Das runde Leder und der blaue Planet – der CO2-Fußabdruck im modernen Fußballgeschäft

Abbildung 1: Eisblock | Quelle: www.unsplash.com (Bradley, 2019)

Kaum eine Sportart kann Menschen so stark in ihren Bann ziehen wie der Fußball. Auf der ganzen Welt bringt der Fußball alle Alters- und Gesellschaftsschichten zusammen. Woche für Woche sorgen die Akteurinnen und Akteure auf dem Rasen für neuen Gesprächsstoff. Dabei geht es im modernen Profifußball um viel mehr als nur Emotionen. Dieses simple Spiel, das im Grunde nicht viel mehr als einen Ball verlangt, ist ein Milliarden-Geschäft geworden.

Doch welche Rolle spielt das Klima in diesem Business? Wie groß ist der CO2-Fußabdruck, den die Kicker*innen hinterlassen? Welche Ressourcen werden verbraucht, um Großereignisse wie eine Fußball-Weltmeisterschaft zu realisieren?

Die Jagd nach dem Geld

Im modernen Fußball wollen viele Seiten mitverdienen – die Verbände, die Vereine, die Spieler*innen, die TV-Sender bzw. Streaming-Anbieter, die Wettbüros, uvm.. Nicht zuletzt geht es auch um die vielen Sponsoren, die große Marketing-Budgets in den Sport investieren. Um alle Seiten in diesem komplexen Geschäftsmodell zufrieden zu stellen, bedarf es eine Reihe von Wettbewerben.

Ein dichter Spielplan mit vielen Reisen

Schon allein die Champions League, der begehrteste Wettbewerb im europäischen Fußball auf Club-Ebene, ist ein ökologischer Albtraum. Mit der Qualifikationsphase treten insgesamt 80 Vereine aus ganz Europa in 125 Spielen gegeneinander an (UEFA Champions League, o.D.). Bereits die CO2-Emissionen, die nur durch die vielen Reisen der Mannschaften samt Betreuer*innen entstehen, sind beträchtlich.

Neben der Champions League betreibt die UEFA, die Union der Europäischen Fußballverbände, außerdem noch die Europa League sowie die neu eingeführte Europa Conference League. Beide Bewerbe sind ähnlich aufgebaut wie die Champions League und bringen somit ebenfalls viele Reisen mit sich, die zum Großteil mit dem Flugzeug zurückgelegt werden.

Neben den internationalen Wettbewerben sind die Vereine zusätzlich noch in einer nationalen Meisterschaft sowie in Cupbewerben involviert. Auch innerhalb eines Landes kommt es zu einer Vielzahl an Reisen und einem dementsprechend großen Ausstoß von Treibhausgas-Emissionen. Aufgrund des dichten Spielplans werden auch kurze Strecken nicht selten mit dem Flugzeug hinter sich gebracht, damit für die Profis ausreichend Vorbereitungszeit auf ein Match gewährleistet werden kann.

Zusätzlich zu den zahlreichen Wettbewerben auf Vereinsebene, die – nebenbei erwähnt – nicht nur in Europa durchgeführt werden, gibt es noch die Turniere der Nationalmannschaften. Auch hier hat jeder Kontinent eigene Wege, das stärkste Land in dieser Sportart zu ermitteln. Es sei noch angemerkt, dass die meisten dieser Bewerbe sowohl für Herren als auch für Frauen und diverse Jugendaltersgruppen existieren.

Der riesige CO2-Fußabdruck der Vielflieger*innen

Allein die 20 besten Kicker des Jahres 2019 haben in einem Jahr unglaubliche 505 Tonnen klimaschädliches Kohlendioxid angesammelt, verursacht durch ihre Flugreisen rund um den Globus (ORF.at, 2019). Im Laufe einer ganzen Karriere müssen Fußballer*innen unglaubliche Reisedistanzen auf sich nehmen. Nicht selten legen Spieler*innen im Laufe ihrer aktiven Zeit mehr als 1 Million Reisekilometer zurück (Wolff, 2017).

Ein Extrembeispiel hierbei ist Heung-min Son. Laut Statistiker der Spielergewerkschaft FIFPro kommt Son, aufgrund seiner zusätzlichen Verpflichtungen bei der Nationalmannschaft von Südkorea, seit März 2018 auf unglaubliche 223.637 Flugkilometer (Stand: Oktober 2021). Damit hätte der Profi, der aktuell bei den Tottenham Hotspurs unter Vertrag steht, in nur drei Jahren fünf Mal den Globus umkreisen können (Müller, 2021). 

Die treuen Fananhänger*innen

Viel schwerer ins Gewicht fallen jedoch die treuen Unterstützer*innen, die ihren Lieblingsvereinen bei allen Heim- und Auswärtspartien lautstark Support bieten möchten. Nach einer Studie der Klimaberatungsfirma CO2OL verursacht ein normaler Spieltag der deutschen Bundesliga – gemessen in Pre-Corona-Zeiten – ca. 7.753 Tonnen CO2. Rund zwei Drittel davon werden nur durch die Fahrten zu den Stadien verursacht (Schulze, 2020).

Die hohen CO2-Emissionen aufgrund der Mobilität sind jedoch nicht das einzige Problem. Zum einen kommt es auch zu einem erhöhten Wasserverbrauch. Die Stadtwerke München haben beispielsweise den Wasserverbrauch beim WM-Finale 2014 gemessen. Nur in dieser einen Nacht stieg der Verbrauch von Trinkwasser phasenweise auf die dreifache Menge an (Schramm, 2014).

Zum anderen geht es um die Müllberge, die die Zuseherinnen und Zuseher mit ihren Stadionbesuchen zurücklassen. Laut Life Tackle, einem internationalen Projekt, das darauf abzielt, Fußballspiele nachhaltiger zu gestalten, erzeugt jede*r Besucher*in rund 0,8 kg Müll in den 90 Minuten Spielzeit. Hochgerechnet auf alle Spiele der Europäischen Ligen ergibt das 750.000 Tonnen Abfall im Jahr (Life Tackle, 2019).

Der CO2-Fußabdruck bei Fußballgroßereignissen

Internationale Großereignisse ziehen Maßen aus der ganzen Welt an. Gleichermaßen bringt ein Fußballspektakel in diesem Ausmaß eine riesige Umweltbelastung mit sich. Wie so oft stellt auch in diesem Fall die Mobilität die größte Belastung dar. So gehen bei Großveranstaltungen 60% bis 80% der CO2-Emissionen auf das Konto der Mobilität.

Weitere belastende Faktoren sind der temporär erhöhte Energieverbrauch vor Ort, die anfallenden Übernachtungen sowie Fanartikel und Logistik. Doch auch die Milliarden TV-Zuseher*innen treiben mit ihrem Energieverbrauch aus der Ferne die CO2-Emissionen in die Höhe (carbon-connect AG, o.D.).

Das folgende Diagramm, das auf Zahlen von Carbon Connect beruht, zeigt den CO2-Fußabdruck, der bei den letzten Fußballweltmeisterschaften der Herren entstand.

Abbildung 2: Der CO2-Fußabdruck der Herren-Fußballweltmeisterschaften von 2006 bis 2018 | Quelle: Eigendarstellung

Es gilt abzuwarten wie die Zahlen nach der nächsten Fußball-Weltmeisterschaft der Herren im Winter 2022 in Katar aussehen werden. Das Land mit dem weltweit höchsten CO2-Fußabdruck pro Kopf möchte das Turnier jedenfalls so nachhaltig wie möglich gestalten. Gelingen soll dieses Vorhaben durch energieeffiziente Stadien, emissionsarme Transportmittel, nachhaltige Abfallbehandlung sowie Kompensation der unvermeidbaren Emissionen (FIFA, o.D.).

Forest Green Rovers – der „grünste“ Fußball-Verein der Welt

Dass ein Umdenken in der Branche an manchen Stellen bereits angekommen ist, beweisen die Forest Green Rovers, ein Club in der vierthöchsten Liga in England. Der Visionär und Vorstandsvorsitzende des Vereins, Dale Vince, Gründer des Öko-Energiekonzerns Ecotricity, zeigt, wie Nachhaltigkeit im Fußball erfolgreich umgesetzt werden kann. Ein mit Seetang gedüngter Bio-Rasen, veganes Essen für die Sportler*innen, Mitarbeiter*innen und Fans sowie Solarzellen auf dem Dach des Stadions, sind nur ein kleiner Auszug aus dem Nachhaltigkeitsprogramm des Vereins. Für die Zukunft plant der Verein sogar den Bau des weltweit ersten Stadions komplett aus Holz (Vering, 2021).

Fazit

Leider scheint die Klimaerwärmung noch nicht im modernen Fußball-Business angekommen zu sein. Insbesondere die nationalen und internationalen Verbände sind gefragt, wenn es darum geht, die vielen Reisen zu reduzieren. Immerhin stellt die Mobilität nach wie vor das Hauptproblem in diesem Dilemma dar. Zudem könnte der Sport wohl ganz gut ohne den einen oder anderen Bewerb auskommen. Womöglich würden sich auch die Profis über mehr Ruhephasen freuen, da sie aufgrund des dichten Spielplans oftmals an ihre Belastungsgrenzen kommen und dadurch anfälliger für Verletzungen sind. Eine Möglichkeit der Verbände könnte die Kopplung an ökologische Mindeststandards sein, damit die Vereine gezwungen sind ressourcenschonender zu agieren. Es liegt aber auch an den Vereinen und Spieler*innen höchstselbst die Initiative zu ergreifen und Haltung zu beweisen. Fakt ist, um die Klimaerwärmung so gering wie möglich zu halten, bedarf es in allen Bereichen Veränderungen – auch im Fußball.

Key takeaways: 

  • Ein enormer CO2-Fußabdruck entsteht durch die dichten Spielpläne, die eine Vielzahl an Reisen von den Vereinen und Fanhänger*innen abverlangen
  • Die Mobilität ist für den Großteil der CO2-Emissionen im Business verantwortlich
  • Ein erhöhter Wasserverbrauch sowie große Abfallmengen stellen zusätzliche Belastungen für unseren Planeten dar

Literaturverzeichnis

carbon-connect AG. (o.D.). CO2-Fussabdruck von internationalen Grossevents. Carbon Connect. https://www.carbon-connect.ch/media/filemanager/co2-emissionen-fussball-wm-002.pdf

FIFA. (o.D.). FIFA Nachhaltigkeit. FIFA. https://www.fifa.com/de/social-impact/fifa-foundation/sustainability

Life Tackle. (2019, Mai 15). How to TACKLE the environmental impacts of sport and football events. Life Tackle. https://lifetackle.eu/news/article/how-to-tackle-the-environmental-impacts-of-sport-and-football-events

Müller, G. (2021, Oktober 6). Und er fliegt und fliegt und fliegt: Die unglaublichen Reisedaten des Heung-min Son. 90min. https://www.90min.de/posts/heung-min-son-tottenham-spurs-sudkorea-flugzeug-reisen-nationalmannschaft

ORF.at. (2019, November 26). Messi & Co. Hinterlassen gewaltigen CO2-Fußabdruck. ORF.at. https://sport.orf.at/stories/3056252/

Schramm, S. (2014, Juli 14). Wasserverbrauch beim WM-Finale. Süddeutsche Zeitung. https://www.sueddeutsche.de/bayern/pinkel-oder-trinkpause-wasserverbrauch-beim-wm-finale-1.2046912

Schulze, T. (2020, September 24). Klimasünder Bundesliga: Was der Fußball besser machen kann. Stern. https://www.stern.de/sport/fussball/klimasuender-bundesliga–was-der-fussball-besser-machen-kann-9426288.html

UEFA Champions League. (o.D.). Turnier-Statistiken. UEFA Champions League. https://de.uefa.com/uefachampionsleague/statistics/

Vering, L. (2021, Juni 1). Nachhaltige Vorbilder: Forest Green Rovers sind der grünste Fußball-Verein der Welt. Ziele brauchen Taten – RENN.west. https://ziele-brauchen-taten.de/nachhaltiger-fussballverein-forest-green-rovers/

Wolff, J. (2017, April 6). Cristiano Ronaldo und die Vielflieger des Fußballs. Welt. https://www.welt.de/sport/article163416265/Cristiano-Ronaldo-und-die-Vielflieger-des-Fussballs.html

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Fußballfeld im Wald
Asaki, D. (2021, August 3). Football pitch in the woods. Unsplash. https://unsplash.com/photos/K0mJQlbu9Yo

Abbildung 2: Der CO2-Fußabdruck der Herren-Fußballweltmeisterschaften von 2006 bis 2018
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