Johannes Petter hat sich sein Hobby zum Beruf gemacht. Der Kryptoexperte verrät uns was es mit den starken Kursschwankungen auf sich hat und welche Stärken sowie auch Schwächen die bekannteste Münze der Welt aufweist.
Johannes Petter:
Ähnlich wie bei Aktien, Rohstoffen oder Edelmetallen gibt es auch beim Bitcoin keine zentrale Stelle, welche den Wechselkurs angibt, wie es beispielsweise bei Zentralbankwährungen der Fall ist. Der Preis des Bitcoins ist an Angebot und Nachfrage gekoppelt. Gibt es eine höhere Nachfrage des Bitcoins als das aktuelle Angebot, steigt der Preis. Umgekehrt, wenn das Angebot höher als die Nachfrage ist, sinkt der Preis. Vor rund zwei Jahren, im März 2020 ist er noch um rund 3.000€ gehandelt worden. Aktuell steht er nun bei zirka 38.000€. Wenn jedoch einzelne Personen oder Institutionen größere Positionen abstoßen, dann kann das den Kurs stark drücken, weil in diesem Fall das Angebot die Nachfrage kurzfristig übersteigt.
Betrachtet man die Werte von 2012 bis 2017, sieht man, dass die Kursschwankungen von Bitcoin damals noch bei bis zu 90% lagen und sie heute schon auf 50% gesunken sind. Die Volatilität wird mit zunehmenden Handelsvolumen, immer geringer werden.
Kryptowährungen sind durch Hebel handelbar. Dies bedeutet, dass man an Auktionsbörsen wetten kann, ob der Kurs fällt oder steigt. Diese Wetten verlaufen jedoch überwiegend mit ausgeborgtem Kapital und sind mit hohen Gewinnchancen, aber eben auch gleichermaßen hohem Risiko verbunden. Wenn in diesem Fall eine große Position liquidiert wird, führt dies zu einem kurzfristigen Preissturz und kann dadurch eine Kettenreaktion auslösen, welche sich durch schwankende Kursbewegungen bemerkbar macht.
Johannes Petter:
Kurzfristig möglicherweise schon, jedoch nur gegenüber Personen, die neu im Markt sind. Menschen, die bereits ein besseres Verständnis für diese Materie haben, werden durch solche Einflüsse weniger irritiert. Elon Musk hat es durch seine hohe Reichweite geschafft, den ein oder anderen mit seinem Tweet zu verunsichern und den Bitcoin kurzfristig in die „Schmuddelecke“ getrieben. Jedoch ist auch er, „nur“ ein Investor der Kryptowährung und kein Experte in diesem Sinne.
Der Tweet hat neben einer momentanen Negativität, auch wesentlich zur Bekanntheit des Bitcoins beigetragen. Es wird sich nie vermeiden lassen, dass sich verschiedene Meinungen zu einem Thema bilden. Nachhaltig gesehen, ändert ein solcher Tweet, jedoch nichts an den tatsächlichen Eigenschaften und der bereits großen Infrastruktur des Bitcoins.
Johannes Petter:
Die Vorteile:
Ein wesentlicher Vorteil ist, dass der Bitcoin zu jeder Zeit und an jedem Ort der Welt funktioniert, sofern eine Internetverbindung existiert. Da die digitale Währung dezentralisiert ist, kann sie nicht einfach ausfallen, so wie es bei einigen Finanzdienstleistern schon häufiger der Fall war. Angenommen einer großen Kaufhauskette fällt das Zahlungsmittelsystem mittels Kartenzahlung für zwei Stunden aus, bedeutet dies, einen im Stundentakt wachsenden Verlust. Solche Situationen entstehen dadurch, dass diese Zahlungsmittel zentralisiert sind und einen Angriffspunkt aufweisen. Wohingegen das Netzwerk des Bitcoins auf tausenden Computern der Welt verteilt ist.
Mathematische Knappheit ist ebenfalls ein positiver Aspekt, welchen der Bitcoin mit sich bringt. Wenn man heute einen Bitcoin kauft, also genauer genommen einen Coin, weiß man, dass man ein Stück von maximal 21 Millionen Bitcoins besitzt. Diese maximale Anzahl kann nicht geändert werden und unterscheidet sich massiv zu den Zentralbanken, welche nach Belieben Geld drucken können. Dazu kommt noch, dass man weder eine Bank noch einen anderen Vermögensverwahrer dazu bezahlen muss, auf die eigenen „Coins“ aufzupassen. Man kann dies ganz einfach selbst tun, ohne jegliche Kontoführungsgebühr zahlen zu müssen.
Die volle Kontrolle über sein Vermögen zu haben. Das schafft der Bitcoin zu jeder Tages- und Nachtzeit ohne eine dritte Instanz für jegliche Transaktionen einschalten zu müssen. Speziell in Entwicklungsländern, die kein intaktes Bankensystem haben, sind Kryptowährungen ein unübersehbarer Vorteil. Durch sehr geringe und sekundenschnelle Transaktionen über das Lightning-Netzwerk, ist der Bitcoin in manchen Regionen tatsächlich zu einem Zahlungsmittel geworden und verschafft der Bevölkerung eine stückweite Freiheit.
Die Schwächen:
Alles was Vorteile mit sich bringt, hat natürlich auch Nachteile.
Langfristig gesehen, ist der Bitcoin ein exzellenter Wertspeicher. Wenn man Bitcoin heute als Zahlungsmittel akzeptiert, kann es jedoch gut möglich sein, dass dieser um bis zu 50% im Preis einbricht. Somit ist er als alltägliches Zahlungsmittel derzeit eher ungeeignet.
Ein wesentlicher Nachteil des Bitcoins ist auch der momentane Energieaufwand, der für die Berechnung notwendig ist. Jedoch ist dies nur eine Momentaufnahme, da auch hier an ressourcenärmeren Prozessen gearbeitet wird.
Wirtschaftlich gesehen, stellt auch die fehlende Akzeptanz eine Schwäche dar. Momentan ist diese in den meisten Ländern noch sehr gering. Was in El Salvador schon sehr normal erscheint, stellt beispielsweise in Österreich noch eine große Herausforderung dar. Aber auch hier arbeiten SpezialistInnen an Lösungen anhand von einfachen Integrationsmethoden wie beispielsweise Kassenterminals oder Kartenzahlungen. Lösungen dieser Art würden es ermöglichen, nicht mehr zwanghaft den Schwankungen ausgesetzt zu sein, da HändlerInnen den tagesaktuellen Bitcoinkurs in Euro gutgeschrieben bekämen, zu dem Zeitpunkt, in dem er die Bitcoins empfängt. So als würde ein/eine AmerikanerIn mit American Express bezahlen. In diesem Fall bekäme der/die HändlerIn auch Euros und keinen Dollar.
Johannes Petter:
Es wird durchaus vorkommen das manche Länder sogenannte CBDC (Central Bank Digital Currency) also digitale Zentralbankwährungen besitzen werden. Jedoch wird dies parallel zu Bitcoin und anderen Kryptowährungen existieren. Sowie auch Gold neben Bargeld existiert. Es gibt bereits jetzt schon tausende Kryptowährungen neben dem Bitcoin, die alle samt verschiedenste Ziele und Eigenschaften verfolgen. Das bedeutet, es könnte möglich sein, dass eine andere digitale Währung als Zahlungsmittel anerkannt und akzeptiert wird, jedoch wird der Bitcoin meines Erachtens nach, den Status als „digitales Gold“ nicht verlieren.
Johannes Petter:
Blickt man in die Vergangenheit und nimmt beispielweise das Jahr 2020 als der Bitcoin bei rund 3.000€ lag und vergleicht den Preis heute mit zirka 38.000€, sieht man eine deutliche Kurve nach oben.
Dadurch, dass der Bitcoin so stark limitiert ist, ist er eher deflationär angehaucht und somit ist die Wahrscheinlichkeit sehr hoch, dass durch das verknappte Angebot Menschen immer einen höheren Preis bezahlen werden. Man kann nicht zu hundert Prozent davon ausgehen, jedes Projekt kann scheitern, jedoch ist die Wahrscheinlichkeit in diesem Fall sehr gering.
Ich schätze, dass der Bitcoin bis 2030 Gold in der Marktkapitalisierung überholen wird, weil es alle Eigenschaften von Gold erfüllt, nur besser. Denn die Grundeigenschaften von Geld allgemein sollten sein: Eine gute Aufbewahrungsmöglichkeit, es soll teilbar sein, leicht konvertierbar und leicht zu transportieren. Aus diesem Grund wurde Gold damals durch Banknoten ersetzt. Bitcoin erfüllt in dieser Hinsicht alle Aspekte.
Wenn meine Prognose eintritt, dass Bitcoin Gold in der Marktkapitalisierung überholt, dann würde ich behaupten, dass es möglich ist, dass der Preis des Bitcoins auf bis zu 500.000 US- Dollar klettern kann. Die Entwicklung wird bestimmt weiterhin einige Talfahrten mit sich ziehen aber langfristig gesehen, wird er meines Erachtens steigen.
„Ganz wichtig dazu zu sagen: das ist meine persönliche Meinung und keine Kaufempfehlung oder finanzieller Ratschlag.“
Ich bedanke mich für deine Zeit und das sehr informative Interview mit dir. Ich bin mir sicher, dass der ein oder andere dadurch einen besseren Einblick in die Welt der Kryptowährungen erhält.
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