Herkunftsnachweise für Ökostrom am österreichischen Strommarkt

Energie Umdenken Energiewende
Abbildung 1: Energie Umdenken Energiewende. Quelle: Comfreak (2015) / Pixabay.com

Im Gespräch mit Stefan Zach (Obsil, 2021) von der EVN AG wurden Herkunftsnachweise als wichtigster Baustein bei der Kennzeichnung von Strom bzw. Ökostrom genannt. Da der Umstieg auf Strom aus erneuerbarer Energie ein sehr einfacher und trotzdem effektiver Weg ist, unseren CO2-Fußabdruck zu verringern, gilt es dieser Thematik besondere Aufmerksamkeit zu schenken. Insbesondere der Vorwurf des Greenwashings indem beispielsweise Strom aus einem Kohlekraftwerk mit einem Öko-Herkunftsnachweis vermarktet wird, ist weit verbreitet.

Rechtliche Grundlage für den Herkunftsnachweise

Die EU-Richtlinien (Das europäische Parlament und der Rat der europäischen Union, 2009) definieren welche Informationen Herkunftsnachweise für eine MWh erzeugten Strom aus erneuerbaren Energiequellen enthalten müssen:

  • Angaben zur Energiequelle
  • Angaben zu Beginn und Ende der Erzeugung
  • Angabe ob der HKN sich auf Elektrizität, Wärme oder Kälte bezieht
  • Angaben zu Bezeichnung, Standort, Typ und Kapazität der Erzeugungsanlage
  • Informationen, ob die Anlage in ihrem Land eine Förderung erhält
  • Datum der Inbetriebnahme der Anlage
  • Ausstellungsdatum des Herkunftsnachweises, ausstellendes Land und eindeutige Identifikationsnummer

EU – weit sind diese Richtlinien einheitlich, daher ist es möglich Herkunftsnachweise auch über Landesgrenzen hinweg zu handeln. Hierzu wird die Plattform der Associaton of Issuing Bodies (AIB) genutzt. Das hört sich zunächst vertrauenswürdig und transparent an.

Ökostrom ist nicht Ökostrom

Wenn Ökostrom auf seinen wahren Ursprung rückverfolgt wird, dann muss zwischen Strom aus nicht erneuerbarer Erzeugung mit einem zugekauften Herkunftsnachweis und „echten“ Ökostrom, der mit den eingesetzten Herkunftsnachweisen gekoppelt ist, differenziert werden.  Auf den Vergleichsplattform ist es schwer bis gar nicht möglich diesen Unterschied zu erkennen. Umso wichtiger ist es, sich mit dem Unternehmen und den Tarifen im Detail zu beschäftigen. In Österreich gibt es Anbieter wie „Mein Alpenstrom“ (MeinAlpenStrom GmbH, 2020) die ein derartiges Angebot haben. Oder auch bei der EVN AG stammen die Herkunftsnachweisen für die Lieferungen an Privatkundinnen und Privatkunden zu 100% aus Österreich (EVN AG, o. D.).

Greenwashing zu Ökostrom?

Die gesetzlichen Rahmenbedingungen erlauben es physischen Strom und Herkunftsnachweise unabhängig voneinander an der Strombörse zu handeln. So kann ein Unternehmen Strom aus einem deutschen Kohlekraftwerk zukaufen und diesen mit einem günstigen, norwegischen Herkunftsnachweis aus erneuerbarer Energie etikettieren. Dieser Vorgang ist legale Praxis in Österreich und in der EU. Kundinnen und Kunden des Stromhändlers werden folglich mit einem Produkt versorgt, dass trotz Öko-Tarifes, nicht ganz grün ist. Die strenge Stromkennzeichnungspflicht in Österreich ermöglicht zwar  über die Stromrechnung Einblick in die Herkunftsnachweisen zu erhalten. Aber inwieweit eine detaillierte Aufschlüsselung geboten wird, entscheidet der Stromlieferant selbst. Oft werden nur Mindestangaben wie Art des Nachweises und Land, aus dem der Nachweis bezogen wurde, eingesetzt (WWF Österreich, Global 2000, 2020). Für viele Kundinnen und Kunden ist es ein entscheidendes Kriterium, dass der Strom und die Herkunftsnachweise zu 100% gekoppelt sind. Das bedeutet, dass der Herkunftsnachweis und der produzierte Strom aus derselben Anlage stammen.

Mögliches Einsparpotenzial beim Wechsel vom regionalen Strom-Standardanbieter zum günstigerern Ökostromanbieter
Abbildung 2: Mögliches Einsparpotenzial beim Wechsel vom regionalen Standardanbieter zum günstigeren Ökostromanbieter. Durch den Wechsel des Stromanbieters zu einem Ökostromproduzenten kann je nach Haushaltsgröße Geld gespart werden. Um die jährliche Ersparnis zu berechnen wurde der Verbrauch je nach Haushaltsgröße (2 – 5000 kWh) angegeben. Quelle: Durchblicker.at
 

Warum es wichtig ist, dass Strom an Herkunftsnachweise gekoppelt wird

Die grundlegende Idee eines Herkunftsnachweises für Ökostrom ist gut. Wie sonst könnte sich Ökostrom von anderen Energiequellen abheben. Fraglich ist nur, ob Menschen, die in einen Öko-Tarif investieren, um den Ausbau von erneuerbaren Energien zu fördern mit der aktuellen Situation beim Handel von Herkunftsnachweisen zufrieden sind. Auch die Energiewende kann nur dann vorangetrieben werden, wenn der Übergang auf erneuerbaren Energien kompromisslos fortgesetzt wird. Durch den Zukauf von günstigen Herkunftsnachweisen von Wasserkraft aus Skandinavien kann zwar der österreichischen Öko-Markt versorgt werden, aber wenn wir die Klimaziele erreichen möchten, dann sollte dieses System überdacht werden. Dennoch gibt es auch Stromhändler, ohne eigene Kraftwerke, die als Vertriebsgesellschaften zum Beispiel für Kleinstkraftwerks-Betreiber einen wichtigen Beitrag zur naturverträglichen Energiewende leisten.

Ökostromanbieter in Österreich

Der Öko-Stromanbieter Markt in Österreich sieht auf den ersten Blick keineswegs überschaubar aus. Derzeit bieten 131 Anbieter Ökostromtarife am heimischen Markt an. Darunter tummeln sich neben heimischen Unternehmen auch ausländische Händler, Tochtergesellschaften und Briefkastenfirmen. 39 Unternehmen, die 57% des österreichischen Strombedarfs abdecken nahmen am Stromanbieter-Check 2020, durchgeführt von WWF Österreich und Global 2000 teil (WWF Österreich, Global 2000, 2020). Die übrigen Unternehmen konnten nur anhand einiger öffentlich verfügbaren Daten bewertet werden. Nur 5 Unternehmen wurden top bewertet und weitere 10% sind laut WWF und Global 2000 auf gutem Kurs für die Erfüllung der Pariser Klimaschutzziele.

Fazit

Der Herkunftsnachweis für Ökostrom ist ein wichtiges Kennzeichnungselement. Allerdings liegt es am Stromanbieter, wie transparent die Rückverfolgbarkeit nach außen kommuniziert wird. Wer einen echten Grünstromproduzenten wählt, minimiert das Risiko, dass Geld zu einer Muttergesellschaft fließt, die fossile Kraftwerke betreibt.  Um seinen eigenen CO2-Fußabdruck zu reduzieren, ist es wichtig, den Stromanbieter nach genauer Recherche und dem Unternehmensziel, erneuerbare Energiegewinnung zu fördern auszuwählen. Der Wechsel des Stromanbieters zu einem Ökostromproduzenten ist in wenigen Minuten erledigt und kann sogar Geld sparen.

Key takeaways: 

  • Angaben zur Rückverfolgbarkeit der Herkunft von Strom müssen verpflichtend auf der Kundenrechnung angegeben werden
  • Intransparente Rechnung beim Stromanbieter hinterfragen
  • Ökostromanbieter können unterschieden werden in jene ohne eigene Stromerzeugung und in Unternehmen, die Strom selbst produzieren – mit zu 100% gekoppelten Herkunftsnachweisen

Literaturverzeichnis

Das europäische Parlament und der Rat der europäischen Union. (2009, April). RICHTLINIE           2009/28/EG DES EUROPÄISCHEN PARLAMENTS UND DES RATES (L140/16).                              https://eur-lex.europa.eu/legal-content/DE/TXT/PDF/?                                                               uri=CELEX:32009L0028[05.08.21]

EVN AG. (o. D.). Strom von EVN – mit Stromtarifen Energiekosten sparen.                                                https://www.evn.at/Privatkunden/Strom/EVN-Strom-Haushalt-                                                 Standard.aspx[05.08.21]

MeinAlpenStrom GmbH. (2020, 7. April). EchtÖkostrom. MeinAlpenStrom.                                                https://www.meinalpenstrom.at/[05.08.21]

Obsil, C. (2021, 12. Juli). Wie grün ist grüner Strom? Im Gespräch mit Stefan Zach                               von der EVN AG – less emissions² . https://imbstudent.donau-                                                     uni.ac.at/lessemissions2/wie-gruen-ist-gruener-strom-im-                                                         gespraech-mit-stefan-zach-von-der-evn-ag/[05.08.21]

WWF Österreich, Global 2000. (2020, November). Stromanbieter-Check 2020.                                      https://www.wwf.at/files/downloads/stromanbieter-check20_.pdf[05.08.21]

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Comfreak. (2015, 05. Mai) Energie Umdenken Energiewende.                                             https://pixabay.com/de/illustrations/energie-umdenken-energiewende-strom-                           755834/[05.08.21]

Abbildung 2: Durchblicker.at.  Mögliches Einsparpotenzial beim Wechsel vom regionalen –                   Standardanbieter zum günstigeren Ökostromanbieter.                                                                  https://durchblicker.at/oekostrom [05.08.21] Eigene Grafik

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