Die dunkle Seite der Flirt-Bots!

Gerade in der Zeit der Corona-Pandemie wurde uns wieder bewusst, wie wichtig ein Austausch mit anderen Personen für uns Menschen ist. Obwohl wir heute von einer Vielfalt an Angeboten umgeben sind, wird unsere Gesellschaft auf sozialer Ebene immer einsamer. Replika bietet hier eine Möglichkeit sich nicht mehr allein zu fühlen. Das zeigt auch der große Zuwachs in der ersten Phase der Corona-Pandemie, in der wir Menschen vor neue Herausforderungen gestellt wurden. Replika bot dem ein oder anderen eine Möglichkeit sich mitzuteilen.

Wer oder was ist Replika und was sind ihre Absichten?​

Bildquelle: Robin Worrall von Unplash

Replika ist eine Chat-App, jedoch kommen die geschriebenen Chatnachrichten nicht von einem Menschen, sondern von einem Chatbot mit künstlicher Intelligenz (KI). Laut Angaben der App, sind schon über zehn Millionen Nutzer von der App überzeugt und verwenden diese. Die Nutzer wissen, dass sie mit einer Maschine bzw. KI kommunizieren, und diese passt sich mit der Zeit an die Gewohnheiten und die Ausdrucksweise des Users an. Beim Einstieg in die App kann der Avatar aus Vorlagen zusammengestellt und mit einem Namen benannt werden.

Replika ermöglicht es mittels künstlicher Intelligenz eine selbst geformte menschliche Persönlichkeit zu kreieren. In Foren von Usern gibt es zahlreiche Tipps wie Replika trainiert wird. In den meisten Erfahrungsberichten ist von Männern zu lesen, welche eine emotionale Beziehung zu der KI aufbauen. Was ist die Motivation der User zu einer „Maschine“ eine Verbindung aufzubauen? Viele Fantasien können mit Replika ausgelebt werden und es gibt Erfahrungsberichte von Männern, welche sich in den Chatbot verliebt haben. Andere nutzen die App, um ihre künstlich erschaffene Freundin zu beleidigen und demütigen. Viele der Nutzer erschaffen sich einen eigenen Avatar, welchen sie nach ihren Wünschen selbst formen können. Wenn wir genauer hinschauen stellt sich heraus, dass die App eine Kopie von einem selbst erschafft, denn der User selbst ist der einzige, welcher die Kommentare des Chatbots bewertet und ihm somit erlernt was gewünscht ist und was nicht (Schmalzried, 2022).

Diese App entstand, um anderen Menschen Beistand zu leisten, Eugeni Kuyda verlor ihren besten Freund. Die Entwicklerin fütterte ein Chatbot-System mit Textnachrichten und E-Mails, um mit ihrem Freund weiter Nachrichten auszutauschen. Sie erschuf so eine KI die ihr die Trennung von Ihrem besten Freund etwas erleichtern und ihn nachahmen sollte.

Und nicht nur der Entwicklerin Eugeni Kuyda geht es so, zahlreiche Menschen verarbeiten die Trennung von ihrem Partner mit Replika oder sind einfach nur froh nicht allein zu sein. Der Informationsethiker Oliver Bender geht hier sogar einen Schritt weiter. Denn er findet, dass diese Möglichkeit des Chattens ideal für eine Therapie geeignet ist. Viele Menschen entwickeln erstaunlich schnell Vertrauen zu Robotern und KI. Er betont dennoch, dass es wichtig sei diese Art der Therapie mit einem Menschlichen Betreuer zu kombinieren (Weiss, 2020).

Wie Chatbots emotional hungrige Personen schamlos ausnutzen.

Im Gegensatz zu Replika ist den Usern von Flirt-Seiten nicht einmal bewusst, dass sie mit einem Chat- bzw. Flirtbot schreiben. Auf den meisten Flirt-Seiten ist eine erstaunlich hohe Rate an Chatbots gegeben. Doch diese Chatbots sind nicht nur auf Flirt-Seiten zu finden, auch auf vielen Social Media Plattformen treiben sie sich herum. Auf Instagram, welches 2020 über eine Milliarde Nutzer verzeichnete ist jeder zehnte dieser Nutzer ein Bot.

Diese Flirtbots haben sich weiterentwickelt und können mittlerweile über verschiedene Arten den Kontakt zu einer Person aufbauen. Sie beherrschen den Umgang mit Direktnachrichten, Gruppeneinladungen, Kommentare, Markierungen auf Fotos, Antworten auf Fragesticker und Stories. In den meisten Fällen sind diese Chatbots an Geld interessiert und sie verfolgen meist folgende Masche. Über eine der Reaktionen wird Kontakt zu einer Person aufgenommen und es folgt eine kurze Konversation über Direktnachrichten. Nach einer kurzen Konversation möchte der Flirt-Bot die Plattform wechseln auf der er verspricht noch schönere und eventuell freizügige Bilder von sich zu haben. Wird diese Anweisung erfüllt meldet sich das Opfer auf einer Plattform an, bei denen aus seiner Sicht beide der Chatpartner pro Nachricht einen Euro bezahlen. Viele die diesen Bericht jetzt lesen, werden sich fragen, wer so naiv ist diesen Vorgang immer weiterzumachen. Doch im Netz finden sich unzählige Erfahrungsberichte, größtenteils von Männern, welche auf diese Masche reingefallen sind. (Ultralativ, 2020)

Verliebt in einen Chatbot geht das überhaupt?

Eine enge Verbindung zwischen Menschen und Maschine ist in Japan keine Seltenheit mehr. Die Hälfte, der unter 40-jährigen, welche noch nicht verheiratet sind leben in Japan nicht in einer Beziehung. Ein großer Teil dieser Männer möchten keine Beziehung, denn viele junge Männer sind dort arbeitslos, leben lange bei Ihren Eltern oder in kleinen Apartments.
Eine klassische Beziehung hat dort oft keinen Platz, die virtuellen Partner brauchen nur wenig Platz in der Hosentasche. Manche nehmen diese Beziehungen sogar so ernst, dass sie mit ihren Partnern in Restaurants gehen oder sie den Eltern vorstellen. (Weiss, 2020).

Fazit

Auch in Zukunft werden wir uns immer mehr mit den Themen rund um Maschinen, Algorithmen und KI auseinandersetzen. Alle diese technischen Möglichkeiten haben ihre Daseinsberechtigungen und können positiv wie auch negativ eingesetzt werden. Wichtig für uns Menschen ist uns damit auseinander zu setzen und uns dessen bewusst zu sein 

Literaturverzeichnis

Schmalzried, G. (2022, 29. Juni). Was steckt hinter dem KI-Chatbot „Replika“?. BR24. https://www.br.de/nachrichten/netzwelt/was-steckt-hinter-dem-ki-chatbot-replika,T9wdKat

Weiss, J. (2020, 06. Februar). Beziehung mit einer KI – Wie ich versucht habe, mich in einen Chatbot zu verlieben. Der Tages Spiegel. https://www.tagesspiegel.de/gesellschaft/beziehung-mit-einer-ki-wie-ich-versucht-habe-mich-in-einen-chatbot-zu-verlieben/25495680.html

Ultralativ. (2020, 20. September). Flirt-Bots auf Instagram. Ultralativ [Video]. Youtube.
https://www.youtube.com/watch?v=l3DyXX_XH_8

Bildquelle: Beitragsbild von Jason Leung von Unplash