Die Blockchain in der Automobilindustrie

Kann die Blockchain-Technologie der Automobilindustrie dabei helfen die Herausforderungen der Zukunft zu stemmen? Es gibt diverse Überlegungen zum Einsatz. In diesem Blogbeitrag werden fünf davon vorgestellt.

Die Wirtschaft im Allgemeinen und die Automobilindustrie im Besonderen kämpft mit unbeständigen Einflüssen von außen. Das wiederum macht die Entscheidungsfindung oft schwierig und unklar. Erschwerend hinzu kommt, dass das betriebliche Netzwerk in der Automobilindustrie sehr komplex ist. Es gibt eine Unmenge an Zulieferern sowie anderen Beteiligten, welche im besten Fall alle auf dem aktuellen Informationsstand sein sollten. Die Realität sieht leider oft anders aus. So sind beispielsweise bei Automobilherstellern Lieferverzögerungen, Lagerengpässe und Terminschwierigkeiten keine Seltenheit. Das beeinträchtigt natürlich auch die wirtschaftlichen Ergebnisse.

Um den eben genannten und weiteren Herausforderungen bestmöglich zu begegnen, will die Automobilindustrie künftig vermehrt auf die Blockchain-Technologie setzen. Davon verspricht man sich einen verbesserten Informationsfluss. (K. R. K. Reddy et al., 2021, S. 1)

Was war nochmal die Blockchain?

Die Blockchain-Technologie kann Transaktionen über mehrere Parteien hinweg effizient, nachprüfbar und unveränderbar speichern. Das schafft zum einen die in der Automobilindustrie oft geforderte Transparenz, aber auch das Vertrauen, welches bei einer so hohen Anzahl an Stakeholdern gegeben sein muss. (K. R. K. Reddy et al., 2021, S. 2)

Die Blockchain gilt als manipulationssicher. Zusammen mit einer weitere positive Eigenschaft der Blockchain-Technologie, der Nachvollziehbarkeit jeder Transaktion, macht das diese Technologie auch für die Automobilindustrie interessant. (Galatovic, 2020)

Aber bringt mir der Einsatz der Blockchain-Technologie wirklich so viel? Und wenn ja, in welchen Bereichen macht der Einsatz Sinn? Die Möglichkeiten sind vielfältig. Dieser Beitrag soll eine erste Orientierungshilfe geben und stellt fünft Einsatzgebiete der Blockchain-Technologie innerhalb der Automobilindustrie vor.

1. Supply Chain

Die Blockchain-Technologie könnte in der Automobilindustrie in der Supply Chain Anwendung finden. Mit Supply Chain ist vereinfacht ausgedrückt die Kette an Aktivitäten gemeint, die nötig ist um Kundinnen und Kunden wie auch Märkte erfolgreich zu versorgen. Man spricht in diesem Zusammenhang auch oft von der Lieferkette.

Mit Hilfe der Blockchain-Technologie wäre es möglich die komplette Lieferkette manipulationssicher zu dokumentieren. Das spielt sowohl bei den Rohstoffen eine Rolle die für die Herstellung von Bauteilen benötigt werden, als auch bei Ersatzteilen. Die in der Automobilindustrie benötigten Rohstoffe haben meist einen weiten Weg. Da es hier mehrere Zwischenhändler gibt, lässt sich bisher eine Manipulation der Dokumentation nicht ausschließen. Die Blockchain-Technologie soll hier Abhilfe durch lückenlose Transparenz schaffen. Produzenten profitieren von einer schnelleren Abwicklung beim Zoll. Konsumenten brauchen keine Angst vor gefälschten Ersatzteilen haben. (BMW, 2019)

Grade bei der Automobilindustrie sind die einzelnen Werke in verschiedenen Ländern verteilt. Wenn jedes Land seine eigene Datenbank führt kann es hier mitunter zu Kommunikationsbrüchen kommen. Besonders kritisch wird die Kommunikation von Bauteil-Daten, wenn die Information nicht digital sondern in Papierform vorliegt. Mit der Blockchain-Technologie könnte ein durchgängiger Informationsfluss gewährleistet werden unabhängig von der geografischen Lage.

2. Digitaler Fahrzeugpass

Bei Gebrauchtwagen würde sich die Dokumentation der Verkaufs- und Reparaturgeschichte anbieten. Da bekanntermaßen die Blockchain unveränderbar ist, würde eine lückenlose Aufzeichnung dafür sorgen, dass jeder Käufer über die gesamte Geschichte des Automobils im Bilde ist bevor er das Auto kauft. (Galatovic, 2020)

Nicht jeder Gebrauchtwagen ist so toll wie es einem der Verkäufer suggeriert. Tachometer-Betrüge sind leider keine Seltenheit. Beim Automobilkonzern BMW arbeitet man an einer Lösung für dieses Problem. Das Projekt heißt „Verify Car“. Die Idee ist ein digitaler Pass für das Auto in dem alle Verkäufe aber auch Unfälle und Informationen wie Tachostände gespeichert sind. So soll Betrügereien beim Gebrauchtwagenhandel entgegengewirkt werden. (BMW, 2019)

3. Digitales Fahrtenbuch

Ein anderer Ansatz ist die Verbindung der Blockchain-Technologie mit Internet of Things Technologien. Eine Möglichkeit des Einsatzes ist beispielsweise ein digitales Fahrtenbuch. Die Kilometerstände wären unmanipulierbar, besonders wenn die Daten automatisch an die Blockchain übertragen würden. Innerhalb größerer Firmenflotten erhielte man so eine lückenlose Dokumentation aller gefahrenen Kilometer. (Galatovic, 2020)

4. Smart-Car-Sharing

Die Idee eines blockchainbasierten digitalen Fahrtenbuchs kann auch beim Car-Sharing Anwendung finden. Wenn mittels IoT Anwendung die tatsächlich gefahrenen Kilometer und die Fahrzeit in die Blockchain übertragen werden, ist eine Fälschung der Daten so gut wie unmöglich. Mittels Smart-Contracts bräuchte man für das Car-Sharing auch keine Vermittler mehr. Auf diese Weise wäre ein Peer-to-Peer Car-Sharing möglich bei dem auch die Abrechnung über Smart-Contracts automatisch ausgelöst wird. (Geißler, 2020)

5. Kfz-Versicherungen

Mit weltweit steigendem Verkehrsaufkommen wird auch das Thema Verkehrssicherheit immer wichtiger. Je mehr Verkehrsteilnehmer es gibt, desto größer wird die Chance in einen Verkehrsunfall verwickelt zu werden.

Im Bereich der Kfz-Versicherungen gibt es deshalb schon seit längerem diverse Ansätze die sich um die Incentivierung eines erwünschten Fahrstils drehen. Das würde heißen, dass man für vorausschauendes Fahrverhalten, mit dem man weder sich noch andere gefährdet, belohnt wird. Derartige Ansätze werden in der Fachliteratur als Pay as you drive bezeichnet. (T. Reddy & Premamayudu, 2019, S. 507)

Kfz-Versicherungen könnten durch die Blockchain-Technologie zum einen smart werden und zum anderen wäre auch hier wieder eine lückenlose und manipulationssichere Dokumentation gewährleistet. Bei Kfz-Versicherungen könnte es künftig Policen geben, deren Höhe sich nach dem Fahrverhalten der Lenker richtet. Eine solche Abrechnung wäre durch die Verbindung von IoT und Blockchain-Technologie zu bewerkstelligen. (Galatovic, 2020)

Es tut sich so einiges in der Automobilindustrie. Einige Automarken haben schon diverse Pilotprojekte am Laufen. Es bleibt abzuwarten welche Anwendungsfälle der Blockchain-Technologie sich in der Automobilbranche langfristig durchsetzen. Vor allem wird es spannend welche Auswirkungen das auf Kundinnen und Kunden haben wird.

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