Die Kippelemente des Klimawandels

vertrockneter Boden
Abbildung 1: Sollten die Kippelemente eintreten, so wären die Folgen für den Klimwandel enorm. Quelle: Pexels / Volk, J.

Die Auswirkungen des Klimawandels werden uns bereits heute durch verstärkte Wetterextreme vor Augen geführt. Aber: Aktuell befinden wir uns vor oder während einiger kritischer Wendepunkte, welche den Klimawandel nochmal deutlich beschleunigen würden. Welche das sind, erfahrt ihr in diesem Blogartikel.

Die „points of no return“

Der Klimawandel entspricht keiner linearen Veränderung – vielmehr gibt es  klimawirksame Elemente, durch welche sich das Klima der Erde sprunghaft ändern kann. Diese Kippelemente werden auch als „points of no return“ bezeichnet. Werden sie erreicht, so wird eine Schwelle überschritten, woraus eine unausweichliche Klimaveränderung einhergeht (Reske & Puffarcken, 2021).
Laut dem Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung (PIK) können hier drei Kategorien unterschieden werden:

  • Schmelzende Eiskörper
  • Veränderte Strömungssysteme
  • Ökosysteme, welche durch klimatische Veränderungen bedroht wurden (PIK, o. D.)

Schmelzende Eiskörper

Die Eis-Albedo-Rückkoppelung beschreibt das Phänomen, dass sobald das Schmelzen des Eises begonnen hat, es dann immer schneller schmilzt – insbesondere sobald die Sonnenstrahlung auf die Erdoberfläche tritt. Daraus ergibt sich, dass der Klimawandel immer schneller voranschreitet, insbesondere in den nördlichen Regionen (Spektrum, o. D.).

Zu der Kategorie der schmelzenden Eiskörper zählen beispielsweise das Schmelzen des arktischen Meereises, der Verlust des Grönland-Eispanzers sowie der Kollaps des westantarktischen Eisschildes (PIK, o. D.). Ein entscheidendes Kippelement ist auch das Auftauen der arktischen Permafrostböden. Sie befinden sich in Nordamerika und Sibirien und sind über Jahrhunderte gefroren. Durch das Auftauen werden riesige Mengen an Methan und Kohlenstoffdioxid freigesetzt. Bereits in den oberen drei Metern sind Tausend Milliarden Tonnen Kohlenstoff eingelagert. Zudem wird davon ausgegangen, dass sich in den Tiefen nochmals mehrere hundert Milliarden Tonnen Kohlenstoff bereits seit der Eiszeit befinden (Odenwald, 2019).

Veränderte Strömungssysteme

Es gibt eine Vielzahl von Strömungssystemen, welche zu den Kippelementen des Klimawandels zählen, wie beispielsweise der indische und westafrikanische Monsun oder auch das Austrocknen des Nordamerikanischen Südwestens. Die größte Bedeutung wird jedoch der Atlantikzirkulation zugesprochen (PIK, o. D.).

Die thermohaline atlantische Umwälzströmung transportiert warmes Wasser in den Norden und nach einer Abkühlung wieder zurück in den Süden. Der Golfstrom ist Teil dieses Strömungssystems, und in Nordwest-Europa für das milde Klima verantwortlich.
Durch das Schmelzwasser im Norden könnte sich das System verlangsamen. Beim Golfstrom wurde bereits eine Abschwächung von 15% nachgewiesen. Die Abschwächung des Strömungssystems kann zu einem Anstieg des Meeresspiegels der US-amerikanischen Atlantikküste führen, für eine Abkühlung im Nordatlantikraum sorgen und sich auf marine Ökosysteme auswirken (Reske & Puffarcken, 2021).

Bedrohte Ökosysteme

Der Klimawandel führt dazu, dass es in vielen Gebieten wärmer wird und öfter zu Dürreperioden kommt. Zudem schreitet die Abholzung von Wälder voran und Brände häufen sich. Das ist vor allem deshalb problematisch, da in den Bäumen große Mengen an Kohlenstoff gespeichert sind, die den Klimawandel weiter vorantreiben würden.

Der Amazonas Regenwald hat hier eine besondere Bedeutung – rund ein Viertel des weltweiten Kohlenstoffs ist dort gespeichert. Durch den Rückgang von Niederschlägen und vermehrten Bränden könnte der Regenwald bereits seinen Kipppunkt erreicht haben. Würde sich der Regenwald an die Trockenheit anpassen oder sich in eine Graslandschaft ändern, so würden enorm große Mengen an Kohlenstoff an die Atmosphäre abgegeben werden und damit ein großer Verlust von Biodiversität mit einhergehen.

Fazit

Ob und wann diese Kippelemente wirklich eintreten, ist schwer zu sagen. Klar ist jedoch, dass mit mehreren Graden Erderwärmung die einzelnen Kippelemente sich destabilisieren könnten, und in weiterer Folge eine Kettenreaktion möglich wäre. Die Auswirkungen dieses Szenarios sind katastrophal: Hitze, Hunger, Ausbreitung von Krankheiten, Massenmigration und internationale Konflikte für die Menschen, sowie die Zerstörung von Ökosystemen für Tiere und Pflanzen (Reske & Puffarcken, 2021).

Um diese enormen Auswirkungen zu verhindern muss das wegweisende Klimaziel der Weltklimakonferenz in Paris erreicht werden: 2 Grad wurden damals als Maximalerwärmung und 1,5 Grad als Klimaziel definiert (Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie, 2021). Die Weltklimakonferenz in Glasgow sollte Regelungen zur Umsetzung festlegen, zu Ende ging sie jedoch ohne Euphorie, dass das Ziel von 1,5 Grad noch zu erreichen ist (Böker, 2021).

Doch auch wenn das Klimaziel von 1,5 Grad vermutlich tot ist, ist die Tatsache umso bedeutsamer, dass die weltweite Klimapolitik so präsent ist wie nie zuvor (Rásonyi, 2021) – und gerade das sollte uns hoffnungsvoll stimmen und uns in unseren eigenen Bemühungen zum Klimaschutz stärken.

Key takeaways: 

  • Permafrostböden, Atlantikzirkulation und Amazonas Regenwald sind die bedeutendsten Kippelemente des Klimawandels
  • Zur Verhinderung drastischer Klimaveränderungen sollte unbedingt das Klimaziel von 2 Grad nicht überschritten werden

Literaturverzeichnis

Böker, C. (2021). „Der Geist des Wandels ist da“. Zeit Online. https://www.zeit.de/politik/ausland/2021-11/klimagipfel-glasgow-cop26-bilanz-ergebnisse-medienberichterstattung-presseschau?utm_referrer=https%3A%2F%2Fwww.google.com

Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie (2021). Das Übereinkommen von Paris. Bundesministerium für Klimaschutz, Umwelt, Energie, Mobilität, Innovation und Technologie. https://www.oesterreich.gv.at/themen/bauen_wohnen_und_umwelt/klimaschutz/1/Seite.1000325.html

Eickemeier, P. (2021). Zerfall des Grönlandeises könnte weitere Bestandteil des Erdsystems kippen. Tagesspiegel Online. https://www.tagesspiegel.de/wissen/domino-der-kippelemente-zerfall-des-groenlandeises-koennte-weitere-bestandteile-des-erdsystems-kippen/27253926.html

Odenwald, M. (2019). Methan-Katastrophe droht: Permafrost-Schmelze könnte Milliarden Tonnen CO2 freisetzen. Focus Online. https://www.focus.de/wissen/klima/klimawandel-durch-tauende-permafrostboeden-koennten-milliarden-tonnen-co2-freigesetzt-werden_id_11177645.html

PIK (o. D.). Kippelemente – die Achillesfersen im Erdsystem. Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung. https://www.pik-potsdam.de/de/produkte/infothek/kippelemente/kippelemente

Rásonyi, P. (2021). Das 1,5-Grad-Ziel ist tot – es lebe die Klimapolitik. Neue Züricher Zeitung. https://www.nzz.ch/meinung/cop26-in-glasgow-das-klimaziel-von-15-grad-ist-tot-ld.1655072

Reske, V. & Puttfarcken, L. (2021). Vier tickende Zeitbomben, die unser Klima radikal verändern würden. https://www.quarks.de/umwelt/klimawandel/diese-4-kippelemente-beschleunigen-die-klimaerwaermung/

Schrader, C. (2021). 1,5-Grad-Ziel: Möglich, aber nicht plausibel. Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH. https://www.spektrum.de/news/1-5-grad-ziel-erreichen-moeglich-aber-nicht-plausibel/1889140

Spektrum (o. D.). Eis-Albedo-Rückkoppelung. Spektrum der Wissenschaft Verlagsgesellschaft mbH. https://www.spektrum.de/lexikon/geographie/eis-albedo-rueckkopplung/1949

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Sollten die Kippelemente eintreten, so wären die Folgen für den Klimwandel enorm. Volk, J. (2016). Bodenhttps://www.pexels.com/de-de/foto/gebrochener-trockener-boden-im-wustengebiet-5273091/

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