Video Streamen – die ultimative Anleitung zu mehr Nachhaltigkeit

Abb.1: (Karpovich, 2020) Frau Entspannung Notebook

Das Streamen von Videos wird immer öfter als Verursacher hoher CO2 Emissionen genannt. In Österreich sahen im Jahr 2020 92% der Internetznutzer aus der Altersgruppe 16 – 64 Jahre täglich Video Streams auf Plattformen wie Amazon Prime, Netflix, YouTube oder Facebook. Die durchschnittliche Nutzungsdauer von Online-Videos betrug 46 Minuten. Bei Jugendlichen sogar über eine Stunde (Schultz, 2021). Zuletzt berichteten wir über die Auswirkungen von Emails auf unsere Umwelt.  Ist das Streamen von Videos genauso bedenklich? Und wie können Serienjunkies ihren CO2 Fußabdruck reduzieren?

Videos sind für 80% des globalen Datenverkehrs verantwortlich

Videodaten machen den Großteil des gesamten Internetverkehrs aus. Laut Cisco stieg der Anteil von 67% im Jahr 2014 auf 80% im Jahr 2019 (Cisco Visual Networking Index Predicts IP Traffic to Triple from 2014–2019, 2015). Es kann davon ausgegangen werden, dass der Video Streaming Datenverkehr weiterhin ansteigt (Cisco, 2016).

Abb. 2: (Cisco Visual Networking Index Predicts IP Traffic to Triple from 2014–2019, 2015) der weltweite Datenverkehr von Videos stieg von 67% (2014) auf 80 % (2019)

Wie das Streamen von Videos für CO2 Emissionen verantwortlich ist

Wer Videos über das Internet streamen möchte benötigt Energie und dadurch werden CO2 Emissionen verursacht. Um die CO2 Emissionen zu berechnen müssen der Energieverbrauch des Endgerätes, der Kommunikationsnetze und der Rechenzentren separat ermittelt werden. Der aktuelle Strommix sollte auch miteinbezogen werden. Das Thema wird in der Forschungsliteratur mit unterschiedlichen Methoden und Annahmen behandelt. Dadurch resultieren stark voneinander abweichende Ergebnisse zum Energiegebedarf und der CO2 Emission.

In der französischen Studie von „The Shift Project“ aus dem Jahr 2018 wurde die Digitalisierung für über 3 % des weltweiten Treibhausgases verantwortlich gemacht. In der Forschungsarbeit wurde behauptet, dass eine Stunde Netflix 3,2 kg CO2 verbraucht (The Shift Projekt, 2019). Von der internationalen Presse wurde daraufhin das Streamen von Videos als das neue Fliegen bezeichnet. Die Prognosen und Annahmen des Shift Projects hielten den heutigen Kenntnissen allerdings nicht Stand. Das liegt vor allem daran, weil Rechenzentren, Endgeräte und Übertragungstechnologien in den letzten Jahren effizienter wurden.  Diese Effizienzsteigerung scheint den kontinuierlich steigenden Datenmengen aufgrund höherer Auflösungen und der intensiveren Nutzung entsprechender Dienste wieder auszugleichen (Hintemann, R. & Hinterholzer, S. 2020).

Aktuelle Berechnung der CO2 Emission für das Streamen von Videos

In einem Forschungsprojekt im Auftrag des deutschen Umwelt Bundesamtes (2020) wurden sämtliche Faktoren des Video Streamings in HD Qualität ermittelt.  Dabei wurde der Energieverbrauch und die damit zusammenhängende Treibhausgasemission berechnet. Beginnend im Rechenzentrum sind es 1,45 Gramm CO2-Äqivalente pro Stunde bei HD Video Streaming.  In dieser Methode wurden Server, Speichersystem, Netzwerk und Infrastruktur miteinbezogen.

Auf dem Weg durch die Telekommunikationsnetze fallen weitere CO2 Emissionen an.  Das Glasfasernetz schneidet laut Ergebnissen der Forschungsarbeit mit lediglich 2 Gramm CO2 Emission für eine Stunde HD Videostreaming am besten ab. Beim Kupferkabel sind es 4 Gramm CO2 pro Stunde. Im Mobilfunknetz sind die CO2 Emissionen schon deutlich höher, wobei das 5G Netz mit 5 Gramm CO2 pro Stunde Datenübertragung die weitaus effizienter Technologie im Vergleich zu 3G mit 90 Gramm CO2 darstellt.

Abb. 3: (Umwelt Bundesamt, 2020) Gegenüberstellung der Telekommunikationsnetzwerke. Der Anteil des Rechenzentrums ist mit 1,45 CO2 Äquivalent bei jeder Übertragungsart gleich.

Schließlich entstehen durch die Verwendung eines Endgerätes weitere CO2 Emissionen. Dabei gilt, je größer das Endgerät, desto mehr Energie wird in der Regel verbraucht. Auch die Auflösung des Videos spielt eine entscheidende Rolle. Ein Smartphone benötigt bei einer Stunde Video Streaming in SD-Auflösung in etwa 65 Wh, was ungefähr 30 Gramm CO2 entspricht. Das 65 Zoll Fernsehgerät hat beim Streamen in 8K-Qualität pro Stunde einen Energiebedarf von 1860 Wh und in etwa 880 Gramm CO2 Emission.  (Hintemann, R. & Hinterholzer, S. 2020).

Durch die Wahl des Endgerätes und der Auflösung haben wir demnach die Möglichkeit den CO2 Fußabdruck deutlich zu reduzieren.

Video streamen für Klimatarier

Wie oft hat dich die Autoplay-Funktion dazu verleitet weitere, ungeplante Inhalte zu konsumieren? Wenn du diese Endlosschleife in die Sackgasse manövrieren möchtest, dann deaktiviere die Autoplay-Funktion. Auf Netflix funktioniert das ganz einfach unter den „Wiedergabe-Einstellungen“. Hier kannst du auch gleich die Auflösung unter „Datenverbrauch pro Gerät“ und somit deinen CO2 Fußabdruck minimieren. Vor allem auf kleinen Bildschirmen ist das Reduzieren der Videoqualität kaum wahrnehmbar. Eine vergleichbare Steuerungsmöglichkeiten bietet Amazon Prime an.  Bei Facebook kann die Autoplay Funktion auch in den Einstellungen deaktiviert werden wohingegen bei Instagramm das automatische Abspielen von Videos nicht gänzlich verhindert werden kann.

Falls du gerne TV Programme konsumierst, dann könnte das CO2 neutrale Unternehmen von Zattoo für dich interessant sein. Und für die echten Klimatarier ist Betterstream wohl eine gute Wahl. Dieser Video Streaming Anbieter möchte den bewussten Umgang mit Medien fördern und grenzt sich auch inhaltlich mit den Kernthemen Umweltschutz, gesellschaftlicher Wandel und persönliche Entwicklung deutlich von den Mitbewerbern ab.

Less Emission Tipps

  • Gestalte die Einstellungen auf Social Media und den Streaming Plattformen klimafreundlich
  • Die Wahl des Endgerätes und der Auflösung beeinflusst die CO2 Emission erheblich
  • Besser das W-Lan als ein Mobilfunknetz nutzen
  • Bewusster Umgang beim Streamen und nicht mehrere Geräte parallel laufen lassen

Fazit

Es gibt viele Möglichkeiten deinen CO2 Fußabdruck beim Streamen von Videos positiv zu beeinflussen. Leider gibt es gerade dort, wo viele Emissionen entstehen, nämlich in den Rechenzentren und im Übertragungsnetz kaum Transparenz. Und es macht den Anschein, als ob viele große Internet-Unternehmen die Verantwortung abschieben.  Nichtsdestotrotz stehen wir selbst in der Verantwortung für unseren Konsum. Daher gilt es grundlegende Verhaltensmuster zu überdenken und dabei dürfen wir nicht vor unseren Lieblingsbeschäftigungen halt machen.

Key takeaways: 

  • Das Streamen von Videos ist für über 80 % der weltweiten Internet-Datenverkehrs verantwortlich
  • Die Effizienz neuer Technologien gleicht momentan den kontinuierlich steigenden durch Videos verursachten Datenverbrauch aus
  • Wir entscheiden über unseren CO2 Fußabdruck durch bewussten Umgang beim Streamen, die Wahl des Endgerätes und über das Reduzieren der Auflösung von Videos  

Literaturverzeichnis

Cisco Visual Networking Index Predicts IP Traffic to Triple from 2014–2019; Growth Drivers Include Increasing Mobile Access, Demand for Video Services. (2015, 27. Mai). The Network. https://newsroom.cisco.com/press-release-content?type=webcontent&articleId=1644203 Zugriff am 13.05.2021

Cisco. (2016). Global – 2021 Forecast Highlights. https://www.cisco.com/c/dam/m/en_us/solutions/service-provider/vni-forecast-highlights/pdf/Global_2021_Forecast_Highlights.pdf Zugriff am 13.05.2021

Hintemann, R. & Hinterholzer, S. (2020). Videostreaming:Energiebedarf und CO2-Emissionen. https://www.borderstep.de/wp-content/uploads/2020/06/Videostreaming_2020.pdf Zugriff am 17.05.2021

Schultz, E. (2021, 1. März). Statistiken zum Thema Onlinevideo-Nutzung in Österreich.Statista.https://de.statista.com/themen/4822/onlinevideo-nutzung-in-der-oesterreich/  Zugriff am 13.05.2021

The Shift Projekt. (2019, Juni). Climate Crises: The unsastainable use of online video. https://theshiftproject.org/wp-content/uploads/2019/07/2019-02 Zugriff am 13.05.2021

Umwelt Bundesamt. (2020, September). Energie- und Ressourceneffizienz digitaler Infrastrukturen Ergebnisse des Forschungsprojektes „Green Cloud-Computing“. https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/376/publikationen/politische-handlungsempfehlungen-green-cloud-computing_2020_09_07.pdf Zugriff am 17.05.2021

Abbildungsverzeichnis

Abb. 1: Karpovich, V. (2020, 21. März). [Frau-Entspannung-Notebook]. Pexels.com. https://www.pexels.com/de-de/foto/dammerung-fashion-frau-entspannung-4050387/ Zugriff am 17.05.2021

Abb. 2: Umwelt Bundesamt. (2020, September). Energie- und Ressourceneffizienz digitaler Infrastrukturen Ergebnisse des Forschungsprojektes „Green Cloud-Computing“. https://www.umweltbundesamt.de/sites/default/files/medien/376/publikationen/politische-handlungsempfehlungen-green-cloud-computing_2020_09_07.pdf Zugriff am 13.05.2021

Abb. 3: Cisco Visual Networking Index Predicts IP Traffic to Triple from 2014–2019; Growth Drivers Include Increasing Mobile Access, Demand for Video Services. (2015, 27. Mai). The Network. https://newsroom.cisco.com/press-release-content?type=webcontent&articleId=1644203 Zugriff am 13.05.2021

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