Im Gespräch mit Verena Stahl von POW Austria

Abbildung 1: Snowboarder/ Quelle: © Moritz Nachtschatt

POW: Ein im Wintersportjargon häufig verwendeter Begriff für das Wort Tiefschnee und gleichzeitig die Abkürzung für den Klimaschutzverein „Protect our Winters“.

Wir trafen uns mit Verena Stahl, der Präsidentin von POW Austria, und unterhielten uns über die Themen und Ziele von POW und wie man in einem so touristischen Land wie Österreich den Spagat zwischen wirtschaftlicher Notwendigkeit und Klimaschutz schaffen kann.

Was ist die Geschichte hinter POW?  Für was steht der Verein, für was setzt er sich ein?   

Verena: Ursprünglich ist POW von Jeremy Jons 2008 in den USA gegründet worden, mit dem Gedanken, dass man die Berge und den Lebensraum in den Bergen schützen muss. Mittlerweile gib es POW weltweit. In den USA, Kanada, Japan, Neuseeland und natürlich POW Europe, der Zusammenschluss der europäischen Länder.

POW Österreich gibt es seit 2014, gegründet von der ehemaligen professionellen Snowboarderin Daniela Hochmuth. 

POW Europe wurde 2020 ins Leben gerufen, um die Stärken der europäischen Chapters zu vereinen und auf europäischer Ebene agieren zu können. Im Herbst 2020 wurde mit der #leadtheway Kampagne erstmalig eine europaweite Kampagne gestartet mit den Forderungen die Ziele des Pariser Klimaabkommens ambitioniert genug zu gestalten. Ein weiterer Schwerpunkt von POW Europe liegt auf Mobilität. Wie kann man Transporte klimafreundlicher gestalten und ausbauen.

Wie unterscheidet sich POW von anderen Klimaschutzorganisationen?

Verena: Unser Motto lautet „Fortschritt statt Perfektion“. Keiner/e ist perfekt, aber wir alle können unseren Beitrag für eine klimafreundlichere Zukunft leisten. Wir zeigen nicht mit dem Finger auf Andere. Wir suchen Lösungsansätze wie man die Leidenschaft für den Bergsport und die Natur mit dem Klimaschutz vereinbaren kann. Es geht darum, dass man sich einsetzt und selbst etwas macht.

In Österreich sind wir abhängig vom Tourismus. Rund 20% aller österreichischen Jobs stehen direkt oder indirekt mit vor allem dem Wintertourismus in Verbindung. Wir versuchen Lösungen zu finden, die für die verschiedenen Interessensgruppen zufriedenstellend sind. Es bringt nichts gegen den Tourismus zu arbeiten. Es geht darum gemeinsame Lösungsansätze zu finden.

Ein weiterer wichtiger Punkt, worin wir uns gegenüber anderen Umweltorganisationen unterscheiden, ist unsere Athletes Alliance. Wir nutzen die Stimme von Athleten/innen um auf Klimaschutz aufmerksam zu machen und so mehr Menschen zu erreichen.

Was sind konkrete Ziele und Themen von POW? 

Verena: Bei uns in Österreich ist das Bewusstsein der Bevölkerung über die Folgen des Klimawandels schon mehr vorhanden als in anderen Ländern, in denen POW agiert.  Ein Fokus von uns ist nachhaltige Mobilität. Wir versuchen Menschen zu sensibilisieren und ihnen die Möglichkeiten und Vorteile von nachhaltiger Mobilität im Sinne von Zug oder Bus näher zu bringen. Dass der Verkehr, und da zählt auch der Reiseverkehr dazu, ein großer CO2 Verursacher ist, ist bereits bekannt, aber die Zahlen sind doch noch immer erschreckend. Denn allein im Sektor Tourismus werden über 75 Prozent der CO2 Emissionen durch die An-und Abreise in die Urlaubsorte produziert.

Natürlich ist auch der Energieverbrauch vor Ort dann ein großes Thema, sprich zum Beispiel Liftbetriebe und Energieverbrauch der Schneeproduktion. Aber An- und Abreise ist in unseren Augen der springende Punkt, um dort was zu ändern. Denn wenn man es so bedenkt: Wie viele Tourismusorte, vor allem Skiorte, sind in Österreich direkt mit dem Zug erreichbar? Relativ wenige.

Was hat es mit dem Projekt „hot planet, cool athletes“ auf sich?

Verena: Unser Projekt „hot planet, cool athletes“ gibt es mittlerweile seit mehreren Jahren und hat zum Ziel, Kinder und Jugendliche über die Risken des Klimawandels aufzuklären. Der Grundgedanke des Projekt ist, dass bekannte sportliche Persönlichkeiten, also eine Art Idol mit Vorbildwirkung, eher das Interesse der Kinder und Jugendlichen weckt, als eine Lehrperson.

Das Projekt wurde in den USA von POW entwickelt und in Österreich ähnlich umgesetzt. Vor März 2020 wurden bereits in Salzburg 60 Workshops in verschiedenen Schulen angeboten. Seit Covid ist der direkte Schulbesuch jedoch schwierig geworden, weshalb wir ein kostenloses Online-Paket zum Downloaden für das Lehrpersonal haben.

Welche weiteren Projekte von POW Europe bzw. POW Austria gibt es?

Verena: Ein momentan sehr großes Projekt von uns ist die Kampagne zum Klimaschutzgesetz. Der Gesetzesentwurf ist zwar noch nicht offiziell veröffentlicht worden, aber Teile daraus wurden im März geleakt und daraus ist leider schon ersichtlich, dass die angegebenen Ziele einfach nicht ausreichen.

Deshalb haben wir eine Kampagne gestartet, in der es hauptsächlich darum geht, österreichische Unternehmen zum  Unterschreiben unseres offenen Briefes mit den Forderungen zu motivieren. Mittlerweile unterstützen uns fast 120 Unternehmen, darunter Burton, Mons Royale und Blue Tomato.

Uns geht es vor allem darum von der wirtschaftlichen Seite Druck auf die Politik auszuüben. Klimaschutz ist nicht nur ein politisches, sondern auch ein sehr wirtschaftliches Thema. Unser Ziel ist es, auch die Tourismusbranche zum Unterschreiben unseres offenen Briefes zu animieren. Aus meiner Sicht müssten nämlich Touristiker/innen, für welche der Wintertourismus und ausreichend Schneemengen die Lebens- und Einkommensgrundlage bildet, die größten Klimaschutzaktivisten/innen sein.

Abbildung 2: Kampagne zum Klimaschutzgesetz/ Quelle:© Antonia Siebenbrunner

Du sprichst es an: wie schafft man den Spagat zwischen der wirtschaftlichen Notwendigkeit des Tourismus in Österreich und den damit verbundenen CO2 Emissionen und Auswirkungen auf die Umwelt?

Verena: Mittlerweile merkt man schon vereinzelt ein Umdenken in der Tourismusbranche. Auch wir haben seit kurzem Partnerschaften mit Tourismusorten, zum Beispiel mit Silvretta- Montafon. Man merkt, dass der Wille etwas zu ändern, da ist. Klar kann ein Skigebiet nicht 100 Prozent klimaneutral werden, allerdings kann man doch etwas ins Positive verändern.

Wir von POW sind aber klar gegen den Ausbau von Skigebieten. Es geht darum, das Vorhandene bestmöglich zu nutzen und nicht noch mehr Fläche zu zerstören. Man muss den Spagat zwischen den verschiedenen Säulen Tourismus, Wirtschaft und der Bevölkerung finden. 

Wie kann man POW unterstützen?

Verena: Momentan freut es uns besonders, wenn Unternehmen unsere Kampagne zum Klimaschutzgesetz unterschreiben. Ebenso bieten wir gewisse Partner-Packages für die Zusammenarbeit mit Unternehmen an. 

Für Privatpersonen gilt: wir sind ein Verein. Wir überleben hauptsächlich durch Mitgliedsbeiträge. Deshalb sind wir immer froh, wenn sich jemand dazu entschließt in unserem Verein Mitglied zu werden. Wenn man uns noch aktiver unterstützen will, dann auch gerne als Freiwilliger/e. 

Abbildung 3: Das Team von POW Austria/ Quelle: © Moritz Nachtschatt

Key takeaways: 

  • POW ist ein weltweit agierender Klimaschutzverein, mit dem Ziel, das Bewusstsein für den Klimaschutz und nachhaltigen Wintertourismus zu stärken.
  • allein im Sektor Tourismus werden über 75 % der CO2 Emissionen durch die An-und Abreise produziert.

Literaturverzeichnis

[POW]. (2021). Protect our Winters. https://protectourwinters.at/.

[POW]. (2021). #65BY2030 FÜR EIN AMBITIONIERTES KLIMASCHUTZGESETZ. https://protectourwinters.at/campaign/65by2030-fuer-ein-ambitioniertes-klimaschutzgesetz/.

[POW]. (2021). Hot planet cool athletes. https://protectourwinters.at/campaign/hpca/.

 

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Snowboarder. Nachtschatt, M. (2019). 

Abbildung 2: Kampagne zum Klimaschutzgesetz. Siebenbrunner, A. (2021). 

Abbildung 3: Das Team von POW Austria. Nachtschatt, M. (2021). 

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