Wie sinnvoll ist die Kompensation von CO2-Emissionen?

The climate is changing so should we!
Abbildung 1: Um dem Klimawandel entgegenzuwirken müssen wir alle unser Verhalten ändern / Quelle: Pixels Spiske M.

Ob im Online-Shop oder auf Produkten im Supermarkt – die Aufschrift „klimaneutral“ finden wir in letzter Zeit immer häufiger. Dabei investieren Unternehmen in erster Linie Geld in die Kompensation ihrer CO2-Emissionen und bezeichnen sich aufgrund dieser Maßnahmen als CO2-neutral. Auch als Privatpersonen können wir unseren CO2-Fußabdruck, zum Beispiel von einem Flug, kompensieren. Dabei stellt sich die Frage: Macht das überhaupt Sinn? Sollten wir nicht die CO2-Emissionen gar nicht entstehen lassen? Ob und warum die Kompensation von CO2-Emissionen sinnvoll ist, findet ihr in diesem Beitrag.

Was versteht man unter CO2-Kompensation?

Der Klimawandel schreitet immer weiter voran – das einzige Mittel, dem entgegenzuwirken ist die Reduktion von Treibhausgasen, insbesondere von CO2. Da jedoch eine Vermeidung von Emissionen nicht immer möglich ist, entstand die Idee der Kompensation von CO2-Emissionen. Darunter werden „Zahlungen zur Finanzierung von Treibhausgas mindernden Investitionen“ verstanden (Umweltbundesamt, 2019). Dem Klima ist es egal, wo auf der Erde die Emissionen entstehen, entscheidend sind hingegen die Mengen. Aus dieser Überlegung ergibt sich der Grundgedanke der Kompensation von CO2-Emissionen: Unvermeidbare Emissionen werden hierbei an einem anderen Ort durch unterschiedlichste Maßnahmen kompensiert, und somit für das Klima neutralisiert (Die Verbraucher Initiative, o. D.).

Wie können CO2-Emissionen kompensiert werden?

Für die Kompensation von CO2 gibt es zahlreiche Dienstleister, die in unterschiedlichste Projekte und Initiativen investieren. Wie vielfach angenommen, fließt der Großteil der Gelder jedoch meist nicht in Wiederaufforstungen, sondern in Energieeffizienzprojekte und in Wasser-, Wind- und Solarkraftprojekte (Rebmann, 2019).

Bei einer Untersuchung von Stiftung Warentest wurden unterschiedliche Organisationen, bei denen CO2-Emissionen kompensiert werden können, untersucht. Maßgeblich für das Ergebnis waren hier die Qualität der Kompensation, die Transparenz sowie die Leitung und Kontrolle. Im Rahmen der Untersuchung wurden die Unternehmen Atmosfair, Klima-Kollekte, Primaklima mit sehr gut bewertet, der Preis pro Tonne CO2 betrug je nach Anbieter zwischen 15 und 23 € (Stiftung Warentest, 2018).

Was spricht gegen die Kompensation von CO2-Emissionen?

Vor allem Umweltschützerinnen und Umweltschützer bezeichnen die Kompensation oftmals als reinen Ablasshandel. Umweltsünden – Rechte zur Verschmutzung – und das gute Gewissen könnten einfach erkauft werden (Schwarz, 2018). Ein weiteres Argument gegen die Kompensation ist, dass die tatsächliche Emissionsmenge mit diesem Instrument nicht gesenkt wird, sondern der Anstieg nur abgemildert wird. Zudem fehlt es bei der Berechnung der CO2-Emissionen vielfach an Transparenz: Die erzeugten Mengen werden als geringer eingeschätzt, und die Kompensationsmaßnahmen als zu hoch (Die Verbraucher Initiative, o. D.). Aufforstungsprojekte sind außerdem für die Kompensation ungeeignet, da die gespeicherten Emissionen mittelfristig wieder freigesetzt werden könnten (Schwarz, 2018).

Wann sollten CO2-Emissionen kompensiert werden?

Grundsätzlich gilt, dass jede vermiedene Tonne CO2 hilft, den Klimawandel einzudämmen. Bevor wir also über die Kompensation unserer CO2-Emissionen nachdenken, sollten wir im ersten Schritt versuchen, vorweg möglichst viele CO2-Emissionen zu vermeiden (Schwarz, 2018).

Beispielsweise der tägliche Konsum von Fleisch, oder die fossil basierte Stromproduktion mit Kompensationszahlungen auszugleichen wäre der falsche Schritt. Denn hier wird anstatt einer Verhaltensänderung einfach das gute Gewissen mit Geld erkauft (Atmosfair, 2019). Im Gegensatz dazu, ist eine Kompensationszahlung bei einem notwendigen Langstreckenflug schon wesentlich sinnvoller – hier gibt es kaum eine alternative Reisemöglichkeit, mithilfe einer Zahlung wird wenigstens Geld in sinnvolle Projekte investiert (Umweltbundesamt, 2019).
Ähnlich sieht es bei Unternehmen aus: Versucht ein Unternehmen bereits intern, möglichst viel CO2 einzusparen und investiert zusätzlich in Projekte und Initiativen, ist dies positiv zu bewerten. Kauft ein Unternehmen jedoch nur CO2-Zertifikate, um sich als klimaneutral bezeichenen zu können, dann ist das der falsche Ansatz. Übrigens: „Klimaneutral“ ist als Begriff nicht gesetzlich geschützt. Das bedeutet, dass ein Unternehmen zwar für das Produkt Ausgleichszahlungen tätigt, es gibt aber keine Normen und Vorschriften was das konkret bedeutet. Oftmals steckt hinter „Klimaneutral“ Greenwashing und kein echter Umweltschutz (Umweltbundesamt, 2019).

Fazit

Um langfristig den Klimawandel einzudämmen, ist es unumgänglich, dass jede und jeder Einzelne von uns seinen eigenen CO2-Fußabdruck reduziert. CO2-Emissionen zu kompensieren sollte deshalb immer nur die zweite Wahl sein und ausschließlich zum Einsatz kommen, wenn wir die Emissionen wirklich nicht vermeiden können. Auf keinen Fall sollte daraus aber ein Freifahrtsschein werden, mit dem wir unser Gewissen beruhigen können.
Umgekehrt ist die Unterstützung der Initiativen und Projekte für den Klimaschutz natürlich immer noch besser als nichts zu tun – entscheidend ist, dass die Kompensation über eine seriöse und transparente Organisation abgewickelt wird.

Key takeaways: 

  • Die Vermeidung von CO2-Emissionen ist der Kompensation vorzuziehen
  • Bei unvermeidbaren CO2-Emissionen sind Kompensationszahlungen besser als nichts zu tun
  • Unternehmen, die sich als klimaneutral bezeichnen, betreiben oftmals Greenwashing

Literaturverzeichnis

Die Verbraucher Initiative (o. D.). Klimaneutral durch Kompensation? Die VERBRAUCHER INITIATIVE e. V. (Bundesverband). http://www.oeko-fair.de/clever-konsumieren/wohnen-arbeiten/klimafreundlich-im-haushalt/service29/klimaneutral-durch-kompensation/klimaneutral-durch-kompensation2 [28.06.21]

Atmosfair (2019). Anforderungen an und Grenzen von CO2-Kompensation für den Klimaschutz. Atmosfair gGmbh. https://www.atmosfair.de/wp-content/uploads/k2-anforderungen_sinnvolle-co2-kompensation_03022020.pdf[28.06.21]

Rebmann, M. (2019). Pro und Contra CO2-Kompensation. Triodos Bank N.V. https://diefarbedesgeldes.de/artikel/2019/pro-und-contra-co2-kompensation [28.06.21]

Schwarz, S. (2018). CO2-Kompensation: Echter Klimaschutz oder Ablasshandel? co2online. https://www.co2online.de/klima-schuetzen/klimawandel/co2-kompensation/ [28.06.21]

Stiftung Warentest (2018). CO2 Kompensation: Diese Anbieter tun am meisten für den Klimaschutz. Stiftung Warentest. https://www.test.de/CO2-Kompensation-Diese-Anbieter-tun-am-meisten-fuer-den-Klimaschutz-5282502-0/ [28.06.21]

Umweltbundesamt (2019). Kompensation von Treibhausgasen. Umweltbundesamt. https://www.umweltbundesamt.de/umwelttipps-fuer-den-alltag/mobilitaet/kompensation-von-treibhausgasemissionen#gewusst-wie [28.06.21]

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Um dem Klimawandel entgegenzuwirken müssen wir alle unser Verhalten ändern
Spiske, M. (2019). Aktivist, Demonstration, Fokus. https://www.pexels.com/de-de/foto/klima-menschen-strasse-menge-2990610/ [28.06.21]

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