Interview und Erfahrungsbericht: SEO-Expertin und Texterin Nadine Schnetzer vs. Texting-Tool ChatGPT

Das Schreiben von Texten, egal ob für Social Media oder Webseiten, ist für viele eine Herausforderung, daher finden die automatisierten Texting-Tools wie ChatGPT im Moment viel Zuspruch. Im Gespräch mit Nadine Schnetzer analysieren wir gemeinsam die Zukunft der Texting-Tools. 

Das Interview wurde in einem persönlichen Gespräch geführt.

Bildquelle: vpuls360

Nadine Schnetzer ist seit 2019 als Texterin für die Werbeagentur vpuls360 tätig. Ihr Abschluss in Germanistik untermauert ihre Begabung im Umgang mit Worten. vpuls360 gehört zu Russmedia, welches der größte Nachrichten Produzent in Vorarlberg ist. Im Gegensatz zu vielen Print Kollegen ist Nadine Schnetzer eine der wenigen, die das Schreiben in der Online Welt beherrscht. 

Das SEO-optimierte Verfassen von Webseitentexte, Blogs oder spannenden Newslettern ist seit vier Jahren ihr täglich Brot. Zusätzlich betreut Nadine Schnetzer als Social Media Managerin viele Kunden auf den unterschiedlichsten Plattformen. Sie weiß, welche Textformate am Puls der Zeit sind und macht viele Print-Inhalte für die Online Welt zugänglich.

Das KI geschützte automatisierte Verfassen von Texten wie z.B. von ChatGPT oder Google Bard ist in aller Munde, was haltest du von diesen automatisierten Texting-Tools?

Nadine Schnetzer: Meine Meinung zu diesen Tools ist zwiegespalten, denn zum einen finde ich es, wie viele andre auch, sehr spannend und faszinierend, was diese KI´s können und auch lernen. Jedoch betrachte ich diese Entwicklung auch mit äußerster Vorsicht, denn ich kann nicht kontrollieren, woher die Informationen kommen, und finde es daher sehr schwierig die Texte eins zu eins weiter zu verwenden. 

Auf Grund der schlechten Nachvollziehbarkeit der Herkunftstexte finde ich es auch ebenfalls kritisch, dass die KI´s Meinungen zu Themen preisgeben. Die Möglichkeit falsche Informationen dadurch zu verbreiten, wächst natürlich enorm. Eine gute Recherche zu dem jeweiligen Thema kann im Moment noch nicht ersetzt werden. Zum jetzigen Zeitpunkt ist ChatGPT noch auf einem Wissensstand von 2021. Als SEO-Expertin und Texterin kenne ich die Rahmenbedingungen für einen guten Text und auf den ersten Blick sind die Texte nicht allzu schlecht, doch beim genaueren hinschauen wird einem schnell klar, dass diese KI´s im Moment noch keine Texter*innen ersetzen können. Denn viele Satzanfänge fangen gleich an und meist sind es nur aneinander gereihte Hauptsätze. 

Hast du Angst, dass du zukünftig nicht mehr gebraucht wirst und du durch ein automatisiertes Texting-Tool ersetzt wirst?

Nadine Schnetzer: Auch bei dieser Frage kann ich mich nicht ganzheitlich für eine Antwort entscheiden. Grundsätzlich sind Texte immer mehr aus dem Fokus verschwunden, Social Media zeigt ganz klar – Bild schlägt Text und Video schlägt Bild. Wir Menschen werden immer fauler und auch das Lesen von Texten ist für eine Vielzahl der Bevölkerung mehr Mittel zum Zweck und kein Hobby. Daher verstehe ich, dass dieser Punkt sehr reizvoll für Einsparungen und Automatisierungsprozesse ist.

Doch aus einem anderen Blickwinkel betrachtet sehe ich es als Chance. Denn die organische Auffindbarkeit einer Webseite kann mit Texten von ChatGPT und Co. sicherlich nicht erhöht werden. Die Algorithmen sollen schon erkennen, welche Texte von KI´s geschrieben wurden. Zusätzlich sind die Texte von den KI´s meist kein zusammenhängende Absätze bzw. Bericht. Es sind Sätze, welche aneinandergereiht sind und es ist kein schöner Textaufbau gegeben. Jeder Fortschritt hat immer eine Veränderung gebracht, doch das komplette Verdrängen einer Texter*in sehe ich nicht. Denn schließlich hat der Fernsehkrimi auch kein Buchkrimi vertrieben, nur der Zugang und die Zielgruppe haben sich verändert. Eine Person, welche einen Krimi im Fernseher sieht, hat nicht dieselben Ansprüche wie eine Person, welche ein Buch liest. So würde ich die Entwicklung der automatisierten Texter*innen ebenfalls beschreiben. Ich denke, dass es Personen benötigt, die gute Ideen haben, um diese Tools zu verwenden und die Ergebnisse auszubessern bzw. zu veredeln. Ich sehe hier mehr eine Möglichkeit mir Ideen zu holen und diese in meine Arbeit mit einfließen zu lassen. Ich denke, dass auch in diesem Bereich gut ausgebildete Kräfte ihre Daseinsberechtigung auf dem Markt finden werden und sich die Gewichtung verändern wird.

Setzt du die Texting-Tools wie ChatGPT oder andere selbst ein?

Nadine Schnetzer: Ja, ich verwende das Tool Neuroflash als Inspirationsquelle und Ideengeber. Im Unterschied zu ChatGPT ist dieses Tool kostenpflichtig und auch die Bedingungsform ist eine andere. Neuroflash bietet genauere Vorgabekriterien und Kategorien an, zusätzlich werden mehrere Ergebnisse ausgespielt. Dieser Anbieter wirbt auch damit, zu 99,9% Unique Content zu erstellen. Bei ChatGPT wird alles mehr im Dialogmodus präsentiert der Charakter eines Chatverlaufes ist gegeben. Wie schon gesagt, habe ich gelernt mich von diesen Tools nicht zu verschließen, denn sie können mir den Arbeitsalltag erleichtern und beschleunigen den Textingprozess. Doch solange mein Name unter dem geschrieben Text steht werden alle Informationen geprüft und das Ganze so umformuliert, dass ein einheitlicher Sprachstill gegeben ist.

Du bist schon länger in der Online Welt unterwegs, welche sich ständig verändert, hast du einen Tipp für unsere Leser*innen, damit man am Puls der Zeit bleibt.

Nadine Schnetzer:
Sie beginnt zu lachen und sagt: „Ganz ehrlich Leute, lest mehr!“

Das ist wirklich ein ernst gemeinter Tipp: Geht mit offenen Augen durch eure Social-Media-Kanäle und beobachtet was sich verändert und welche Themen aufkommen. Zusätzlich lese ich selbst viele Newsletter und habe immer im Blick, was in der Branche alles passiert. Für mich ist es sehr wichtig sich nicht vor Neuem zu verschließen. Ich sehe jeden Tag viele Personen aus der Printwelt, welche den Sprung zur digitalen Welt nicht geschafft haben. Ich lebe nach dem Motto „Wer rastet, der rostet!“

Fazit

Zusammenfassend ist zu sagen, dass nicht heute oder morgen eine Arbeitsstelle von einer KI übernommen wird. Die Entwicklungen zeigen jedoch sehr stark auf, dass man sich von den Veränderungen nicht verschließen darf, da man ansonsten schnell auf dem Abstellgleis steht. Wenn nicht schon geschehen, werden sicherlich viele Grundtexte von KI erzeugt und von Fachpersonal verfeinert und bewertet. Wie in vielen Bereichen, welche von Automatisierung betroffen sind und somit schneller und oft auch bessere Ergebnisse erzeugt werden, werden Jobs ersetzt, welche keine höhere Ausbildung verlangen. Doch das Bewerten und Einordnen der erzeugten KI-Texte wird von ausgebildeten Fachkräften übernommen werden müssen. 

Bildquelle Beitragsbild: Selbst erstellt