Wie Blockchain die Musikindustrie revolutioniert

Erfahrt, wie das Internet zum Erzfeind der Musikindustrie wurde, nur um gleichzeitig als Chancengeber zu dienen. Und wie nun Blockchain die Musikindustrie revolutioniert, um Künstlern wieder mehr Bestimmungsrecht über ihre kreativen Güter zu geben.  

Das Internet: Erzfeind und Chancengeber

Einst sah die Musikindustrie im Internet einen Feind. Rund um das Jahr 2000 stieg die Popularität des Internets enorm und kontroverse Streaming Plattformen wie napster nutzen die Chance und etablierten sich am Markt. Resultierend daraus ging vor allem der physische Verkauf von CDs zurück. Generell begannen zu diesem Zeitpunkt die Umsätze der Musikindustrie zu fallen. Um diesen Rückgang zu stoppen, mussten neue Distributionskanäle gefunden werden. Hierbei diente das Internet wiederum als Türenöffner (Sitonio & Nucciarelli, 2018)

Logo der Peer 2 Peer Streaming Plattform napster
Logo von Napster

Die Ära der Aggregatoren beginnt

Das rechtliche Schattendasein lies Streaming Plattformen wie napster langsam verschwinden. Nun konnte die Revolution deren direkter Nachkommen, der Aggregatoren starten: Spotify, Apple Music, SoundCloud und Co. Aggregatoren sammeln Medianinhalte, bereiten sie auf und kategoriesieren sie. Und der Erfolg von Aggregatoren ist allgmein bekannt – die Top 10 Streaming Plattformen verzeichnen monatlich insgesamt 250 Millionen Nutzer. (Elder, o. J.; Vlachos et al., 2006)

Künstler/innen gehen bei jedem neuen Song in Vorleistung und sind oft die Letzten, die monetär davon profitieren. Für Songwriter/innen, Produzenten/innen und Musiker/innen ist es oft undurchschaubar wie sich ihre Lizenzgebühr zusammensetzt. Sie erhalten meist keine wertvollen Daten von Aggregatoren zu dem Hörverhalten ihrer Fans. (Sitonio & Nucciarelli, 2018)

Wieviel verdient nun ein/e Künstler/in über Streaming Plattformen? Nehmen wir Spotify als Beispiel – wird hier ein Song eine Million Mal gestreamt, generiert er 7.000 Dollar. Hiervon erhalten noch Crew Mitgliedern, Produzenten/innen und Record Labels ihren Anteil. Am Ende des Tages muss sich der/die Künstler/in mit nur 2.100 Dollar zufriedengeben. Oft haben Record Labels direkte Deals mit Streaming Plattformen. Der/die Künstler/in steht so wieder im Dunkeln bezüglich der Zusammensetzung und Höhe seines/ihres Anteils. (Contributor, 2018)

Die Forderung nach mehr Fairness und einer gerechten Entlohnung von Musikern/innen sind nicht mehr zu überhören. Die Rufe nach einer Revolution der Industrie werden immer lauter – und hier kommt Blockchain zum Einsatz. (Genç & Genç, 2021)

Alle Macht den Künstlern – Audius

Grafik auf der Audius Webseite, die Künstler dazu auffordert Teil der Streaming App zu werden und ihre Musik zu befreien.
Screenshot Audios.co

Seit 2018 gibt es die Music Sharing und Streaming App Audius. Man kann es sich wie Spotify oder SoundCloud vorstellen, jedoch basierend auf der Blockchain und somit dezentral und crypto-powered. Der plattformeigene Token von Audius nennt sich AUDIO.  

Das Service gehört und wird von einer open-source Community bestehend aus Künstlern/innen, Fans und Developern betrieben. Ziel von Audius ist es Künstlern wieder mehr Macht zu geben und mit dem Einsatz von Blockchain die Musikindustrie umzukrempeln. Die Exkludierung von Mittelmännern wie Record Labels und Aggregatoren bringt Künstler/innen und Fans wieder näher zusammen.

Das Audius Finanzierungsmodell

Um Audius nutzen zu können ist kein Blockchain oder Crypto Vorwissen erforderlich, das macht diese Plattform auch außerhalb der Crypto Community so erfolgreich. Künstler/innen können einfach und kostenfrei ihre Musik hochladen und selbst bestimmen, wie sie ihre Kunst zu Geld machen. Inhalte und Streams werden zum freien Download angeboten, oder Fans können mit einer Einmalzahlung Inhalte exklusiv für sich freischalten und Songs können auch als Non-Fungible Token (NFTs) verkauft werden. 90% des Umsatzes geht direkt an den/die Künstler/in. Die restlichen 10% gehen an alle Nutzer/innen, die das Audius System betreuen. Künstler/innen werden zusätzlich von Audius für Erfolge wie „Top 5 weekly trending tracks“ oder „Top 5 trending playlists“ mit AUDIO Token belohnt.

Audius erhält sein Kapital hauptsächlich durch Finanzierungsrunden und Investoren des AUDIO Token. Künstler/innen wie Katy Perry, Nas und Jason Derulo haben Mitte September 2021 groß in Audios investiert. Die Popularität von Audios steigt kontinuierlich – wurden im Januar 2021 noch 2,9 Millionen Unique Users verzeichnet, stieg diese Zahl im Juli 2021 auf 5,3 Millionen.  (Genç & Genç, 2021; Rumburg et al., o. J.; What Is Audius And Could It Be The Next Spotify?, o. J.)

Natürlich gibt es vor dem großen Durchbruch von Audius noch einige Verbesserungspunkte. Im Moment sind hauptsächlich kleine Indie-Label Künstler/innen auf Audius zu finden. Auch bekannte Künstler/innen nutzen Audius gerne als Plattform und testen dort experimentelle Songs und Beats. Um mit Big Playern wie Spotify mithalten zu können, muss die Bekanntheit und Nutzerzahl von Audius noch erheblich gesteigert werden. 

Laut Branchenexperten/innen stehen die Chancen für Audius sehr gut. Die Streaming App wird als ernstzunehmender Konkurrent der großen Aggregatoren angesehen. Audius ist ein sicherer Hafen für Künstler/innen. Als Teil von Audius protestiert man gegen die konventionelle Musikindustrie. 

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