Wie klimaschädlich ist ein Winterurlaub?

Abbildung 1: Skilift / Quelle: unsplash.com/Tim Arnold

Jede Urlaubsreise ist mit Mobilität, einer temporären Unterkunft und Freizeitaktivitäten verbunden, wodurch automatisch Treibhausgase verursacht werden. Österreich ist ein beliebtes Tourismusland und vor allem der Wintertourismus spielt in Österreich eine große Rolle. 

Rund 100 Millionen Touristen und Touristinnen besuchen die europäischen Alpen jährlich. Die österreichische Wintertourismusbranche ist die drittgrößte der Welt in Bezug auf die Besucheranzahl, nach der USA und Frankreich (Steiger & Scott, 2020).
Doch seit einigen Jahren schaut der Wintertourismus einer unsicheren Zukunft entgegen: Durch die Klimaerwärmung sinkt die natürliche Schneebeschaffenheit und gleichzeitig werden in der Bevölkerungen die Thematiken Klimaschutz und Nachhaltigkeit immer wichtiger. Doch ist ein Winterurlaub wirklich so klimaschädlich wie man denkt und wenn ja, wo genau liegt der größte CO2 Ausstoß des Wintertourismus?

Welche Faktoren tragen zur CO2 Bilanz des Winterurlaubes bei?

Zur CO2 Bilanz eines Winterurlaubes spielen Faktoren wie die An- und Abreise, die Art der Unterkunft, der Konsum der Lebensmittel und die Freizeitaktivitäten eine Rolle. Laut Studien verursachen die An- und Abreise zu einem Urlaubsort, wie die unten stehende Grafik ebenfalls ersichtlich macht, den größten Anteil an CO2 Emissionen. Es macht einen Unterschied, ob man mit dem Flugzeug, mit dem Zug oder per Auto an das Urlaubsdomizil reist. Zudem macht die zurückgelegte Strecke ebenfalls einen Unterschied.
85 Prozent der Winterurlauber und Winterurlauberinnen reisen mit dem PKW an und genau hier fällt somit auch der meiste CO2 Ausstoß an (Oswald, 2020). Klar ersichtlich ist, dass Urlaubsflüge einen besonders hohe CO2-Emission verursachen und somit ein Winterurlaub in Österreich, egal ob per Bahn oder PKW, einen deutlich geringeren CO2-Ausstoß verursacht als ein Sommerurlaub in einem südlichen Land. 

Abbildung 2: Treibhausgas-Emissionen der unterschiedlichen Urlaubstypen pro Tag pro Person / Quelle: Umweltbundesamt.at

Energieverbrauch von Beschneiungsanlagen

Ein weiterer, wesentlich wichtiger Punkt ist die Nutzung von Liftanlagen im Winterurlaub sowie Beschneiungsanlagen und Pistenpräparierungen. 

Rechnet man die Beschneiung, die Pistenpräparierung und die Benutzung der Lifte zusammen, so beträgt der durchschnittliche Energiebedarf pro Person pro Tag circa 16 kWh (Oswald, 2020). Durch den immer größer werdenden Schneemangel, welcher durch den Klimawandel verursacht wird, steigt die Abhängigkeit an technisch erzeugtem Schnee. In Österreich wurden im Jahr 1991 20 Prozent der Pisten beschneit, mittlerweile sind es 70 Prozent (Damm et al, 2017).
Mit Stand 2019 gab es österreichweit 23.700 Hektar Pistenfläche. Der Wasserverbrauch bei der Beschneiung liegt jährlich bei circa 3.000 Kubikmeter Wasser pro Hektar. Somit verbraucht allein das Land Österreich jährlich rund 71.100.000 Kubikmeter Wasser pro Jahr für die Beschneiung von Skipisten (WKO, 2019).
Technisch erzeugter Schnee wird auch oft Kunstschnee genannt, was vermuten lässt, dass der Schnee mit Chemikalien hergestellt wird. Tatsächlich besteht er aber nur aus Wasser und Luft. Das Wasser wird durch Drüsen mit viel Geschwindigkeit in die Luft geschleudert, wodurch die Tropfen gefrieren und als Schneekristalle zu Boden fallen. (WKO, 2018).
Die Produktion von einen Kubikmeter Schnee bei Temperaturen über minus fünf Grad Celsius braucht bis zu fünftmal mehr Energie als die Produktion von einem Kubikmeter Schnee bei kälteren Temperaturen (Steiger & Abegg, 2013). 

Wie kann ein Winterurlaub klimafreundlicher erfolgen?

Beschneiungsanlagen, Liftstationen, Unterkünfte und die An- und Abreise in eine Wintersportdestination stoßen also einiges an CO2 aus, wenn auch nicht so viel wie beispielsweise ein Sommerurlaub in Spanien oder auf den Malediven. Doch wie kann man seinen Winterurlaub klimaschonender verbringen?

Laut dem Gletscher- und Klimaforscher Georg Kaser ist besonders der Individualverkehr in die Urlaubsorte ein großes Problem. Österreichweit sind auch im Jahr 2021 manche Tourismusorte nicht an ein ausreichend öffentliches Verkehrsnetz angebunden (Schauhuber, 2021). Hat man die Wahl, dass man per Bus oder Bahn in das Skigebiet fahren kann, so sollte dies genutzt werden, um somit den CO2-Fußabdruck zu verkleinern. Ebenso gibt es mittlerweile den Trend zum sogenannten slow-tourism, Bio-Hotels und ähnlichen Modellen, welche einen bewussteren Konsum während des Urlaubs fördern. 

Fazit

Der Wintertourismus ist für die österreichische Wirtschaft eine wichtige Einnahmequelle und bietet zahlreiche Arbeitsplätze. Durch den Klimawandel und den Schneemangel blickt der Wintertourismus jedoch unsicheren Zeiten entgegen. Den größten Aufholbedarf hat der Wintertourismus in Österreich sicherlich bei der Anbindung an öffentliche Verkehrsmittel. Nur wenige Wintersportorte sind in Österreich mit der Bahn erreichbar. Bietet man hier vor allem Urlaubern und Urlauberinnen aus Österreich und den Nachbarstaaten attraktive Angebote per Bus oder Bahn, so kann auf PKW-Reisen verzichtet werden. Internationale Urlaubsgäste werden nach wie vor an Flugreisen angewiesen sein. Ein weiterer wichtiger Aspekt ist der Fokus auf die Regionalität und Saisonalität. Hat man die Möglichkeit ein Skigebiet in der Nähe des Wohnortes zu besuchen, beziehungsweise ein Skigebiet in Österreich zu besuchen, so muss man nicht zwingend nach Kanada oder Japan zum Heli-Skiing. Das gleiche gilt auch für die Saisonalität: Die Angebote der Skigebiete sollten während den Wintermonaten genutzt werden und auf Gletscher-Skifahren im Oktober, wodurch etliche Kubikmeter an Wasser zur Bereitstellung von technisch erzeugtem Schnee verbraucht werden, sollte verzichtet werden.

Jeder einzelne Wintersportler und jede einzelne Wintersportlerin kann einen eigenen Beitrag zur CO2-Reduzierung beitragen. Nicht nur die Wahl des Transportmittels ist dabei von Relevanz, sondern auch die Wahl der Unterkunft, der Konsum von Lebensmitteln vor Ort und die Freizeitaktivitäten des Winterurlaubs. 

Key takeaways: 

  • Saisonal und regional urlauben
  • Per Bus oder Bahn in eine Urlaubsdestination anreisen
  • PKW-Individualreisen und Flugreisen vermeiden. 

Literaturverzeichnis

Damm, A., Greuell, W., Landgren, O., & Prettenthalter, F. (2017). Impacts of +2C global warming on winter tourism demand in Europe. Climate Services, 7, 31-46. https://www.sciencedirect.com/science/article/pii/S2405880715300297?via%3Dihub

Oswald, B. (2020). Darf man noch Ski fahren? https://www.br.de/nachrichten/bayern/faktenfuchs-wie-klimaschaedlich-ist-eigentlich-skifahren,RC0NgkF

Schauhuber, M. (2021). Georg Kaser: „Man kann Skigebiete anders strukturieren“. https://www.derstandard.at/story/2000123570205/gletscher-und-klimaforscher-man-kann-skigebiete-anders-strukturieren

Steiger, R. & Abegg, B. (2013). The Sensitivity of Austrian Ski Areas to Climate Change. Tourism Planning & Development, 10(4), 480-493. https://www.tandfonline.com/doi/abs/10.1080/21568316.2013.804431

Steiger, R., & Scott, D. (2020). Ski tourism in a warmer world: Increased adaptation and regional economic impacts in Austria. Tourism Management, 77, 104032. https://www.sciencedirect.com/science/article/abs/pii/S0261517719302304?via%3Dihub

Umweltbundesamt (2018). Treibhausgas-Bilanz unterschiedlicher Urlaubstypen. https://www.umweltbundesamt.at/aktuelles/presse/news2018/news20181213

WKO. (2018). FAQ- Fragen und Antworten. Technische Beschneiung in Österreich. https://www.wko.at/branchen/transport-verkehr/seilbahnen/faq-technische-beschneiung.pdf

WKO. (2019). FACTSHEET- Technische Beschneiung in Österreich. https://www.wko.at/branchen/transport-verkehr/seilbahnen/factsheet-beschneiung.pdf

 

Abbildungsverzeichnis

Abbildung 1: Skilift
Tim Arnold (2021, Jänner 11). Alps. Unsplash.com https://unsplash.com/photos/js69JZHH7JI

Abbildung 2: Treibhausgasemissionen der unterschiedlichen Urlaubstypen, pro Tag und Person. Umweltbundesamt (2018, Dezember)https://www.umweltbundesamt.at/fileadmin/site/aktuelles/2018/treibhausgasbilanz_urlaubsreisevergleich_factsheet2018.pdf

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