Gebäudecheck – Der CO2-Fußabdruck von Immobilien

Abbildung 1: Holzhaus im Gras | Quelle: Pixabay

Durchschnittlich verbringen Menschen in Nordeuropa und Nordamerika 90% ihrer Lebenszeit in geschlossenen Räumen (Velux-Studie zur „Indoor Generation“, 2018). Zweifelsohne sind Immobilien ein fixer Bestandteil in unserem Leben. Doch worauf kommt es bei Immobilien im Hinblick auf ihren CO2-Fußabdruck an? Welche Faktoren können den CO2-Fußabdruck im Lebenszyklus einer Immobilie reduzieren?

Die vier Phasen im Lebenszyklus einer Immobilie

Vereinfacht dargestellt kann der Lebenszyklus einer Immobilie in vier Abschnitte gegliedert werden (Immobilien Lebenszyklus – Der Lebenszyklus einer Immobilie, o.D.):

Planung, Realisierung, Nutzung, Verwertung
Abbildung 2: Die vier Phasen im Lebenszyklus einer Immobilie | Quelle: Eigendarstellung

Planungsphase

Eine der ersten Fragen lautet: Welche Art von Gebäude soll errichtet werden? Es liegt auf der Hand, dass der CO2-Fußabdruck je nach Gebäudetyp und -größe stark variieren kann. Darüber hinaus werden in der Planungsphase die Lage analysiert, die Voraussetzungen überprüft, die technischen Einzelheiten festgelegt, die Wirtschaftlichkeit berechnet sowie bei Fremdnutzung die Nachfrage geklärt. Für die Nutzer*innen einer Immobilie spielt vor allem die Lage eine wesentliche Rolle. Durch eine – aus Sicht der Nutzenden – gute Lage können weite Wege und somit CO2-Emissionen eingespart werden.

Realisierungsphase

Nach Erteilung der Baugenehmigung wird der Plan in die Realität umgesetzt. Die Bauphase kann sich von wenigen Monaten bis zu mehreren Jahren hinwegziehen – je nach Größe und Aufwand des Vorhabens.

Nutzungsphase

Immobilien lassen sich auf unterschiedliche Arten nutzen. Unabhängig von der Nutzung spielen für die Lebensdauer einer Immobilie viele Faktoren eine Rolle. Von der Bauweise, über die verwendeten Materialien, bis zur Instandhaltung bzw. den Sanierungszyklen und -maßnahmen gibt es zahlreiche Parameter, die die Haltbarkeit eines Gebäudes verlängern oder verkürzen können. Natürlich können auch äußere Umstände wie beispielsweise Unwetter ihren Teil beitragen. Bei Häusern, die nach Massivbauweise errichtet wurden, wird mit einer Lebensdauer von 100 Jahren gerechnet. Nicht-Massiv-Häuser werden mit 60 Jahren veranschlagt (Baumensch, 2019). Bei Wohnimmobilien ist es aus ökologischer Sicht besser, wenn ein Gebäude von möglichst vielen Personen genutzt wird. Denn auch die Bodenversiegelung zieht gravierende Folgen für unseren Planeten mit sich.

Verwertungsphase

Hat ein Gebäude ausgedient, muss es nicht automatisch abgerissen und neugebaut werden. Theoretisch können Gebäude ewig bestehen, wie viele historische Objekte beweisen. Es kommt nur auf die „richtige Pflege“ an. Selbst wenn ein Haus über Jahre vernachlässigt wurde, kann es durch eine Revitalisierung noch gerettet werden.

Der CO2-Fußabdruck beim Bauen

In Anbetracht des gesamten Lebenszyklus eines Gebäudes, kommt es im Zuge der Planungsarbeiten zu kaum nennenswerten CO2-Emissionen. Demnach kann die Analyse direkt mit einer Übersicht der gängigen Baustoffe beginnen.

Baustoffe im Überblick

Die folgende Grafik soll eine Übersicht der CO2-äquivalenten Emissionen bei der Herstellung von einer Tonne Baustoff geben (Gruhler & Scharte, 2011). Für die Auswertung wurden sämtliche Abläufe von der Rohstoffgewinnung über die notwendigen Transportwege bis zur weiteren Verarbeitung berücksichtigt.

Abbildung 3: CO2-Fußabdruck der Baustoffe | Quelle: in Anlehnung an Gruhler & Scharte, 2011

Holz

Der derzeit wohl nachhaltigste Rohstoff ist Holz. Einerseits handelt es sich um einen Rohstoff, der nur eine geringe CO2-Belastung für die Umwelt darstellt bei der Gewinnung. Andererseits fungiert Holz auch als Kohlenstoffspeicher (Pontzen, 2021). Zudem bietet der Rohstoff aus dem Wald eine gute Wärmedämmung. Außerdem darf die Recyclingfähigkeit nicht außer Acht gelassen werden (Ökologischer Fußabdruck wird auch beim Hausbau immer wichtiger, o.D.). Holz kann jedoch nur als nachhaltig gesehen werden, solange es aus einer nachhaltigen Forstwirtschaft stammt. Das bedeutet, dass bei der Verwendung von Holz auch ausreichend Wald aufgeforstet werden muss.

Bauweise

Die Gebäudehülle nimmt die größte Fläche des Hauses ein und ist dafür verantwortlich, wie hoch die Energiebelastung in weiterer Folge bei der Nutzung ist. Eine gute Dämmung sorgt dafür, dass der Heiz- und Kühlbedarf gering bleibt. Zudem spielen das Dach und die Fenster eine wichtige Rolle, wenn es darum geht, das Gebäude energieeffizient zu nutzen („Wie funktioniert klimaneutrales Bauen? So halten Bauherren ihren CO2-Fußabdruck klein“, 2019). Moderne Passivhäuser schaffen es sogar den Heizbedarf, um bis zu 90% zu reduzieren gegenüber einer konventionellen Bauweise (Hausbaumagazin, o.D.).

Transportwege während des Bauens

Wie der Beitrag Mobilitätscheck zeigt, ist der Verkehr einer der größten Verursacher von CO2-Emissionen. So ist es auch beim Bauen entscheidend, ob die Bauunternehmen eine weite An- und Abreise haben. Außerdem sind die Entsorgungswege relevant.

Der CO2-Fußabdruck der Gebäudetechnik

Die Nutzung versteht sich als der größte Abschnitt im Lebenszyklus einer Immobilie. Wie bereits erwähnt, ist die Bauweise mitverantwortlich dafür, wie hoch der Energiebedarf eines Gebäudes bei der Nutzung ist. Hier sind vier Bereiche relevant:

Heizung

Rund 70% des Energieverbrauchs eines Haushalts gehen auf das Konto der Heizung („Klimaschonend Heizen – 10 Tipps für weniger CO2 und Kosten“, o.D.). Das Heizsystem stellt demnach eine der größten CO2-Stellschrauben dar. Die folgende Grafik zeigt die CO2-Emissionen der unterschiedlichen Heizsysteme bei einem Vierpersonenhaushalt in einem 200m²-Mehrfamilienhaus pro Jahr:

Abbildung 4: CO2- Fußabdruck der Heizsysteme | Quelle: in Anlehnung an Meyer, o.D.

Die Solarthermie sowie die Wärmepumpe, die mit grünem Strom betrieben wird, gehen als die Gewinner des Vergleichs hervor. Eine weitere umweltfreundliche Alternative können Holzpellets sein. Auch hier gilt es allerdings zu beachten, woher das Holz kommt.

Kühlung

Durch den zunehmenden Temperaturanstieg wird auch die Kühlung von Gebäuden immer wichtiger. Insbesondere bei Gebäuden, die große Glasflächen aufweisen, erhält die Kühlung eine besondere Gewichtung. Die klassische Klimaanlage ist in der Regel keine nachhaltige Lösung. Ausschlaggebend dafür ist der enorme Stromverbrauch. In der Regel stammt der Strom nicht oder nur zum Teil von erneuerbaren Energiequellen. Doch die Möglichkeiten an nachhaltigen Sonnenschutzmaßnahmen sind vielfältig. Außen- und innenliegender Sonnenschutz, Markisen, Jalousien sind nur die gängigsten Varianten. Auch eine Fassadenbegrünung kann das Mikroklima auf natürlichen Wegen abkühlen.

Lüftung

Beim Einfamilienhaus ist die Lüftung normalerweise kein allzu großes Thema. Doch bei größeren Gebäuden, wie beispielsweise einem Hochhaus, braucht es eine ausgeklügelte Technik, um eine ausreichende Frischluftzufuhr zu gewährleisten. Bei Bürokomplexen, Hotels und ähnlichen Einrichtungen bedarf es einer intelligenten und stromsparenden Gebäudetechnik, um die CO2-Bilanz im grünen Bereich zu halten.

Strom

Sofern der Strom nicht aus erneuerbaren Energiequellen stammt, ist er mit gewissen CO2-Emissionen verbunden. Immer mehr Häuser werden aus diesem Grund mit Photovoltaik-Anlagen ausgestattet. Auf diese Art und Weise kann zumindest ein Teil des Stromverbrauchs autark erzeugt werden.

Energieausweis

Der Energieausweis gibt Auskunft über die Energieeffizienz einer Immobilie. Nach dem Energieausweisvorlagegesetz muss ein Energieausweis bei der Vermietung, der Verpachtung bzw. dem Verkauf ausgehändigt werden. Der tatsächliche Energieverbrauch eines Gebäudes ist jedoch immer abhängig von der tatsächlichen Nutzung. 

Das Ende im Lebenszyklus einer Immobilie

Hat eine Immobilie „ausgedient“, gibt es zwei Möglichkeiten: abreisen und neu bauen oder ausführlich sanieren bzw. revitalisieren. In den meisten Fällen sind Abriss und Neubau mit erhöhten CO2-Emissionen verbunden und verursachen zudem hohe Kosten. Eine Entscheidung kann nur im Einzelfall erfolgen und sollte von einem Immobiliengutachter bzw. einer Immobiliengutachterin überprüft werden.

Fazit

Immobilien hinterlassen während ihres Bestehens einen großen CO2-Fußabdruck. Bereits während der Planung sollten die unterschiedlichen Möglichkeiten der Bauweise genau überprüft werden. Mit der richtigen Bauweise kann im Zuge der Nutzung viel Energie und Geld eingespart werden. Aus ökologischer Sicht bietet Holzbau eine Menge Vorteile. Auch die weiteren Gebäudeteile wie die Fenster und das Dach müssen sorgfältig ausgewählt werden, um unnötige Energieverluste zu vermeiden. Neben der Bauweise sind vor allem die Heizung, Kühlung, Lüftung sowie die Stromquelle entscheidend für den CO2-Fußabdruck eines Gebäudes. Insbesondere die Heizung bietet viel CO2-Einsparungspotenzial. Regelmäßige und sorgfältige Sanierungsmaßnahmen sorgen dafür, dass Gebäude langfristig erhalten bleiben.

Key takeaways: 

  • Holzbau als ökologische Alternative
  • Die Bauweise ist entscheidend für den Energieverbrauch eines Gebäudes
  • Die Heizung ist für einen Großteil des Energieaufwands verantwortlich

Literaturverzeichnis

Baumensch. (2019, Oktober 30). Wie lange hält ein Haus – Lebensdauer Gebäude und Baustoffe. Baumensch. https://baumensch.de/wie-lange-haelt-ein-haus/ [13.05.2021]

Gruhler, K., & Scharte, K. (2011). Bauprodukte aus Holz CO2-Reduktion und Kohlenstoff-Bindung beim Neubau. Deutsche Bauzeitschrift, 09/2011. https://www.dbz.de/artikel/dbz_Bauprodukte_aus_Holz_CO2-Reduktion_und_Kohlenstoff-Bindung_beim_Neubau_1252770.html [13.05.2021]

Hausbaumagazin. (o.D.). Das Passivhaus – Vorteile, Nachteile und Kosten von Passivhäusern. hausbaumagazin.at. https://www.hausbaumagazin.at/das-passivhaus-vorteile-nachteile-und-kosten-von-passivhaeusern/ [13.05.2021]

Immobilien Lebenszyklus—Der Lebenszyklus einer Immobilie. (o.D.). immobilienmakler-werden.net. http://www.immobilienmakler-werden.net/lexikon/immobilien-lebenszyklus.html [13.05.2021]

Klimaschonend Heizen – 10 Tipps für weniger CO2 und Kosten. (o.D.). nachhaltig-sein.info. https://nachhaltig-sein.info/lebensweise/klimaschonend-heizen-10-tipps-fuer-weniger-co2-und-kosten [13.05.2021]

Meyer, J.-P. (o.D.). Mit der richtigen Technologie CO2-neutral heizen. Dein Heizungsbauer. https://www.dein-heizungsbauer.de/ratgeber/energie-sparen/co2-neutral-heizen/ [13.05.2021]

Ökologischer Fußabdruck wird auch beim Hausbau immer wichtiger. (o.D.). Holzbau Stocksiefen. https://www.holzbau-stocksiefen.de/klima-baustoffe/ [13.05.2021]

Pontzen, H. (2021). Renaissance in der Baubranche. Payoff. https://www.payoff.ch/news/post/renaissance-in-der-baubranche [13.05.2021]

Velux-Studie zur „Indoor Generation“. (2018, Juli 3). BaustoffWissen. https://www.baustoffwissen.de/baustoffe/baustoffknowhow/forschung_technik_trends/velux-studie-indoor-generation-die-auswirkungen-des-modernen-lebens-auf-gesundheit-wohlbefinden-und-produktivitaet-2018/#:~:text=Nach%20Angaben%20von%20Velux%20sei,in%20dunklen%2C%20schlecht%20bel%C3%BCfteten%20Geb%C3%A4uden. [13.05.2021]

Wie funktioniert klimaneutrales Bauen? So halten Bauherren ihren CO2-Fußabdruck klein. (2019, Juli 15). Energie.Blog. https://energie.blog/wie-umweltbewusste-bauherren-ihren-co2-fussabdruck-verringern-koennen/ [13.05.2021]

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Holzhaus im Gras
Strauss, H. (2014, April 24). House-Structure-Real-Estate-Concept. Pixabay. https://pixabay.com/photos/house-structure-real-estate-concept-1353389/

Abbildung 2: Die vier Phasen im Lebenszyklus einer Immobilie
Eigendarstellung

Abbildung 3: CO2-Fußabdruck der Baustoffe
Gruhler, K., & Scharte, K. (2011). Bauprodukte aus Holz CO2-Reduktion und Kohlenstoff-Bindung beim Neubau. Deutsche Bauzeitschrift, 09/2011. https://www.dbz.de/artikel/dbz_Bauprodukte_aus_Holz_CO2-Reduktion_und_Kohlenstoff-Bindung_beim_Neubau_1252770.html [13.05.2021]

Abbildung 4: CO2- Fußabdruck der Heizsysteme
Meyer, J.-P. (o.D.). Mit der richtigen Technologie CO2-neutral heizen. Dein Heizungsbauer. https://www.dein-heizungsbauer.de/ratgeber/energie-sparen/co2-neutral-heizen/ [13.05.2021]

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