Auf ins nächste E-Learning Level
Die einzelnen Schritte zur Konzeption einer E-Learning Einheit habe ich schon im meinem letzten Blogpost erklärt. Nun möchte ich etwas in die Tiefe gehen und euch Einblicke in die Planung und Umsetzung meines letzten E-Learning Konzepts geben.
Definiert die Lernziele!
Vorweg möchte ich es nochmal betonen – die Lernziele sind das Allerwichtigste, wenn es um die Erstellung eines Lernkonzepts geht. Erst, wenn ich weiß was erlernt werden soll, kann ich entscheiden welchen Weg ich gehen kann, um das Ziel zu erreichen. Wie bei einer Wanderung – woher soll ich wissen, welchem Schild ich folgen soll, wenn ich nicht weiß, welches Ziel darauf steht.
Habt ihr eure Lernziele definiert, könnt ihr ein Grobkonzept der Schulung entwerfen. Hierfür können der Design Thinking Prozess und Personas sehr nützlich sein. Wenn ihr bei jeder Überlegung die Perspektive der Lernenden einnehmt und eventuell sogar die von einander variierenden Personas nutzt, könnt ihr die Schulung so konzeptionieren, dass sie mit allen Bedürfnisse harmoniert. Zumindest der Großteil – einzelne Aspekte, die nicht für alle Lernenden gleichermaßen passend sind, gibt es immer.
Das Grobkonzept kann individuell gestaltet werden. Wichtig ist, dass es den Titel der Schulung, den Hintergrund, die Zielgruppe, den Inhalt, die Lernziele und den Workload, beschreibt. Außerdem können Voraussetzungen für die Teilnehmer*innen festgesetzt werden. Empfehlenswert ist es auch, bereits einen Überblick über die Methodik und Didaktik mitsamt geplanter Lernressourcen und Lernaktivitäten zu geben. Zuletzt sollte festgelegt werden, wie die Teilnehmer*innen bewertet werden und welche Kriterien für den positiven Abschluss notwendig sind.
Plant den Ablauf der Schulung
Im folgenden Schritt wird eine Übersicht über den Ablauf der Schulung geplant. Hierfür könnte eine Tabelle genutzt werden, die den Inhalt, die Dauer und das Setting beschreibt. Ich zeige euch hier ein Beispiel eines Onboarding Tages, der coronabedingt virtuell stattfinden soll. Dieses Unternehmen, die SchönIstJeder GmbH, nutzt Moodle als Lernplattform und Zoom als Videoanbieter, da diese Tools sowieso schon im Unternehmen im Gebrauch sind.
Sequenz | Inhalt | Dauer (Min.) | Setting |
Tag 2 | |||
synchron | Ergänzung/Zusammenfassung/ Wiederholung wesentlicher Inhalte zur Unternehmensvorstellung durch den/die Vorgesetzten | 60 | Webinar (Zoom) |
synchron | Quiz zur Unternehmensvorstellung | 30 | Webinar (Zoom) |
synchron | Recap (offene Fragen) | 30 | Webinar (Zoom) |
synchron | Intranet Erste Schritte (Einführung, Erklärung, Aufgabenstellung) | 60 | Webinar (Zoom) + Online (Intranet) |
asynchron | Intranet Übungen: Individuelle Aufgabenbearbeitung Nachschau über H5P Image HotspotsLernmaterialien, Abgabe Ergebnisse und Forumsdiskussion auf Moodle | 180 | Online (Intranet, Moodle) |
asynchron | Buddysystem + Buddy virtuell kennlernen | 60 | Online (Video in Moodle) |
asynchron | Finanzielles (Targets & Boni für Sales Mitarbeiter*innen) | 60 | Online (Video in Moodle) |
Auf der Übersicht aufbauend, kann das Feinkonzept erstellt werden. Dieses beleuchtet Inhalt, Setting, Dauer, Lernziele, geplante Lernaktivitäten und die Überprüfung der Lernziele für jede einzelne Lernsequenz im Detail.
Lasst uns die asynchrone Intranet Übung im Detail betrachten
Lernziel: sich im Intranet zu orientieren und selbständig arbeitsplatzbezogene Aufgaben durchzuführen;
Geplante Lernaktivitäten/ Lernressourcen: Die Aufgaben werden von den Teilnehmer*innen individuell und selbstständig bearbeitet und die Ergebnisse auf Moodle hochgeladen. Im für diese Aufgabe eingerichteten Forum (Frage-Antwort-Forum) wird den Teilnehmer*innen die Möglichkeit zur gegenseitigen Hilfestellung angeboten. Darüber hinaus werden den Teilnehmer*innen zur individuellen Nachschau des Umgangs mit der Intranetanwendung weitere themenspezifische Ressourcen (H5P Image Hotspots und Lernmaterialien) zur Verfügung gestellt.
Überprüfung der Lernziele: Durch die kritische Verfolgung der Fragestellungen und Beantwortungen im Frage-Antwort-Forum sowie die Überprüfung der Ergebnisse auf Moodle wird sichergestellt, dass die Lerninhalte verinnerlicht wurden und angewendet werden können.
Dieses Feinkonzept ist die Basis für das Storyboard anhand dessen ihr bzw. eure IT das E-Learning Konzept umsetzen kann. Hier findet ihr Vorlagen für Storyboards.
Bitte beachtet bei der Toolauswahl unbedingt euer Budget und eure Personalressourcen, die Administration und die Funktionen. Ich bewerte Tools gerne anhand folgender Kriterien:
- Intuitives Arbeiten / Nutzerfreundlichkeit
- Lehr- und Lernaktivitätsfördernd – Kollaboratives Lernen macht einen immensen Unterschied!
- Virtuelles und kollaboratives Arbeiten
- Technische Rahmenbedingungen
- Budget & Personalressourcen
Um die Qualität eurer Schulung sicherzustellen und euch im diesem Prozess leichter zu orientieren, rate ich euch, die Qualitätssicherungsmaßnahmen in unterschiedliche Kategorien zu ordnen:
Vor Beginn der Schulung ist es beispielsweise wichtig, Verantwortlichkeiten zur Vermeidung von Missverständnissen festzulegen, Aspekte der Terminkoordination zu beachten,…
– Am Beginn der Schulung können die Erwartungen der Teilnehmer*innen erhoben und dokumentiert werden
– Nach der Schulung können diese dann mit den Ergebnissen abgeglichen werden
– Während der Schulung kann durch laufendes Feedback der Teilnehmer*innen überprüft werden, ob das Schulungskonzept in seinem Aufbau und Ablauf zielführend ist. Durch ein gemeinsames Quiz kann festgestellt werden, ob „Gelerntes“ richtig verstanden und verinnerlicht wurde,….
Und jetzt, los geht’s 🙂
Wenn ihr diese wesentlichen Elemente berücksichtigt, kann euer E-Learning zum success factor werden:
- Holt euch vorab Zustimmung von Mitarbeiter*innen zum Schulungsthema
- Definiert SMARTe Lernziele
- Erstellt ein Grobkonzept unter der Nutzung von Personas
- Erstellt ein Feinkonzept: Wählt zu den Lernzielen passende Lernformen und Tools
- Erstellt ein Storyboard (besprecht die Vorlage vor Nutzung mit eurer IT – vielleicht benötigen sie zusätzliche oder weniger Informationen)
- Umsetzung – sammelt schon bei der Erstellung des Feinkonzepts Lernmaterial (Bilder, Videos,…)
- Verschriftlicht Qualitätssicherungsmaßnahmen
Denkt an den roten Faden, der sich vom Thema bis zur Bewertung ziehen.
Welche Elemente seht ihr als ausschlaggebend für den Erfolg einer E-Learning Einheit?