen. Hätten wir in Europa einen Blackout, hätte das selbstverständlich auch keine Auswirkungen auf diese Rechenzentren.
Aber wenn ein Blackout zum Beispiel ganz bewusst herbeigeführt ist, entweder von Terroristen oder einem anderen, kriegerischen Akt eines feindlichen Staats, dann reden wir ohnedies von einer ganz anderen Situation.
Dann stellt sich die Frage, wie solche Systeme womöglich miteinbezogen werden in Angriffs- und Konfliktszenarien. Man kann solche Systeme natürlich ganz bewusst mitsabotieren.
Oder ein anderes mögliches Szenario wäre es, klassische Zahlungssysteme bewusst außer Kraft zu setzten, um Kryptowährungen zu pushen.
Marc Elsberg:
Ich halte sie momentan für eine überbewertete Blase. Letztendlich müssen Kryptowährungen verboten oder stärker reguliert werden. Abgesehen von dem extrem steigenden Energieverbrauch, werden auch einige der Urversprechen der Währung nicht eingelöst.
Beispielsweise die breite Demokratisierung des Finanzwesen. Wir erleben eine gigantische Konzentration. Der Besitz ist in wenigen Händen konzentriert – genauso wie auch beim Mining. Hier ist es mittlerweile extrem. Über 50 Prozent der Miningkapazitäten sind in ganz wenigen Händen verteilt. Das wird vermutlich zu einem Problem werden.
Hier müssen sich die Krypto-Communities schnell etwas überlegen oder die Staaten müssen sich was überlegen.
Auch bei den Non Fungible Tokens bin ich neugierig, ob das nicht ein gigantischer, in Wahrheit auch schon wieder verschwindender Hype ist. Das wird uns die Zukunft zeigen. Aber vielleicht ärgere ich mich in drei Jahren, dass ich nicht ein paar NFT Kunstwerke gekauft habe und dann um ein Hundertfaches wieder verkauft habe…
Wir werden sehen, wohin sich das alles entwickelt.
Marc Elsberg:
Minimal. Ich sehe es mehr als lustige Spielerei als als großes Investment.
Elke Rock bedankt sich sehr herzlich bei Marc Elsberg, dass er er sich die Zeit für dieses Interview genommen hat.
Abbildungsverzeichnis:
Bild 1: © Clemens Lechner